Zwar steigen die Organspende-Zahlen in Deutschland ganz leicht auf niedrigem Niveau an, dennoch fehlt es bundesweit, auch in Baden-Württemberg, weiterhin an dokumentierten Zustimmungen - das zeigt die aktuelle Statistik, die die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) im Vorfeld des Tags der Organspende am Samstag (7. Juni) veröffentlicht hat. Gesundheitsminister Manne Lucha fordert eine schnelle Einführung der Widerspruchslösung, um Leben zu retten und die Trendwende einzuleiten.
„Es überrascht mich leider nicht, dass auch im vergangenen Jahr über die Hälfte der möglichen Organspenden daran scheiterte, dass es an einer Zustimmung fehlte“, kommentierte Lucha die neusten Zahlen der DSO. Der Minister bedauerte in diesem Zusammenhang sehr, dass alle Bemühungen für die Einführung einer Widerspruchslösung in der vergangenen Legislaturperiode des Bundestags nicht zum Ziel geführt hatten. Baden-Württemberg war mit weiteren Bundesländern Mitantragsteller einer entsprechenden Bundesratsinitiative gewesen.
Parlamentarische Beratungen für Widerspruchslösung zügig wieder aufnehmen
„An der Dringlichkeit einer Gesetzesänderung zur Einführung der Widerspruchlösung hat sich nichts geändert. Weiterhin versterben viele Patientinnen und Patienten, deren Leben mit einer Organtransplantation hätte gerettet werden können. Immer noch können dringend benötigte Organspenden nicht durchgeführt werden, weil es an dokumentierten Zustimmungen fehlt. Deshalb hoffe ich sehr, dass die parlamentarischen Beratungen für eine Widerspruchslösung in Berlin zügig wiederaufgenommen werden“, sagte Lucha. „Die in der letzten Legislaturperiode angestoßene Reform des Transplantationsgesetzes könnte endlich die Trendwende einleiten - hin zu einer Kultur der Organspende.“
Laut der jüngsten Umfrage des Bundesinstitutes für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) steht bereits eine deutliche Mehrheit von 85 Prozent der Bundesbürgerinnen und -bürger einer Organspende positiv gegenüber.
Im Rahmen der aktuell geltenden Entscheidungslösung können Organe nur entnommen werden, wenn eine Zustimmung vorliegt. Liegt ein schriftlicher Wille des möglichen Organspenders weder vor noch ist er den Angehörigen bekannt, sinkt die Zustimmungsquote unter 25 Prozent. Dringend benötigte Spenderorgane gehen dann verloren. Menschen versterben, während sie auf ein Spenderorgan warten.
Sollte die Widerspruchslösung gesetzliche Grundlage der Organspende werden, bliebe die Organspende weiter freiwillig. Es müssten dann allerdings nur noch diejenigen, die keine Organe spenden wollen, ihren Widerspruch erklären. Alle anderen wären automatisch Organspender.
Entscheiden, dokumentieren und darüber reden
Am einfachsten ist es, seine Entscheidung auf einem Organspendeausweis im Scheckkartenformat zu dokumentieren oder in der Patientenverfügung zu berücksichtigen.
Seit März 2024 können Organspende-Erklärungen auch digital im zentralen Organspende-Register eingetragen werden. Im Fall einer möglichen Organspende sind die Krankenhäuser gesetzlich verpflichtet, bei diesem Register abzufragen, ob eine Erklärung vorliegt. Ein Treffer ist derzeit noch die große Ausnahme. Zu gering ist die Zahl der Einträge.
„Ich bin diesbezüglich eher konservativ und trage meinen Organspendeausweis weiterhin im Geldbeutel bei mir“, sagte Minister Lucha. Und weiter: „Ganz egal, wie man seine Organspende-Erklärung abgibt, bleibt es mit am wichtigsten, auch mit seinen Angehörigen darüber zu reden.“
Daten und Fakten aus Baden-Württemberg
Stand 31. Mai 2025 waren 908 Patienten mit Wohnort in Baden-Württemberg auf der Warteliste. Bedingt durch kombinierte Transplantationen werden 944 Organe benötigt.
In den ersten fünf Monaten des Jahres liegt die Zahl der Organspender und der gespendeten Organe im Bundesdurchschnitt über dem gleichen Zeitraum im Vorjahr. Dieser leichte Aufwärtstrend wird auch in Baden-Württemberg beobachtet: 2024 waren es im Zeitraum Januar bis Mai 51 Organspender, 2025 wurden 62 gezählt. Die Zahl der gespendeten Organe beträgt im Jahr 2025 bislang 179 das sind acht mehr als im Vorjahreszeitraum.
Die Anzahl der Organübertragungen hat sich bundesweit um über zehn Prozent von 1.231 auf 1.350 gesteigert. In Baden-Württemberg haben sich die Organübertragungen von 172 auf 200 und damit um rund 16 Prozent gesteigert.
Weiterführende Links
- Informationen zur Organ- und Gewebespende des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit
- Informationen zum Tag der Organspende