Klimawandel trifft Kinder besonders hart: Das Aktionsbündnis Klimawandel und Gesundheit lädt am Mittwoch, 4. Juni, zum digitalen Fachtag ein – mit Fokus auf Hitzeschutz und UV-Prävention in Kitas und Grundschulen.
Der Sommer steht vor der Tür – und damit steigt die Gefahr für gesundheitliche Schäden durch Hitze und UV-Strahlung. Vor allem die Gesundheit von besonders vulnerablen Gruppen wie kleinen Kindern ist durch Hitze und UV-Einstrahlung gefährdet. Das Aktionsbündnis Klimawandel und Gesundheit veranstaltet daher am bundesweiten Hitzeaktionstag, am 4. Juni, einen digitalen Fachtag „Hitze- und UV-Schutz – Fokus Kita- und Grundschulkinder“. Die Veranstaltung richtet sich gezielt an pädagogische Fachkräfte, die mit Kindern im Kita- und Grundschulalter arbeiten, sowie an Architektinnen und Architekten, die diese Einrichtungen planen und gestalten. Denn für wirksamen gesundheitlichen Hitzeschutz müssen auch die Verhältnisse, in denen wir leben und arbeiten, angepasst werden.
„Hitzeschutz wird aufgrund des Klimawandels immer wichtiger. Und er ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, sagte Gesundheitsminister Manne Lucha im Vorfeld des Hitzeaktionstags am Montag (2. Juni) in Stuttgart. „Es ist unsere Aufgabe, die Bevölkerung über die Gesundheitsgefahren von Hitze und über Schutzmaßnahmen aufzuklären. Gerade unsere Kleinsten müssen wir dabei besonders im Blick behalten – im Alltag, in der Betreuung und bei der Planung von Lebensräumen. Es freut mich deshalb sehr, dass unser Aktionsbündnis Akteurinnen und Akteure aus unterschiedlichen Branchen zusammenbringt, um hierzu kluge Lösungen und Handlungsansätze aufzuzeigen.“
Hitze belastet alle Menschen – aber nicht alle gleich
Hitze belastet die Gesundheit aller Menschen, kann aber besonders gefährlich werden für ältere, pflegebedürftige oder vorerkrankte Menschen, Schwangere, Säuglinge und Kinder sowie für Menschen mit geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen, Obdachlose und Menschen, die im Freien arbeiten bzw. sich körperlich schwer betätigen. Im schlimmsten Fall kann Hitze bis zum Tod führen.
Im Fokus: Kita- und Grundschulkinder
Dr. Robin Maitra, der Klimaschutzbeauftragte der Landesärztekammer Baden-Württemberg, warnt: „Gerade für Kinder können Hitze und direkte Sonneneinstrahlung gefährlich werden. Die körpereigenen Regulationsmechanismen sind oft noch nicht voll ausgebildet, ihre Haut ist empfindlich, sie schwitzen weniger und produzieren gleichzeitig mehr eigene Körperwärme. Sie spielen im Freien und können dabei gar nicht einschätzen, wann sie eine Pause brauchen. Es sind eben Kinder – und keine kleinen Erwachsenen. Bei Sonnenstich, Hitzeerschöpfung oder gar Hitzschlag wird die Lage schnell ernst; ihr Organismus ist anfälliger und ihr Körper noch nicht voll entwickelt. Die Ärztinnen und Ärzte im Land leisten bereits hervorragende Aufklärungsarbeit, um Bürgerinnen und Bürger auf die Gefahren von Sonne und Hitze für sie selbst und ihre Kinder aufmerksam zu machen. Es ist aber wichtig, dass auch Mitarbeitende und Verantwortliche in Kitas und Schulen, wo Kinder viel Zeit verbringen, sensibilisiert werden und Schutzmaßnahmen ergreifen können.“
Hitze beeinträchtigt die psychische Gesundheit
Der Präsident der Landespsychotherapeutenkammer, Dr. Dietrich Munz, erklärt: „Hitze führt neben Zukunftsängsten zu psychischer Belastung und Stress, auch durch Störung der Aufmerksamkeit und Konzentration sowie höherer Neigung zu Aggression im Alltag, sei es zuhause, auf dem Spielplatz oder im Kindergarten. Auch Müdigkeit und Apathie sind zu beobachten. Zudem können hitzebedingte Unwetter zu Traumatisierungen oder zu Angstreaktionen führen. Je jünger die Kinder, desto stärker sind sie oft durch Hitze gefährdet – auch weil sie entwicklungsbedingt noch wenig in der Lage sind, ihren eigenen Zustand in Worte zu fassen. Da kleine Kinder sich nicht so gut äußern können, ist es wichtig, dass Eltern, erzieherische Fachkräfte und weitere Bezugspersonen rechtzeitig Belastungen bei ihnen erkennen und nötige Maßnahmen einleiten.“
Neben Hitze auch UV-Schutz bei Kindern essentiell
Dr. Stefan Muthers vom Deutschen Wetterdienst: „Die UV-Strahlung ist deswegen so gefährlich, weil wir kein Gespür für eine hohe oder niedrige UV-Belastung haben, weder die Erwachsenen noch die Kinder. Helfen kann da nur der Blick in die aktuelle Vorhersage des UV-Index, als Maß für die maximale UV-Belastung am Tag. Generell gilt: ab einem UV-Index von 3 sind Schutzmaßnahmen erforderlich, bei uns in Baden-Württemberg gilt das für die Mehrzahl der Tage des Sommerhalbjahrs. Ab einem UV-Index von 8 sollte die Sonne in der Mittagszeit komplett gemieden werden. Aktuelle Vorhersagen des UV-Index für die kommenden Tagen finden Sie tagesaktuell unter www.uv-index.de und in der Warnwetter-App des Deutschen Wetterdienstes. Hitzeschutz beginnt bei den Kleinsten. Nicht nur ältere Menschen leiden unter der Hitze, auch Kleinkinder und Kinder sind besonders betroffen. Baden-Württemberg ist aktuell schon stark von Hitzewellen betroffen und in Folge des Klimawandels wird sich dieses Problem in Zukunft noch weiter verschärfen. Als Deutscher Wetterdienst warnen wir frühzeitig und stellen alle aktuellen Hinweise in der Warnwetter-App und auf www.hitzewarnungen.de bereit. So können rechtzeitig Schutzmaßnahmen getroffen werden – auch für die Kleinsten.“
Auf den richtigen Sonnenschutz achten
Dr. Martin Braun, Präsident der Landesapothekerkammer, ergänzt: „Durch die schon im Frühsommer recht intensive Sonneneinstrahlung steigt das Risiko für eine Schädigung des Hautgewebes erheblich. Vielen ist das gar nicht so bewusst. Gerade Kleinkinder und Personen mit hellem Teint sollten daher ihre Haut schon im Frühjahr vor der Sonneneinstrahlung schützen. Ein hoher Lichtschutzfaktor, geeignete Kleidung und das Meiden der Mittagssonne sind zentrale Maßnahmen, um Hautschäden vorzubeugen. Eine umfassende Beratung zum richtigen Sonnenschutz finden Sie in Ihrer Apotheke vor Ort – denn nicht jedes Präparat ist gleich und mit der apothekerlichen Expertise finden Sie den richtigen Sonnenschutz für sich und Ihr Kind.“
Zum digitalen Fachtag können Sie sich online anmelden.
Hintergrundinformationen
Aktionsbündnis Klimawandel und Gesundheit
Das Aktionsbündnis Klimawandel und Gesundheit wurde im Jahr 2023 vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg, dem Deutschen Wetterdienst und der Landesärztekammer gegründet. Als weitere Mitglieder sind inzwischen die Landesapothekerkammer und die Landespsychotherapeutenkammer beigetreten. Ziel des Bündnisses ist es, die fachliche Zusammenarbeit auf Landesebene auszubauen und zu verstetigen sowie gemeinsam Lösungen in Bezug auf die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels zu erarbeiten.
Kita- und Grundschulkinder als Risikogruppe
Bei Kindern ist die Regulation der Körpertemperatur eingeschränkt, da sie weniger Schwitzen und gleichzeitig mehr Körperwärme erzeugen. Darüber hinaus ist die Haut von Kindern empfindlicher gegenüber UV-Strahlung, weshalb UV-Schutz im Kindesalter essentiell für die Vorbeugung von Hautkrebs ist. Kinder können das Risiko von Hitze und UV-Strahlung altersbedingt noch nicht richtig einschätzen und verlassen die Sonne nicht eigenständig. Sie sind daher auf die Unterstützung von Erwachsenen angewiesen.
Empfehlungen zum Schutz vor den negativen Auswirkungen von Hitze
- Halten Sie sich während der Mittagshitze möglichst in Innenräumen oder im Schatten auf und versuchen Sie, körperliche Anstrengungen zu vermeiden. Tätigkeiten im Freien sollten auf die kühleren Morgen- und Abendstunden beschränkt werden.
- Sorgen Sie für eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung. Geeignet sind Wasser- und Mineralwasser, Saftschorle, Suppen oder auch wasserreiche Früchte. Vermeiden Sie Alkohol und Koffein. Nehmen Sie mehrere kleine, leichte Mahlzeiten zu sich.
- Nutzen Sie die Abkühlung der Nacht und der frühen Morgenstunden, um Räume zu lüften. Dunkeln Sie Räume tagsüber ab und nutzen Sie dafür möglichst Außenjalousien oder Rollläden.
- Tragen Sie leichte, nicht einengende Baumwollkleidung in hellen Farben. Bei Sonneneinstrahlung helfen auch eine Kopfbedeckung und Sonnenschutz.
- Achten Sie auch insbesondere auf Angehörige und Mitbürgerinnen und Mitbürger, welche diese Empfehlungen nicht selbständig umsetzen können.
- Informieren Sie sich über klimatisierte Räume, die in Ihrer Umgebung für die Öffentlichkeit zugänglich sind wie beispielsweise Bibliotheken.
Auf seiner Website hält das Landesgesundheitsamt umfangreiche Informationen zum Thema bereit.