Welt-Aids-Tag

Erfolgreiche Präventionsarbeit und gute Behandlungsmöglichkeiten führen zu Rückgang von HIV-Neuinfektionen

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Ein mit dem HI-Virus infizierter Mann hält eine rote Schleife als Symbol der Solidarität mit HIV-Positiven und Aids-Kranken.

Eine HIV-Erkrankung ist nach wie vor nicht heilbar – wenn eine Infektion aber früh diagnostiziert und behandelt wird, haben Betroffene heute eine annähernd normale Lebenserwartung. „Das ist zum einen für die Betroffenen eine beruhigende Nachricht, zum anderen kann es anderen Menschen die Sorge vor der Durchführung eines Tests nehmen. Deshalb gilt: im Zweifel lieber testen lassen – zum Beispiel in den Checkpoints der Aidshilfen oder in den Gesundheitsämtern“, sagte Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha im Vorfeld des Welt-Aids-Tags, der am Samstag (1. Dezember) weltweit begangen wird.

Bei früher Diagnose und frühem Behandlungsbeginn könne man gut und lange mit HIV leben. „Unter wirksamer Therapie ist das Virus auch beim Sex ohne Kondom nicht übertragbar. Menschen mit HIV können jeden Beruf ausüben und gesunde Kinder zur Welt bringen. Oft haben sie weder durch die Infektion noch durch die medikamentöse Therapie Einschränkungen – wohl aber durch das Stigma, das an HIV haftet“, so Maike Biewen, Geschäftsführerin der AIDS-Hilfe Baden-Württemberg.

Zahl der HIV-Neuinfektionen gesunken

Für Baden-Württemberg geht das Robert Koch-Institut für das Jahr 2017 von etwa 250 neuen HIV-Infektionen aus, wobei etwa drei Viertel auf Männer entfallen, im Jahr 2016 waren es noch etwa 270 Neuinfektionen. Die Zahl der Menschen, die Ende 2017 mit HIV/AIDS in Baden-Württemberg lebten, soll bei etwa 10.300 liegen, wobei etwa 75 Prozent männlich sind. Im Jahr 2016 lag die Zahl noch bei etwa 11.100 Menschen.

86.100 HIV-Positive Menschen leben nach Angaben des Robert-Koch-Instituts in Deutschland. Die Zahl der Neuinfektionen ist in 2017 deutlich gesunken und wird für das Jahr 2017 auf 2.700 geschätzt – ein Rückgang gegenüber 2016, wo es nach aktualisierter Schätzung 2.900 Neuinfektionen gab. Dabei liegt der Anteil der Männer, die Sex mit Männern haben und die sich neu infiziert haben, im Jahr 2017 bei nur noch 1.700 Menschen.

Im Zweifel testen lassen: Checkpoints und HIV-Selbsttest

HIV-Diagnosen werden oft erst Jahre nach der Infektion gestellt. „Dies ist auch im Hinblick auf eine potenzielle Ansteckung anderer Menschen sowie das Wohl der Betroffenen viel zu lang“, so Minister Lucha. Hintergründe für späte oder hinausgeschobene Tests seien beispielsweise fehlende Information sowie Verdrängung und Angst vor Stigmatisierung.

Schätzungsweise rund 1.000 Menschen leben in Baden-Württemberg, die nichts von Ihrer HIV-Infektion wissen. Deutschlandweit sind es sogar 11.400 Menschen ohne Diagnose. „Nur wer seinen HIV-Status kennt, kann sich und andere schützen“, so Lucha weiter.

Unter dem Label „Checkpoint“ bieten die Aidshilfen in Baden-Württemberg anonyme Tests, nicht nur auf HIV, sondern auch auf andere sexuell übertragbare Infektionen an. Die Tests finden niedrigschwellig unter hohen hygienischen Bedingungen, immer in Anwesenheit von Ärztinnen und Ärzten statt. Für den HIV-Test genügt in der Regel ein kleiner Piks in den Finger zur Blutentnahme. Im Dezember und Januar werben die baden-württembergischen Aidshilfen mit kostenlosen Testangeboten dafür, sich testen zu lassen. Die BARMER unterstützt dieses Projekt.

Neben den Testmöglichkeiten in Arztpraxen, Checkpoints oder Gesundheitsämtern, ist seit Oktober der HIV-Selbsttest in Deutschland frei verkäuflich. Erhältlich ist dieser, neben dem Onlinehandel, in Apotheken, teilnehmenden Aidshilfen und voraussichtlich bald auch in Drogeriemärkten. „Wir befürworten die freie Verfügbarkeit des Selbsttests mit der Hoffnung auch diejenigen zu erreichen, denen der Gang zu einem unserer Checkpoints aus Scham unangenehm oder einfach zu weit ist. Bevor sich jemand gar nicht testen lässt, ist der Selbsttest eine gute Alternative und ermöglicht vielen Menschen eine frühe Diagnose, die entsprechende Behandlung und verhindert eine weitere Übertragung.“, so Maike Biewen.

Präventive medikamentöse Therapie wird Kassenleistung für Risikogruppen

Der Verzicht auf Kondome erhöhe insbesondere bei Menschen mit häufig wechselnden Partnern, deren HIV-Status nicht bekannt ist, die Wahrscheinlichkeit, sich mit HIV zu infizieren erheblich. Für diesen Personenkreis ist eine medikamentöse HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) besonders wichtig. Nach einem Gesetzentwurf des Bundesministeriums für Gesundheit soll für eine noch zu definierende Gruppe von Personen mit substanziellem Infektionsrisiko ein Anspruch auf HIV PrEP als Kassenleistung festgeschrieben werden. Es wird erwartet, dass dadurch der Rückgang der HIV-Neuinfektionen weiter beschleunigt werden kann.

Alle Infos zu Testangeboten in Baden-Württemberg:

Checkpoint Baden-Württemberg

AIDS-Hilfe Baden-Württemberg

Informationen und Adressen zu Gesundheitsämtern und Beratungsstellen:

Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg: Prävention/Aids- und STI-Beratung