Gemeinsame Fachtagung von Wissenschafts- und Sozialministerium widmet sich dem Thema „Perspektiven ärztlicher Ausbildung und Versorgung in Baden-Württemberg“
Wissenschaftsministerin Theresia Bauer: „Das Wissenschaftsministerium hat die Stärkung der Allgemeinmedizin im Rahmen des Medizinstudiums früh eingeleitet. Damit tragen wir zur ärztlichen Versorgung insbesondere auch auf dem Land bei.“
Sozialminister Manne Lucha: „Die ärztliche Versorgung in ländlichen Gebieten ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Mit Stipendien und einem Landärzteprogramm wollen wir mehr Mediziner für den ländlichen Raum gewinnen.“
Bund und Länder befassen sich seit geraumer Zeit mit potenziellen Lücken bei der ärztlichen Versorgung, insbesondere auch im ländlichen Raum. Eine gemeinsame Fachtagung von Wissenschafts- und Sozialministerium zu den „Perspektiven ärztlicher Ausbildung und Versorgung in Baden-Württemberg“ lotet die Möglichkeiten einer medizinisch hochwertigen Versorgung in Baden-Württemberg aus. Klar ist, dass die medizinische Ausbildung und ärztliche Versorgung in Baden-Württemberg auf vielen Säulen steht.
Bereits heute sind konkrete Maßnahmen in der Umsetzung, die sich der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum widmen:
Maßnahmen des Wissenschaftsministeriums
- Stärkung der Allgemeinmedizin
An den medizinischen Fakultäten wird die Ausbildung zum Allgemeinmediziner und für die hausärztliche Tätigkeit durch spezielle Ausbildungskonzepte gestärkt. Hierfür stellt das Wissenschaftsministerium 5 Millionen Euro für einen Zeitraum von drei Jahren, von 2016 bis 2018, zur Verfügung. - Projekte zur Verbesserung der Qualität der Lehre im Medizinstudium
Alle fünf medizinischen Fakultäten entwickeln neue Lehrmethoden, die die Qualität der Lehre im Medizinstudium verbessern. Zum Beispiel werden in den medizinischen Fakultäten sogenannte Skill Labs gefördert. Dabei handelt es sich um Übungseinrichtungen für Medizinstudierende, in denen gezielt die praktischen Fähigkeiten und Szenarien angehender Ärztinnen und Ärzte in Simulationen trainiert werden. Diese und weitere Projekte zur Verbesserung der Qualität der Lehre im Medizinstudium werden seit 2016 mit jährlich 10 Millionen Euro vom Wissenschaftsministerium unterstützt. - Telemedizin
Seit 2015 ist die „Koordinierungsstelle für Telemedizin in Baden-Württemberg“ (KTBW) mit Sitz in Mannheim eingerichtet. Die Koordinierungsstelle soll die in Baden-Württemberg vorhandene Kompetenz bündeln und als Mittler und Ansprechpartner für die Wissenschaft, medizinische Einrichtungen, medizintechnische Industrie und für Verbände dienen. Außerdem soll sie Hilfestellung bei der Integration telemedizinischer Methoden in Behandlungsabläufe geben, sowie telemedizinische Expertise vermitteln. Für die Telemedizin stehen dem Wissenschaftsministerium seit 2014 bis zu 3 Millionen Euro zur Verfügung. - Akademisierung in den Gesundheitsberufen
Mit der Einrichtung von Studiengängen für Krankenschwestern, Hebammen und Physiotherapeuten steht den Ärztinnen und Ärzten künftig hochqualifiziertes Personal zur Seite, sodass diese sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können. Für das Ausbauprogramm „Akademisierung der Gesundheitsfachberufe“ stellt das Land im Zeitraum 2015 bis 2020 rund 10 Millionen Euro jährlich zur Verfügung. Mit insgesamt 735 zusätzlich finanzierten und rund 550 bereits vor dem Wintersemester 2015/2016 bestehenden Anfängerplätzen wurde in Baden-Württemberg im Rahmen des Ausbauprogramms „Akademisierung der Gesundheitsfachberufe“ die Studienkapazität im Bereich Pflege, Physiotherapie und Hebammenwesen mehr als verdoppelt.
Maßnahmen des Ministeriums für Soziales und Integration
- Stipendienprogramm
Minister Lucha kündigt ein Stipendienprogramm für Medizinstudierende an, die sich verpflichten, die Weiterbildung im Fach Allgemeinmedizin oder Innere Medizin aufzunehmen und anschließend eine hausärztliche Tätigkeit im Fördergebiet für die Dauer von mindestens fünf Jahren aufzunehmen. Die Landesregierung stellt hierfür 300.000 Euro zur Verfügung. - Landärzteprogramm
Auch das Landärzteprogramm hat sich bewährt und wird in den Jahren 2018 und 2019setzt. Damit fördert Baden-Württemberg die Niederlassung von Hausärztinnen und Hausärzten mit bis zu 30.000 Euro, wenn sie sich in einer ländlichen Gemeinde mit Bedarf niederlassen. 192 Gemeinden sind derzeit als akute Fördergebiete und 111 Gemeinden als perspektivische Fördergebiete ausgewiesen. Über 100 Anträge aus 19 Landkreisen wurden bis 2017 bewilligt und mit insgesamt über 1,8 Millionen Euro gefördert. - Versorgungs- und Gesundheitsstrukturen in Quartiere
Einige Kommunen gehen eigene Wege und bieten mit quartiersorientierten Versorgungs- und Gesundheitsstrukturen im ländlichen Raum attraktive Standorte für junge Ärztinnen und Ärzte. Sie sichern so eine gute medizinische Vor-Ort-Versorgung. Das Sozialministerium unterstützt die Kommunen dabei mit der Strategie „Quartier 2020“. Diese Strategie zielt darauf ab, Kommunen bei der Weiterentwicklung ganzer Wohnviertel zu unterstützen und zu begleiten. - Telemedizin
Das Ministerium für Soziales und Integration stellt im Rahmen der Digitalisierungsstrategie des Landes „digital@bw“ rund 4 Millionen Euro für 14 digitale Projekte im Gesundheits- und Pflegebereich zur Verfügung. Die Digitalisierung kann dabei helfen, eine hochwertige, flächendeckende und effiziente gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung auch zukünftig sicherzustellen.
Das Land bildet seit mehr als fünf Jahren jährlich mehr Mediziner aus als dies nach dem Bevölkerungsanteil im Verhältnis zu den anderen Bundesländern erforderlich wäre. Zwischen 14,35 und 16,15 Prozent aller Absolventinnen und Absolventen von Medizinstudiengängen in Deutschland kamen in den Jahren 2011 bis 2016aus Baden-Württemberg.
Bei der Fachtagung wurden die unterschiedlichen Perspektiven der Teilnehmenden zu diesem Thema und gleichzeitig Lösungsansätze für einen gemeinsamen Lösungsweg aufgezeigt. Wissenschafts- und Sozialministerium werden sich weiterhin gemeinsam für eine hochwertige medizinische Versorgung in Baden-Württemberg einsetzen.
„Die ärztliche Versorgung gerade im ländlichen Raum ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – viele Akteure müssen dabei an einem Strang ziehen und attraktive Strukturen vor Ort aufbauen, die angehende Ärztinnen und Ärzte dazu motivieren, sich im ländlichen Raum niederzulassen“, so Minister Lucha.
„Gemeinsam mit dem Sozialministerium ist es unser Ziel, die hausärztliche Patientenversorgung in Baden-Württemberg langfristig sicherzustellen“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer abschließend.