Landespressekonferenz

Halbzeitbilanz der Arbeit des Demografiebeauftragten des Landes Baden-Württemberg

„Der Kahlschlag fällt aus“. Eine positive Bilanz hat der Demografiebeauftragte des Landes Baden-Württemberg Thaddäus Kunzmann auf der Landespressekonferenz am 9. September 2019 zur Halbzeit seiner Arbeit gezogen. Schwerpunkt war das Thema „Herausforderungen für das Wohnen im Alter“.
 
In der Landespressekonferenz berichtete der Demografiebeauftragte des Landes Baden-Württemberg Thaddäus Kunzmann über die Herausforderungen des demografischen Wandels. Im deutschlandweiten Vergleich gehe es Baden-Württemberg noch gut. Das Land kenne keine abgehängten Räume. Auch in Zukunft sei der Kahlschlag im ländlichen Raum nicht zu befürchten. Doch auch unser Land sei von den demografischen Problemen betroffen und müsse sich den Herausforderungen stellen. Noch befinde sich die Babyboomer-Generation voll im Erwerbsleben. Doch langsam aber sicher erreichten diese das Rentenalter. Dies habe Folgen in alle Lebensbereiche hinein. Nicht allein für den Fachkräftemangel. Große Chancen fänden sich durch das Engagement der dann Ruheständler im Ehrenamt.

Einrichtung eines Demografiebeirates

Im März 2019 wurde zur Unterstützung der Arbeit ein Demografiebeirat eingerichtet. Mitglieder des Beirates seien verschiedene Akteure aus allen betroffenen Gruppen: Der Wirtschaft, den sozialen Einrichtungen, den Generationen, der Wohnungswirtschaft, der Verkehrswirtschaft oder der öffentlichen Verwaltung. Seine wichtigste Aufgabe liege darin, dem Demografiebeauftragten beratend zur Seite stehen und mit ihm zusammen einen „roten Faden“ der demografischen Politik zu entwickeln, die alle Themenbereiche umfasse. Der Beirat treffe sich viermal jährlich zu sogenannten „Demografiedialogen“.

Außerdem bereite die Geschäftsstelle derzeit zwei weitere Veranstaltungen vor. So finde am 19. und 20. September 2019 eine zweitägige Tagung „Eine Herausforderung, viele Akteure – den demografischen Wandel gemeinsam gestalten“ statt, die zusammen mit der Evangelischen Akademie Bad Boll durchgeführt wird. Und am 27. September 2019 werde in Freiburg zusammen mit der Evangelischen Erwachsenen- und Familienbildung in Baden eine demografische Tagung durchgeführt. Die Veranstaltung befasst sich mit dem Thema „Kirche im Sozialraum – Die neue Rolle einer alten Institution“.

Demografischer Wandel und Wohnungsbau

Dass der demografische Wandel seine Wirkungen auf alle Lebensbereiche haben werde, stehe außer Zweifel. Und doch werde der Wohnbereich besonders betroffen sein. Er könne sogar zum Problembereich werden, denn nur ein geringer Prozentsatz der Wohnungen entsprechen den Bedürfnissen älterer Menschen. Es werde in diesem Bereich nicht genug investiert und gebaut. Vielmehr steige der Rückstand beim Bau von barrierefreien Wohnungen. Laut einer Studie von Prognos bräuchte es alleine in Baden-Württemberg bis 2040 486.000 barrierefreie Wohnungen, um den Bedarf zu denken. Thaddäus Kunzmann: „Im Grunde wird um die Hälfte zu wenig gebaut und das, was gebaut wird, entspricht oftmals nicht dem Bedarf in der Zukunft“. 

Thaddäus Kunzmann erneuert aus diesem Grunde seine Forderung, die KfW-Mittel in Höhe von bundesweit 75 Millionen Euro für den altersgerechten Umbau mindestens zu verdoppeln. Dies würde dem aktuellen Bedarf entsprechen. Es bestehe zudem die Notwendigkeit einer entsprechenden Wohnumbauberatung, damit die Menschen einen Ansprechpartner hätten, der ihnen zur Seite stehen sowie Hilfe und Unterstützung leisten kann.

„Wir brauchen grundsätzlich ein Umdenken beim Wohnungsbau.“ Die Grundrisse müssten so gestaltet werden, dass eine altersunabhängige Nutzung der Wohnungen möglich sei. Daher war es gut, dass die Barrierefreiheit in der Bauordnung verblieben und sogar gestärkt worden ist. Dies würde nicht nur den körperlich eingeschränkten Menschen, sondern zum Beispiel auch Fahrradfahrern oder Eltern mit Kinderwagen helfen. 

In der Regel wohnen 90 Prozent der älteren Menschen in ihren herkömmlichen Wohnungen. Aber auch für diese Altersgruppe gebe es alternative Wohnmöglichkeiten wie zum Beispiel Mehrgenerationenhäuser, Wohngemeinschaften oder Interessenwohngemeinschaften mit Mitbewohnern der eigenen Generation. Sie müssten aber vernetzt und in Wohnquartiere integriert werden. Sie bräuchten soziale Netzwerke und soziale Kontakte. Thaddäus Kunzmann: „Wohnen ist nicht nur die Frage der reinen Ökonomie, sondern auch des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Die Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements ist daher genauso wichtig, wie die finanzielle Förderung des altersgerechten Wohnens.“

Quelle:

Der Demografiebeauftragte des Landes Baden-Württemberg