Familie

Faltblatt "Schütteln von Babys ist lebensgefährlich" in türkischer und russischer Sprache

 

 

In Baden-Württemberg kommen pro Jahr rund 4.000 Kinder von türkisch und rund 1.000 Kinder von russisch sprechenden Müttern zur Welt – bei insgesamt rund 90.000 Geburten. „Sprachbarrieren dürfen bei der Gesundheitsvorsorge keine Rolle spielen", betonte Gesundheitsministerin Katrin Altpeter. Deshalb wurde das Faltblatt zur Prävention des Schütteltraumas bei Säuglingen jetzt auch in türkischer und russischer Sprache aufgelegt.

 

 

Es passiert meistens in der Nacht und in drei von vier Fällen sind es Männer, die die Beherrschung verlieren: Säuglinge werden so intensiv geschüttelt, dass sie sterben oder schwere Behinderungen erleiden. Gründe für das starke Schütteln sind in der Regel Wut über ein scheinbar endlos schreiendes Baby und Unwissenheit darüber, was Schütteln im Kopf des Kindes anrichten kann.

 

 

Pro Jahr werden über 100 betroffene Kinder aus deutschen Kinderkliniken gemeldet. Experten gehen darüber hinaus von einer nicht unerheblichen Dunkelziffer aus. Das Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg, das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg im Regierungspräsidium Stuttgart (LGA) und die Techniker Krankenkasse (TK) haben deshalb vor zwei Jahren eine Informationskampagne gestartet, um Wissenslücken bei den Eltern zu schließen.

 

 

Alle frischgebackenen Eltern erhalten in den Geburtskliniken in Baden-Württemberg das Faltblatt "Schütteln ist lebensgefährlich!", in dem alle wesentlichen Informationen enthalten sind. Viele Kinderärzte, Hebammen und Jugendämter sowie weitere soziale Einrichtungen im Südwesten haben sich seitdem der Initiative angeschlossen. Nun liegt das Faltblatt auch in russischer und türkischer Sprache vor.

 

 

"Fast jeder Kinderarzt und jede Kinderärztin begegnen in ihren Klinikjahren einem oder mehreren Babys mit einem Schütteltrauma. Jedem einzelnen betroffenen Kind werden wesentliche Entwicklungschancen geraubt", sagte Dr. Birgit Berg, Landesärztin für behinderte Menschen im LGA. "Im Nachhinein gibt es keine heilende, sondern nur unterstützende medizinische Behandlung, begleitet von Beten und Hoffen. Deshalb darf kein einziges Kind aufgrund von Sprachproblemen durchs Raster fallen."

 

 

Andreas Vogt, Leiter der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg, sieht noch erheblichen Nachholbedarf bei der Aufklärung über das Schütteltrauma: "Heftiges Schütteln löst die gleichen Folgen aus wie der Aufprall eines nicht angegurteten Säuglings in einem Auto mit 50 Stundenkilometer auf eine Mauer. Das müssen wir den Eltern bewusst machen - am besten in ihrer Muttersprache." Ein kurzer Augenblick der Unbeherrschtheit könne das Leben von Eltern und Kind zerstören.

 

 

Weitere Informationen

 

 

Die Nackenmuskulatur ist bei Säuglingen nur schwach ausgeprägt. Der Kopf ist in Relation zur Körpergröße sehr groß. Das Hirngewebe des Säuglings ist noch sehr instabil und relativ schwer.

 

 

Durch das Schütteln kommt es zum Einriss von Blutgefäßen im Gehirn und in der Netzhaut des Auges. Diese Blutungen können zu

 

     

     

  • Entwicklungsstörungen mit Seh- / Hör- oder Sprachausfällen
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  • körperlichen und geistigen Behinderungen
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  • Verhaltensstörungen
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  • Krampfleiden
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bis hin zum Tod führen.

 

 

Weitere Informationen unter www.schuetteln-ist-lebensgefaehrlich.de, www.kindesmisshandlung.de, www.dontshake.org

 

 

 

 

Quelle:

Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg / Techniker Krankenkasse / Landesgesundheitsamt
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