Die Digitalisierung ist kein Selbstzweck – sie ist ein zentrales Werkzeug, das die Versorgung von Menschen mit Pflege- und Unterstützungsbedarf verbessern und Pflegende konkret entlasten kann. Mit einer Gemeinsamen Erklärung zur Digitalisierung in der Langzeitpflege setzt Baden-Württemberg jetzt ein starkes Signal: Das Land, die Pflegekassen, Leistungserbringerverbände, Hochschulen und weitere Partner ziehen an einem Strang, um die digitale Transformation in der Pflege entschlossen und nachhaltig voranzubringen.
Mehr Zeit für Menschen statt Bürokratie
„Die digitale Transformation ist ein Schlüssel, um die Langzeitpflege zukunftssicher zu machen. Wir wollen, dass pflegebedürftige Menschen bestmöglich versorgt werden und dass Pflegende mehr Zeit für die eigentliche Betreuung haben statt für Bürokratie. Digitalisierung kann helfen, Sektorengrenzen zu überwinden, Arbeitsabläufe zu verbessern und Angehörige besser einzubinden“, sagte der Minister für Soziales, Gesundheit und Integration Manne Lucha am Dienstag (30. September) in Stuttgart.
Rund 625.000 Menschen in Baden-Württemberg sind auf Pflege angewiesen – Tendenz steigend. Bereits heute werden über 85 Prozent von ihnen zuhause versorgt, häufig von Angehörigen und ambulanten Diensten. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Pflegefachpersonen, Pflegeeinrichtungen und Pflegedienste. Die digitale Transformation kann hier Entlastung schaffen: durch automatisierte Prozesse, digitale Dokumentation, smarte Hilfsmittel und eine bessere Vernetzung aller Beteiligten im Gesundheitswesen und in der Langzeitpflege.
Gemeinsames Handeln für eine moderne Pflege
Die heute veröffentlichte Gemeinsame Erklärung zur Digitalisierung in der Langzeitpflege (PDF) bündelt erstmals das gemeinsame Engagement aller relevanten Akteure im Land. Ziel ist es, die Digitalisierung in Baden-Württemberg gezielt so zu gestalten, dass sie
- Pflegebedürftige stärkt, indem sie deren Selbstständigkeit und Teilhabe fördert,
- Pflegefachpersonen entlastet, indem Prozesse vereinfacht und Arbeitsbedingungen verbessert werden,
- Angehörige unterstützt, die zu Hause pflegen,
- eine sektorenübergreifende Zusammenarbeit ermöglicht – etwa zwischen Pflegeeinrichtungen, Hausärztinnen und Hausärzten, Kliniken sowie Apotheken.
Konkrete Maßnahmen im Fokus
Die Erklärung benennt zentrale Handlungsfelder, darunter:
- Digitale Teilhabe ermöglichen: WLAN in Pflegeeinrichtungen, Technikberatung und Schulungen für Pflegebedürftige und Angehörige.
- Digitale Kompetenzen fördern: Mitarbeitende in Pflegeeinrichtungen sollen gezielt geschult werden. Das Landeskompetenzzentrum Pflege & Digitalisierung unterstützt sie hierbei.
- Innovationen gezielt einsetzen: Von sprachgestützter Dokumentation über soziale Robotik bis zur elektronischen Patientenakte – neue Technologien sollen sicher und sinnvoll integriert werden.
- Kommunikation verbessern: Einbindung aller Akteure in die Telematikinfrastruktur, Nutzung von E-Rezepten, elektronischen Patientenakten und sektorenübergreifenden Messenger-Diensten
- Finanzierung sichern: Bestehende Fördermöglichkeiten des Landes und der Selbstverwaltung werden ausgeschöpft, Innovationen gezielt unterstützt. Eine gewisse Flexibilität sowie neue Möglichkeiten im System sollten im Rahmen der jeweiligen Handlungsmöglichkeiten geprüft werden.
Lucha: „Pflege zukunftsfähig machen – gemeinsam und jetzt“
„Diese Erklärung ist ein starkes Zeichen für Zusammenarbeit, für Verantwortung und für Fortschritt“, sagte Minister Lucha. „Wer pflegt, verdient unsere höchste Wertschätzung und Unterstützung. Mit Digitalisierung alleine lösen wir den Pflegenotstand nicht – aber sie hilft, Zeit zu gewinnen, Menschen zu entlasten und Qualität zu sichern.“
Mit der Gemeinsamen Erklärung legt Baden-Württemberg das Fundament für eine moderne, digital gestützte Langzeitpflege – zum Wohle der Menschen mit Pflege- und Unterstützungsbedarf und derjenigen, die sie Tag für Tag begleiten.
Gemeinsame Erklärung zur Digitalisierung in der Langzeitpflege (PDF)
Hintergrund
In Baden-Württemberg leben laut Pflegestatistik 2023 rund 625.000 Menschen mit Pflegebedarf. Davon werden über 530.000 zuhause versorgt. Über 1.200 ambulante Dienste und mehr als 2.000 stationäre Einrichtungen tragen die Versorgung. Vorausberechnungen gehen davon aus, dass die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2060 auf über 800.000 ansteigt – das erfordert neue Wege, auch in der digitalen Unterstützung.