Das Ministerium für Soziales und Integration stellt weitere 200.000 Euro für die Einrichtung von öffentlichen Toiletten bereit, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit besonders schweren Behinderungen ausgerichtet sind. Inzwischen gibt es in Baden-Württemberg bereits 39 solcher vom Land geförderten Toilettenanlagen, elf weitere sind in Planung.
„Vor wenigen Jahren gab es in Baden-Württemberg kaum öffentlich zugängliche ‚Toiletten für alle‘. Menschen mit schweren Behinderungen und ihre Angehörigen und Assistenten mussten daher unterwegs improvisieren, etwa indem sie auf den Boden einer Rollstuhltoilette oder die Rückbank eines Autos auswichen. Als Konsequenz haben sie teilweise ganz darauf verzichtet, das Haus längere Zeit zu verlassen und konnten nicht am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Das ist ein unhaltbarer Zustand“, sagte Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha in Stuttgart.
Seit einigen Jahren fördere das Ministerium deshalb den Bau der „Toiletten für alle“. Echte Hingucker mit großen, ansprechenden Räumen seien unter anderem die „Toiletten für alle“ im Rathaus Reutlingen und im Landratsamt Ostalb (Aalen). „Von Menschen mit Behinderung sehr gelobt werden auch die entsprechenden sanitären Anlagen in den beiden Fußballstadien des VfB Stuttgart und der TSG 1899 Hoffenheim“, betonte der Minister. Als bundesweit einzige Shoppingmall habe das Einkaufszentrum MILANEO in Stuttgart eine „Toilette für alle“ eingerichtet, auch touristische Ausflugsziele wie die Insel Mainau und die Schauinslandbahn stellten sich inzwischen auf Besucherinnen und Besucher mit schweren Mehrfachbehinderungen ein.
„Wir brauchen Toiletten für alle‘ überall dort, wo sich Menschen mit Behinderung gemeinsam mit ihren Betreuerinnen und Betreuern länger aufhalten“, sagte Lucha. „Menschen mit schweren Behinderungen können oftmals weder eine allgemeine noch eine Behinderten-Toilette benutzen, weil sie Assistenz und eine Liege zum Wechseln der Windeln brauchen. In einer „Toilette für alle" finden Betroffene alles, was sie für ihre persönliche Hygiene brauchen“, so der Minister abschließend.
Ergänzende Informationen
Zu einer „Toilette für alle“ gehören eine höhenverstellbare Liege und ein elektrischer Personen-Lifter, der die betroffenen Personen sicher vom Rollstuhl auf das WC oder die Liege hebt. Dort liegen sie bequem und hygienisch, während die Begleitperson die Inkontinenzeinlage wechseln kann.
Zu den Betroffenen zählen vor allem Menschen mit angeborenen schweren und mehrfachen Behinderungen, Menschen mit Schädel-Hirn-Trauma, Menschen, die an Multipler Sklerose erkrankt sind, Menschen mit Querschnittlähmung sowie ältere Menschen, die schwer pflegebedürftig und/oder dement sind. Angesichts der steigenden Zahl der hochbetagten Menschen kann davon ausgegangen werden, dass die Zahl der Betroffenen künftig weiter zunehmen wird.