Sozialministerin Katrin Altpeter will noch mehr finanziell schwächer gestellten Eltern mit ihren Kindern die Teilnahme an Familienbildungskursen ermöglichen und richtet deshalb das Landesprogramm STÄRKE neu aus. Ziel ist es, Mitnahmeeffekte zu verringern und das Programm auf die wirklich Bedürftigen auszurichten.
Künftig erhalten nicht mehr alle Eltern im Land nach der Geburt ihres Kindes automatisch einen Gutschein von 40 Euro für einen verbilligten Kursbesuch. Eine – deutlich angehobene - finanzielle Unterstützung bekommen dann nur noch die Eltern, die darauf angewiesen sind. „Durch den schnellen Wandel der Lebensbedingungen und Lebensumstände in den letzten Jahren sind Angebote der Familienbildung immer wichtiger geworden. Mit der Neuausrichtung von STÄRKE will ich erreichen, dass noch mehr Familien als bisher von dem guten Kursangebot in Baden-Württemberg profitieren können“, sagte die Ministerin. Das Kabinett stimmte einem entsprechenden Vorschlag der Ministerin auf seiner heutigen (10.Dezember) Sitzung zu. Für das Landesprogramm stehen jährlich 4 Mio. Euro Landesmittel zur Verfügung.
Die Ministerin: „Die bislang für die Gutscheine bereitgestellten Landesmittel in Höhe von 1 Mio. Euro jährlich kommen künftig den Familien zugute, die auf diese finanzielle Hilfe tatsächlich angewiesen sind. Diese Änderung ermöglicht es, dass wir die Höhe des Zuschusses für eine Familie auf bis zu 100 Euro erhöhen können und bedeutet im Einzelfall eine vollständige Kostenübernahme. Um einen Zuschuss zu beantragen, müssen die Eltern bei der Buchung eines Kurses lediglich angeben, weshalb sie eine Unterstützung benötigen.“
Hintergrund dieser Neuregelung ist der Wunsch der Ministerin, Fehlanreize abzubauen und STÄRKE sozial gerechter zu machen. So hatte in der Vergangenheit etwa der Rechnungshof kritisiert, dass auch solche Familien den Gutschein und damit Landeszuschüsse erhalten, die keinen finanziellen Bedarf haben und die Angebote auch auf eigene Kosten nutzen können. Gestützt wurde diese Einschätzung durch eine vom Sozialministerium selbst in Auftrag gegebene Untersuchung. Dabei hatten fast 70 Prozent der befragten Eltern nach einem Kursbesuch angegeben, dass sie das Angebot auch ohne eine finanzielle Unterstützung durch das Land wahrgenommen hätten.
Neu an STÄRKE ist auch die Förderung der so genannten „offenen Treffs“, die gezielt Personengruppen wie etwa Migrantinnen oder Alleinerziehende ansprechen und auf Familienbildungsangebote aufmerksam machen sollen. In diesen Treffs bieten Pädagogen entweder selbst familienbildende Angebote an oder beraten niedrigschellig über die Angebote anderer Träger. Eine zusätzliche Weiterentwicklung von STÄRKE besteht darin, dass in Zukunft verstärkt Kursangebote speziell für Väter angeboten werden sollen. Zudem sollen die bislang als Modellprojekt erprobten Familienbildungsferien fester Bestandteil von STÄRKE werden.
Weitere Informationen
Das Landesprogramm STÄRKE wurde 2008 unter der früheren Landesregierung eingeführt. STÄRKE soll junge Eltern ermutigen Elterntreffs oder -kurse zu besuchen und für einige Familien die Teilnahme überhaupt erst finanziell ermöglichen bzw. erleichtern. Schwellenängste von Eltern vor der Inanspruchnahme von Hilfen sollen abgebaut und ein ausreichendes Angebot an Kursen sichergestellt werden. Außerdem soll die Zusammenarbeit der Akteure untereinander und miteinander verbessert werden. Für STÄRKE stehen jährlich 4 Mio. Euro zur Verfügung.
Ungeachtet der Neuausrichtung bleibt das kostenlose Angebot an Bildungskursen für Familien in besonderen Lebenssituationen erhalten. Diese Kurse stehen Familien unabhängig von ihrer finanziellen Situation zur Verfügung. Eltern erlernen dabei Strategien für den Umgang mit Belastungssituationen.