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Informations- und Werbekampagne für Pflege- und Sozialberufe gestartet

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Bei Weltmusik und vor zahlreichen Gästen hat Sozialministerin Katrin Altpeter am Vormittag in Stuttgart-Degerloch die Informations- und Werbekampagne für die Pflege- und Sozialberufe gestartet. Im Beisein von Berufsverbänden aus der Pflege, Sozial- und hauswirtschaftlichen Berufen und Ausbildungseinrichtungen, der Arbeitsagentur und Gewerkschaften stellte die Ministerin die Details der Kampagne „Vom Fach – Für Menschen. Pflege- und Sozialberufe in Baden-Württemberg“ vor. „Wir brauchen dringend mehr Kräfte in den Pflegeberufen, sozialen und hauswirtschaftlichen Berufen. Sie sorgen für die Pflege und Betreuung von Menschen und leisten so für unsere Gesellschaft einen unverzichtbaren Beitrag“, sagte Sozialministerin Altpeter zum Auftakt der Kampagne im Institut für Soziale Berufe in Stuttgart-Degerloch.

Die Regierungskoalition habe sich zum Ziel gesetzt, Maßnahmen zu ergreifen, um dem Pflegekräftemangel zu begegnen, die Attraktivität der Pflege insgesamt zu steigern und auf eine neue gesellschaftliche Anerkennung der Pflege hinzuwirken. Die Informations- und Werbekampagne sei dafür ein wichtiger Baustein, so die Ministerin. Sie soll bis zum Ende der Legislaturperiode laufen und hat in diesem Jahr 170.000 Euro, in den Folgejahren jeweils 100.000 Euro zur Verfügung. Nach einem intensiven Auswahlwettbewerb wurde die Berliner Agentur „KOMPAKTMEDIEN“ mit der Kampagne betraut.

Die Kampagne richtet sich nach den Worten von Ministerin Altpeter an Schulabgänger und an Personen, die nach einer Familienphase, nach Arbeitslosigkeit oder beruflicher Umorientierung vor der Entscheidung einer (neuen) Berufswahl stehen. Es würden auch gezielt in Baden-Württemberg lebende Menschen mit Migrationshintergrund angesprochen. In Pflege und Betreuung sei diese Gruppe bisher unterproportional vertreten, obwohl die Zahl der älteren Migrantinnen und Migranten, die Hilfe benötigten, mehr und mehr zunehme, so die Ministerin.

Kampagnen-Netzwerk

Gemeinsam mit einem Netzwerk aus Partnern wie Arbeitsagentur, Berufsverbände, Pflegekassen, Gewerkschaften, Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft und Spitzenorganisationen der privaten Einrichtungsträger werden im Zuge der Informationskampagne landesweit Maßnahmen umgesetzt. Die Kampagne soll über die Berufsbilder sowie die jeweiligen Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten informieren und dabei die positiven Aspekte dieser Berufe, die häufig zu wenig wahrgenommen werden, deutlich machen.

Herzstück der Kampagne ist die Internetseite www.vom-fach-fuer-menschen.de.

Trend zu multiprofessionellen Teams

Die Kampagne soll nach den Worten von Ministerin Altpeter ausdrücklich für Pflegeberufe und für soziale Berufe werben. Diese Ausrichtung trage der Tatsache Rechnung, dass sich die klassischen Rollenverteilungen unter den Berufen immer mehr verändern hin zu multiprofessionellen Teams. So würden z.B. verstärkt Wohnbereichskonzepte für Menschen mit Altersdemenz geschaffen, in denen bei Rufbereitschaft der Fachpflegekräfte hauswirtschaftliche Berufe,

Heilerziehungspfleger und Arbeitserzieher wichtige Leitungs-, Versorgungs- und Betreuungsaufgaben übernehmen.

Wachsender Bedarf an Personal – Berufseinstieg nach Qualifikation

Die Ministerin betonte, dass die Zahl an Pflegebedürftigen und damit der Bedarf an Beschäftigten in den nächsten Jahrzehnten weiter zunehmen wird. Das Statistische Landesamt gehe davon aus, dass sich der Bedarf an Pflegekräften bis 2030 um 54 Prozent auf etwa 163.000 erhöhen werde, die Zahl der Pflegebedürftigen um 43 Prozent auf rund 352.000 Menschen.  

„Wir brauchen in unserer Gesellschaft ein neues Bewusstsein dafür, welch‘ hohe gesellschaftliche Bedeutung die Pflege- und sozialen Berufe haben und welche vielfältigen Perspektiven sie bieten“, unterstrich Altpeter.

So könnten in Baden-Württemberg alle, die sich für eine Tätigkeit in der Pflege oder Betreuung interessieren, entsprechend ihrer Qualifikation in einen dieser Berufe einsteigen und sich weiterqualifizieren. „Personen ohne Schulabschluss aber mit einem Interesse an der Pflege können beispielsweise über eine zweijährige Ausbildung als Alltagsbetreuerin oder Alltagsbetreuer einen Berufsabschluss und einen dem Hauptschulabschluss gleichwertigen Bildungsstand erlangen. Damit können sie die Altenpflegehilfe- oder darauf aufbauend sogar die Altenpflegeausbildung beginnen“, erklärte Altpeter.

„Pflegefachkräfte werden überall gesucht“, so die Ministerin. „Ihr Arbeitsplatz ist krisensicher und zukunftsfest, die Arbeit anspruchsvoll und sie verlangt Eigenverantwortung und Selbständigkeit.“ Gerade junge Menschen hätten aber auch eine gewisse Scheu vor der Begegnung mit Krankheit, Gebrechlichkeit und Behinderung. Diese Hemmung abzubauen sei eines der Ziele der Kampagne.

Ergänzende Informationen:

Die Auswirkungen der demographischen Entwicklung und der Alterung der Gesellschaft stellen Gesundheitswesen, Sozialsysteme und Politik vor enorme Herausforderungen. Gleichzeitig sind Gesundheit und Pflege auch Wachstumsfelder der Zukunft. Auch andere Branchen befürchten oder haben bereits Fachkräftemangel und ergreifen Maßnahmen zur Nachwuchsgewinnung. Dies führt zu einer starken Konkurrenz auf dem Ausbildungsanbietermarkt. Die Pflegeberufe und sozialen Berufe müssen im Wettbewerb mit Ausbildungsberufen in Handwerk, Industrie, Handel und Verwaltung bestehen.

Zur Sicherung des künftigen Pflegekräftebedarfs müssen genügend Ausbildungsplätze in der Altenpflege angeboten werden. Daher hat die Landesregierung beschlossen, die Ausbildungsumlage in der Altenpflegeausbildung fortzuführen, um so zwischen ausbildenden und nicht ausbildenden Betrieben einen Kostenausgleich herzustellen.

Mit einer ersten Werbekampagne in den Jahren 2001 bis 2005 („Berufe mit Sinn“), die sich an ähnliche Zielgruppen richtete, wurden gute Erfahrungen gemacht. Die Schülerzahlen in der Altenpflege stiegen in diesen Jahren zwischen 5 und 11 Prozent gegenüber dem jeweiligen Vorjahreswert an.

Auf der Website www.vom-fach-fuer-menschen.de stehen nähere Informationen zur Kampagne „Vom Fach – Für Menschen. Pflege- und Sozialberufe in Baden-Württemberg“ und zu den jeweiligen Berufen.