Soziales

Modellprojekt zur besseren medizinischen Versorgung von wohnungslosen Menschen startet an neun Standorten

Obdachloser sitzt mit Hund in einer Fußgängerzone

Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha hat die Standorte im Land bekannt gegeben, an denen die Landesregierung eine bessere medizinische Versorgung von wohnungslosen Menschen erprobt.

Im Rahmen eines neu aufgelegten Modellprojekts werden an insgesamt neun Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe in den Stadt- und Landkreisen Lörrach, Freiburg, Rottweil, Heidelberg, Tübingen, Friedrichshafen, Konstanz und Rems-Murr-Kreis regelmäßige ärztliche Sprechstunden angeboten.

Ziel der Maßnahme ist es, für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohten Bürgerinnen und Bürgern eine allgemeinmedizinische Grund- und Erstversorgung sicherzustellen. „Für wohnungslose Menschen gibt es leider oft Barrieren beim Zugang zur Gesundheitsversorgung. Wir wollen diese Hemmnisse durch ein bewusst niedrigschwelliges medizinisches Versorgungsangebot abbauen und Betroffene wieder dauerhaft in die medizinische Regelversorgung integrieren“, sagte Minister Lucha in Stuttgart.

Modellprojekt soll Zugang zu medizinischer Versorgung verbessern

Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit gefährdete Menschen nutzen im Vergleich zum Rest der Bevölkerung unterdurchschnittlich oft medizinische Angebote. Obwohl ein Teil der Betroffenen krankenversichert ist oder über eine entsprechende Absicherung die Angebote von Ärzten und Krankenhäusern in Anspruch nehmen könnte, nehmen viele diese Hilfen nicht in Anspruch. Zu den Gründen zählen beispielsweise frühere negative Erfahrungen beim Arztbesuch, Schamgefühle oder eine oftmals zu positive Bewertung des eigenen Gesundheitszustandes. Das ist das Ergebnis einer vom Sozialministerium beim Institut für angewandte Sozialwissenschaften in Auftrag gegebenen Studie zur gesundheitlichen Versorgung wohnungsloser Menschen in Baden-Württemberg. Mit dem jetzt gestarteten Modellprojekt für eine bessere medizinische Versorgung von wohnungslosen Menschen reagiert die Landesregierung auf diese Erkenntnisse.

Das Land fördert die Grundausstattung der Behandlungszimmer in den ausgewählten Einrichtungen mit über 60.500 Euro. Umgesetzt wird das Projekt in Abstimmung mit der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, den gesetzlichen Krankenkassen, dem Landkreistag Baden-Württemberg, dem Städtetag Baden-Württemberg und der Liga der freien Wohlfahrtspflege. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt durch das Institut für Medizinische Biometrie und Statistik, Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung SEVERA, des Universitätsklinikums Freiburg.

Wohnungslosigkeit in Baden-Württemberg

Laut einer vom Ministerium in Auftrag gegebenen und 2015 veröffentlichten Studie zur Wohnungslosigkeit gibt es in Baden-Württemberg ca. 22.800 Personen, die von Städten und Gemeinden ordnungsrechtlich untergebracht sind oder bei den öffentlichen und freien Trägern Hilfe nach den §§ 67 ff. SGB XII in Anspruch nahmen (Stichtag 1. Oktober 2014). Unter allen volljährigen Wohnungslosen betrug der Anteil der Frauen rund 28 Prozent. Rund jede achte wohnungslose Person (12,8 Prozent) war jünger als 25 Jahre und rund 13,5 Prozent älter als 60 Jahre. Die Studie wurde von der Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung aus Bremen erstellt.

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