Mehr als 150 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft haben auf Einladung von Sozialministerin Katrin Altpeter in Stuttgart darüber diskutiert, wie man Kinderarmut verhindern und die Lage betroffener Kinder verbessern kann.
Die Konferenz „Wege aus der Kinderarmut“ ist die erste Konferenz im Rahmen der Erarbeitung des ersten Armuts- und Reichtumsberichts für Baden-Württemberg. „Kinder leiden besonders unter Armut, denn die negativen Folgen von Armut für sie sind vielfältig und wirken oft bis ins Erwachsenenalter hinein. Deshalb müssen wir Wege finden, wie wir Kinderarmut verhindern und betroffenen Kindern helfen können“, so die Ministerin im GENO-Haus in Stuttgart. Laut einer Erhebung des Statistischen Landesamtes im Auftrag des Sozialministeriums war 2011 fast jedes fünfte Kind in Baden-Württemberg von Armut bedroht. Armutsgefährdete Kinder haben sehr viel schlechtere Teilhabe- und Entwicklungsmöglichkeiten – etwa in der Bildung - als andere Kinder.
Ministerin Altpeter wies darauf hin, dass die Konferenz „Wege aus der Kinderarmut“ ein Meilenstein auf dem Weg zum ersten Armuts- und Reichtumsbericht für Baden-Württemberg ist. Dieser Bericht soll 2015 mit einem Schwerpunkt auf Kinderarmut erscheinen und neben umfassenden Analysen zu Einkommen, Armut und Vermögen konkrete Handlungsempfehlungen zur Bekämpfung und Vermeidung von Kinderarmut geben. „Wir haben bei der Erstellung des ersten Armuts- und Reichtumsberichts von Anfang an Fachkonferenzen vorgesehen, weil wir sicherstellen wollen, dass sich bei diesem wichtigen Thema möglichst viele Experten aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft einbringen können“, erklärte die Ministerin. Die hohe Teilnehmerzahl des Kongresses belege, dass dieser Weg der richtige gewesen sei. Die Ministerin versicherte, dass die Ergebnisse des Kongresses detailliert aufgearbeitet und im Frühjahr 2014 in die weitere Arbeit am Armuts- und Reichtumsbericht einfließen werden.
Altpeter betonte, dass die Landesregierung bereits heute aktiv im Kampf gegen Kinderarmut ist. „Wir nehmen bereits jetzt bei vielen Maßnahmen Kinder in den Blick. So haben wir es uns zum Ziel gesetzt, die Rechte von Kindern und Jugendlichen zu stärken und führen deshalb im kommenden Jahr gemeinsam mit vielen Kommunen, Verbänden, Vereinen und Schulen im Land ein Jahr der Kinder- und Jugendrechte durch. Mit einem bunten Strauß an Aktivitäten wollen wir den Kinderrechten im Land zu mehr öffentlicher Aufmerksamkeit verhelfen“, so die Ministerin. Der inhaltliche Schwerpunkt soll dabei auf dem Recht auf Partizipation liegen. Außerdem, so die Ministerin, sei das Land Vorreiter bei der Umsetzung Früher Hilfen und fördere vielfältige Maßnahmen für möglichst präventive und frühe Interventionen im Kinderschutz.
Weitere Informationen
Die Konferenz „Wege aus der Kinderarmut wurde im Auftrag des Sozialministeriums von der FamilienForschung Baden-Württemberg im Statistischen Landesamt durchgeführt.
Der Koalitionsvertrag sieht vor, in Baden-Württemberg eine Armuts- und Reichtumsberichterstattung einzuführen mit einem besonderen Fokus auf Kinderarmut. Vorgesehen ist ein Bericht pro Legislaturperiode, der durch aktuelle Datenreporte ergänzt wird. Hinter der Armuts- und Reichtumsberichterstattung steht die Überzeugung, dass eine umfassende Datengrundlage die Voraussetzung für eine sachorientierte Politik zugunsten der Betroffenen ist. Der erste Bericht soll 2015 vorliegen. Als ersten wichtigen Baustein der Armuts- und Reichtumsberichterstattung wurde im April 2012 der Report zu Armutsgefährdung von Familien in Baden-Württemberg vorgestellt.
Die Erarbeitung des ersten Berichts wird begleitet von dem von Ministerin Altpeter 2012 einberufenen Landesbeirat für Armutsbekämpfung und –prävention, dem Vertreter der im Landtag vertreten Fraktionen ebenso angehören wir die Liga der Freien Wohlfahrtspflege, der Landesseniorenrat, der Landesfamilienrat, der Kinderschutzbund, der Landesfrauenrat, der Städtetag, der Landkreistag, der Gemeindetag, der Kommunalverband für Jugend und Soziales, der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Arbeitgeberverbände, das Statistische Landesamt und das Staatsministerium , das Kultusministerium und das Integrationsministerium. Um auch den Betroffenen eine Stimme zu geben, wurde die in Offenburg neu gegründete Landesarmutskonferenz Baden-Württemberg eingeladen. Der Landesbeirat tagt mindestens einmal im Jahr und ermöglicht unabhängig von dem Armuts- und Reichtumsbericht eine breite Diskussion über die Themen Armutsprävention und –bekämpfung.