Baden-Württemberg hat mit 361 Millionen Euro in den vergangenen Jahren rund 97 Prozent der Förderung des Europäischen Sozialfonds (ESF) in die Qualifizierung von Bürgerinnen und Bürgern investiert. Das ist das Fazit der Europäischen Kommission nach dem Ende des siebenjährigen Förderzeitraums. Die Unterstützung durch den ESF floss in den Jahren 2014 bis 2020 in Projekte und Vorhaben, welche die Beschäftigungs- und Bildungschancen der Menschen stärkten.
Unterstützung, Qualifizierung und Weiterbildung
„361 Millionen Euro haben wir in rund 11.300 Vorhaben investiert. Wir haben damit in den vergangenen Jahren viel Gutes für die Menschen in Baden-Württemberg bewirken können“, sagte Staatssekretärin Dr. Ute Leidig am Donnerstag (30.10.) in Stuttgart. Das Land habe Menschen bei der Suche nach Arbeit und Ausbildung unterstützt, sie qualifiziert und weitergebildet sowie Armut und soziale Ausgrenzung bekämpft. Auch Unternehmen profitierten vom ESF, zum Beispiel durch das Coaching-Programm für kleine und mittlere Unternehmen sowie die Unterstützung von Kleinstunternehmen bei der Ausbildung.
„Mit den ESF-Maßnahmen hat das Land auch Kleinst-, kleine und mittlere Unternehmen und ihre Beschäftigten in den Mittelpunkt gestellt. Gerade angesichts eines herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds war es uns wichtig, ihre Anpassungsfähigkeit an dynamische Märkte zu stärken“, sagte Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus.
Chancen fördern
An den geförderten Vorhaben nahmen insgesamt rund 374.000 Menschen teil. Der Frauenanteil betrug 38 Prozent. 36 Prozent der Teilnehmenden waren unter 25 Jahre alt, 11 Prozent über 54 Jahre. Knapp 11.500 kleine und mittlere Unternehmen wurden gefördert.
Im Programm für Baden-Württemberg „Chancen fördern“ von 2014 bis 2020 (PDF) ging es darum, nachhaltige Beschäftigung und Fachkräftesicherung zu stärken, soziale Inklusion zu ermöglichen, Armut und Diskriminierung zu bekämpfen und lebenslanges Lernen zu fördern. Konkret unterstützten Förderlinien zum Beispiel Maßnahmen gegen Kinderarmut, stärkten die assistierte Beschäftigung im Pflegebereich, halfen Alleinerziehenden bei der Aufnahme einer Teilzeitausbildung und boten Zuschüsse für die Teilnahme an Weiterbildungskursen sowie Beratung und Qualifizierung für Gründungsinteressierte an.
Folgen der COVID-19-Pandemie abmildern
Der nun abgerechnete Millionenbetrag umfasst zudem Mittel aus der REACT-EU-Initiative (Recovery Assistance for Cohesion and the Territories of Europe). Mit diesem Programm stellte die Europäische Union Mittel zur Verfügung, um die Folgen der COVID-19-Pandemie abzumildern. Baden-Württemberg konnte als eines von wenigen Bundesländern rund 102 Millionen Euro (90 Prozent) der kurzfristig bereitgestellten Unterstützung abrufen und an Projektträger auszahlen. Die Förderschwerpunkte lagen bei REACT-EU auf der Digitalisierung der Bereiche Soziales, Gesundheit und Pflege, der Bekämpfung von Armut und Ausgrenzung sowie der Unterstützung von Beschäftigung, Wirtschaft und Kultur. Mit sozial innovativen Maßnahmen unterstützte die ESF-Förderung zudem wichtige landespolitische Strategien wie das Landesprogramm „Neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt“, das „Ausbildungsbündnis“, die „Allianz für Fachkräfte“, das „Bündnis für Lebenslanges Lernen“ sowie „Starke Kinder“.
Regionale Arbeitskreise unterstützen vor Ort
Eine Besonderheit des ESF in Baden-Württemberg ist die regionale Förderung: Insgesamt 42 ESF-Arbeitskreise vor Ort erstellen auf Grundlage des ESF-Programms regionale Arbeitsmarktstrategien und veröffentlichen in den jeweiligen Stadt- und Landkreisen eigene Förderaufrufe. Sie wählen die zur Förderung kommenden regionalen Projekte aus und begleiten deren Umsetzung. In den Arbeitskreisen schließen sich die Arbeitsmarkt- und Bildungsakteure vor Ort zusammen. Bei den regionalen Projekten geht es insbesondere darum, Langzeitarbeitslose zu integrieren, beim Übergang Schule Beruf zu unterstützen und Schulabbrüche zu verhindern. Insgesamt gibt das Land ein Drittel der ESF-Fördermittel an die Stadt- und Landkreise, um Projekte vor Ort zu unterstützen. Damit wird die EU bei den Menschen sichtbar und erfahrbar.
Der ESF trägt in der Regel nur einen Teil der gesamten Kosten eines Vorhabens. Der andere Teil wird kofinanziert, beispielsweise vom Land oder von Kommunen. In der nun abgerechneten Förderperiode wurden insgesamt etwa 700 Millionen Euro in ESF-Vorhaben investiert. Der ESF-Anteil an den Gesamtkosten lag im Schnitt bei rund 50 Prozent.
Weitere Informationen zur ESF-Förderperiode 2014 bis 2020 finden Interessierte in den Bürgerinformationen auf der ESF-Website.


