Sozialministerin Katrin Altpeter besuchte am heutigen Samstag (17.09.) das erste Contergan-Symposium der Selbsthilfe-Bundesorganisation „Contergannetzwerk Deutschland“ in Nürtingen. In ihrer Rede würdigte sie die Arbeit des Vereins: „Sie nehmen sich der Probleme von den etwa 2800 in Deutschland lebenden Conterganopfern an. Sie dienen als Plattform für den gegenseitigen Austausch und sind Hilfe zur Selbsthilfe. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar“, so die Ministerin.
54 Jahre ist es her, dass der Contergan-Skandal für Schlagzeilen sorgte. Trotz Hinweisen, dass die Einnahme des Schlafmittels, der Entwicklung des ungeborenen Kind schadet, wurde das Medikament erst nach vier Jahren vom Markt genommen. Es kam zu schweren Fehlbildungen bei Neugeborenen, wie fehlende Gliedmaßen oder Organen. Heute haben die Opfer mit schweren Spät- und Folgeschäden zu kämpfen. „Durch einseitige Körperhaltung und Verschleiß leiden die meisten Geschädigten neben ihrer Behinderung inzwischen auch an Spät- und Folgeschäden. Dadurch sind sie oft gezwungen, ihre Erwerbstätigkeit aufzugeben.“ Die psychische und physische Belastung durch ständige Schmerzen, Zukunftsängste und Angst vor Altersarmut sei bereits erheblich. Ziel der Regierung ist deshalb die Inklusion, also die volle Teilhabe von allen Menschen mit Behinderung in allen Lebensbereichen, so die Ministerin.
Sie wies auf die Bedeutung des Dialogs mit Betroffenen, Wohlfahrtsverbänden und Kommunen hin. „Die Belange der behinderten Menschen müssen stets selbstverständlicher Bestandteil von Entscheidungsprozessen in der Behindertenpolitik sein. Die gesundheitsbezogenen Selbsthilfen, wie etwa das Contergannetzwerk, sind für uns deshalb von großer Bedeutung. Behindertenpolitik ist Inklusionspolitik“, stellte Altpeter klar.
Besondere Schwerpunkte der Arbeit der Landesregierung im Bereich der Behindertenpolitik seien eine Verbesserung der Teilhabe am Erwerbsleben, die Sicherstellung der Barrierefreiheit sowie Bildung, konkretisierte die Ministerin. Die Ziele könnten zum einen durch Investitionsförderungen für die Infrastruktur realisiert werden, zum anderen aber auch durch ein transparentes und zeitgemäßes Bemessungssystem für die Unterstützungsbedürfnisse von Menschen mit Behinderung.
Auch die Bedeutung einer Beschwerde- und Qualitätssicherungsstelle für behinderte Menschen und deren Verbände sei nicht zu vernachlässigen: „Erstmals in Baden-Württemberg ist ein unabhängiges Amt eines Beauftragten für die Belange behinderter Menschen geschaffen worden. Es ist einer Person übertragen worden, die nicht gleichzeitig Mitglied der Regierung ist“, erklärte die Ministerin. „Mit Gerd Weimer als Landes-Behindertenbeauftragtem haben die Menschen einen erfahrenen, hartnäckigen und versierten Interessenvertreter erhalten. Er wird sich nicht scheuen, im Interesse der Menschen mit Behinderung auch einmal unbequem zu sein“, führte sie weiter aus.
Ein weiterer Punkt ihrer Arbeit sei es, das Landes-Behindertengleichstellungsgesetz grundlegend zu überarbeiten. „Es ist wichtig, dass die Rechte der Menschen mit Behinderung einklagbar werden“, so Altpeter. „Ziel unserer Arbeit ist eine nachhaltige Strategie, ein auf Dauer angelegter Prozess für eine gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe von Menschen mit Behinderung.“
Quelle:
Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren