Sozialministerin Katrin Altpeter mahnt die Bundesregierung eindringlich, die überfällige Pflegereform nicht länger zu verschleppen. Die Bundesländer hätten sich über alle Parteigrenzen hinweg einstimmig dafür ausgesprochen, die Pflegebedürftigkeit neu zu regeln, doch der Streit zwischen den Berliner Koalitionspartnern CDU, CSU und FDP führe zu einer quälenden Selbstblockade der Bundesregierung in der Pflegepolitik, sagte die Ministerin in ihrer Rede auf dem Landesseniorentag in Singen. „Eine gute Pflege ist eine der zentralen sozial- und gesellschaftspolitischen Aufgaben.“ Deshalb müsse endlich eine Pflegereform auf den Weg gebracht werden, die den Pflegebedürftigkeitsbegriff neu bestimmt und damit auch die zunehmende Zahl an Demenzkranken einbezieht. Außerdem müsse die aufsuchende Pflegeberatung verbessert werden, um die pflegenden Angehörigen zu entlasten und die immer wichtiger werdende ambulante Pflege zu stärken. Zur besseren Vereinbarkeit von Pflege und Beruf müsse zudem das Pflegezeitgesetz weiterentwickelt werden.
Die Landesregierung werde sich auch für eine verlässliche Finanzierung der Pflege einsetzen, so Ministerin Altpeter. „Eine zukunftsfeste Finanzierung muss alle Bürgerinnen und Bürger in einen gemeinsamen und solidarischen Ausgleich einbeziehen.“
Auf Landesebene sei bereits einiges auf den Weg gebracht worden, sagte die Ministerin. So etwa bei der ärztlichen Versorgung in Pflegeheimen. Um die allgemeine und fachärztliche Versorgung von Menschen in Pflegeheimen weiter zu verbessern, würden neue Strukturen der Vernetzung und Kooperation zwischen den Einrichtungen und Ärzten geschaffen. 1,5 Millionen Euro würden vom Sozialministerium für ein Modellprojekt zur Verfügung gestellt. In fünf Regionen sollen damit verschiedene Lösungsansätze zur Verbesserung der ärztlichen Versorgung in Pflegeheimen erprobt werden.
Mit 1,6 Millionen Euro finanziere das Ministerium ein weiteres Modellprojekt, das den Einsatz von altersgerechten Assistenzsystemen (AAL) für ein gesundes und unabhängiges Leben im Alter erproben und erforschen soll. „Ich bin davon überzeugt, dass wir damit den Pflegebedürftigen und den Pflegenden neue Möglichkeiten eröffnen, um ihren Alltag mit technischer Unterstützung besser bewältigen zu können“, erläuterte Ministerin Altpeter auf dem Landesseniorentag in Singen.
Insgesamt setze die Landesregierung verstärkt auf Gesundheitsprävention für ältere Menschen: „Vor 100 Jahren waren Infektionskrankheiten noch die größte gesundheitliche Bedrohung, heute sind es die chronischen Krankheiten. Hier kann jeder Einzelne etwas tun. Rauchen, Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung sowie Übergewicht sind klassische Risikofaktoren für chronische Krankheiten.“ Deswegen komme es darauf an, Krankheiten vorzubeugen, statt sie nur zu behandeln.
Die Gesundheitsstrategie Baden-Württemberg greife diesen Gedanken auf. „Unser Ziel ist es, chronische Erkrankungen so weit wie möglich zu vermeiden oder zumindest in eine spätere Lebensphase zu verschieben. Es ist unser Ziel, dass die Menschen bei steigender Lebenserwartung möglichst viele beschwerdefreie Lebensjahre gewinnen“, so Altpeter. Im Rahmen der Gesundheitsstrategie sei daher eigens für ältere Menschen das Gesundheitsziel „Gesund und aktiv älter werden; Altern in Gesundheit, Autonomie erhalten und Selbstbestimmung stärken“ definiert worden.
„Hier bringt sich auch der Landesseniorenrat vorbildlich ein“, würdigte die Ministerin. Sie dankte dem Landesseniorenrat für seine engagierte Arbeit und nannte ihn einen „verlässlichen Partner“ für das Ministerium und einen „wichtigen Interessenvertreter für die ältere Generation“ im Land.
Quelle:
Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg