Das klassische Väter- und Männerbild ist im Wandel. Männer wünschen sich eine gleichberechtigte Teilhabe an der Familienarbeit. Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern, fördert das Sozialministerium fünf innovative Projekte für mehr Sensibilisierung in der Gesellschaft.
Mehrere Studien und Befragungen zeigen, dass sich immer weniger Männer mit dem traditionellen Rollenbild identifizieren und sich vor allem eine gleichberechtigte Teilhabe an der Familienarbeit wünschen. So zeigt die Forsa-Trendstudie „Zukunft Vereinbarkeit“, dass sich 48 Prozent der zukünftigen Väter nach der Geburt ihrer Kinder eine gleichmäßige Aufteilung der Elternzeit wünschen. Zudem wollen 96 Prozent der Männer mit Kinderwunsch zwischen zwei und zwölf Monate Elternzeit in Anspruch nehmen.
„Dieser Trend spiegelt sich leider nicht immer im Alltag wider. Gerade während der Corona-Pandemie waren es überwiegend Mütter, die die Sorgearbeit in Zeiten von geschlossenen Betreuungseinrichtungen und Schulen geleistet haben. Zudem hat sich die Erwerbstätigkeit von Müttern während der Lockdown-Phasen insgesamt leicht verringert. Damit haben wir einen Rückschritt in der Aufteilung der Sorgearbeit und der Erwerbsbeteiligung von Frauen erlebt. Dies hat uns einmal mehr verdeutlicht, dass die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf ein entscheidender Faktor für die Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern ist“, so Sozialminister Manne Lucha am Freitag (18. November) anlässlich des Internationalen Männertags am morgigen Samstag.
Rückfall in traditionelle Rollenmuster während der Corona-Pandemie
Die Einführung von Elterngeld-/Plus und Elternzeit hätten die Einbindung von Vätern in der Sorge- und Familienarbeit zwar erhöht, trotzdem zeigten die Daten nach wie vor deutlich, dass sich die traditionelle Rollenverteilung von Müttern und Vätern bei der Erwerbs- und Familienarbeit nur langsam verändert und sich in der Corona-Pandemie sogar ein Rückfall in traditionelle Rollenmuster gezeigt hat. Dem Wunsch von Vätern nach mehr Familienzeit und einer ausgewogenen Balance zwischen Familie, Freizeit und Arbeit stünden einige Hindernisse entgegen. Arbeitgeber hätten oft ein unzureichendes Verständnis dafür, wenn Väter eine längere Elternzeit ankündigten oder eine flexiblere Arbeitszeit wünschten, und es fehlten Vorbilder männlicher Führungskräfte, die vermehrt Familien- und Sorgearbeit übernehmen. „Ein Großteil der Väter verzichtet aber aufgrund der finanziellen Einbußen und dem oftmals niedrigeren Einkommen der Partnerin und Mutter auf eine größere Beteiligung in der Sorgearbeit, wenn dafür gleichzeitig die Erwerbstätigkeit reduziert wird“, so Lucha weiter. Im Jahr 2021 verdienten Frauen im Bundesdurchschnitt 18 Prozent und in Baden-Württemberg sogar 22 Prozent weniger als Männer (sogenannter unbereinigter Gender Pay Gap).
Innovative Förderprojekte zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Die Landesregierung hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern, damit Erziehungs- und Familienarbeit gleichberechtigt verteilt werden können. Ab Mitte November werden beispielsweise fünf innovative Projekte gefördert, die die ungleiche Verteilung von Sorgearbeit sichtbar machen sowie für eine partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit in der Gesamtgesellschaft sensibilisieren sollen.
„Männer und Frauen sollen die gleichen Wahlmöglichkeiten haben, sich für Familie und Erwerbsarbeit zu entscheiden. Dafür wünsche ich mir mehr Sensibilisierung in der Gesellschaft sowie bei Vorgesetzten und Personalverantwortlichen. Eine gelungene Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist mir sehr wichtig und aus meiner Sicht eine grundlegende Voraussetzung für die Gleichstellung von Frauen und Männern“, so Lucha abschließend.