„Für wohnungslose Menschen gibt es leider oft Barrieren beim Zugang zur Gesundheitsversorgung. Wir wollen diese Hemmnisse durch ein bewusst niedrigschwelliges medizinisches Versorgungsangebot abbauen und Betroffene wieder dauerhaft in die medizinische Regelversorgung integrieren“, sagte Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha zum Start eines Modellprojekts zur besseren medizinischen Versorgung von wohnungslosen Menschen.
Künftig sollen an bis zu zwölf Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe im Land regelmäßige ärztliche Sprechstunden angeboten und dadurch eine allgemeinmedizinische Grund- und Erstversorgung der Betroffenen sichergestellt werden. Das Land fördert die Grundausstattung der Behandlungszimmer mit bis zu 10.000 Euro pro Standort.
Umgesetzt wird das Projekt in Abstimmung mit der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, den gesetzlichen Krankenkassen, dem Landkreistag Baden-Württemberg, dem Städtetag Baden-Württemberg und der Liga der freien Wohlfahrtspflege.
Medizinische Versorgung niedrigschwellig anbieten
Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit gefährdete Menschen weisen oft einen erheblichen Bedarf an medizinischen Leistungen auf. Obwohl ein Teil der Betroffenen krankenversichert ist oder über eine entsprechende Absicherung die Angebote von niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern in Anspruch nehmen könnte, nehmen viele diese Hilfen nicht in Anspruch. Zu den Gründen zählen beispielsweise frühere negative Erfahrungen beim Arztbesuch, Schamgefühle oder eine oftmals zu positive Bewertung des eigenen Gesundheitszustandes.
Das ist das Ergebnis einer in der vergangenen Legislaturperiode vom Sozialministerium beim Institut für angewandte Sozialwissenschaften in Auftrag gegebenen Studie zur gesundheitlichen Versorgung wohnungsloser Menschen in Baden-Württemberg. Mit dem jetzt gestarteten Modellprojekt für eine bessere medizinische Versorgung von wohnungslosen Menschen reagiert die Landesregierung auf diese Erkenntnisse.
Studie zu Wohnungslosigkeit in Baden-Württemberg
Laut einer vom Ministerium in Auftrag gegebenen und 2015 veröffentlichten Studie zur Wohnungslosigkeit gibt es in Baden-Württemberg ca. 22.800 Personen, die von Städten und Gemeinden ordnungsrechtlich untergebracht sind oder bei den öffentlichen und freien Trägern Hilfe nach den §§ 67 ff. SGB XII in Anspruch nahmen (Stichtag 1. Oktober 2014). Unter allen volljährigen Wohnungslosen betrug der Anteil der Frauen rund 28 Prozent. Rund jede achte wohnungslose Person (12,8 Prozent) war jünger als 25 Jahre und rund 13,5 Prozent älter als 60 Jahre. Die Studie wurde von der Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung aus Bremen erstellt.
Förderaufruf zum Start des Modellprojekts
Träger der Wohnungslosenhilfe können sich bis zum 31. Oktober 2016 um eine Teilnahme an dem Modellprojekt bewerben: