Ziel des zweijährigen Projekts „Baden-Württemberg schützt - Traumarehabilitation für Geflüchtete in Baden-Württemberg“ ist es, Traumata bei geflüchteten Menschen frühzeitig zu erkennen, niedrigschwellige Hilfestellungen anzubieten und damit das Risiko für fremdgefährdendes Verhalten einzudämmen.
Die Landesregierung wird sich in den kommenden zwei Jahren verstärkt um traumatisierte Geflüchtete kümmern. Für das zweijährige Projekt „Baden-Württemberg schützt - Traumarehabilitation für Geflüchtete in Baden-Württemberg“ stellt das Land rund 3,7 Millionen Euro zur Verfügung. Ziel des Projekts ist es, Traumata bei geflüchteten Menschen frühzeitig zu erkennen und niedrigschwellige Hilfestellungen anzubieten. Das teilten Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha und Justiz- und Migrationsministerin Marion Gentges am Dienstag (24. Oktober) in Stuttgart mit. „Wir wollen und müssen alles tun, um schwer traumatisierten Menschen schnell zu helfen. Das kann im Extremfall Leben schützen, weil die Betroffenen frühzeitig in Behandlung sind und damit das Risiko für fremdgefährdendes Verhalten eingedämmt werden kann“, sagte Lucha.
Das Projekt, das unter Mitwirkung des Ministeriums der Justiz und für Migration durchgeführt wird, richtet sich zunächst insbesondere an Geflüchtete in der vorläufigen Unterbringung und startet im Landkreis Konstanz und der Region um Karlsruhe/Mannheim. Innerhalb des Projekts wird ein Programm entwickelt, das psychische Belastungen bei Geflüchteten frühzeitig identifizieren und passgenaue, niedrigschwellige Beratungsmaßnahmen beinhalten soll. Hierbei steht die Ausbildung und Begleitung sogenannter Gesundheitspatinnen und Gesundheitspaten im Zentrum. Diese führen kultursensibel Gesundheitsinterviews mit Geflüchteten durch und bieten auf dem Ergebnis aufbauend bei Bedarf passgenaue Beratungsangebote an. Bei geringen bis mittleren Auffälligkeiten erfolgt die Beratung durch die entsprechend geschulten Gesundheitspatinnen und Gesundheitspaten selbst, die im Hintergrund eng von Expertinnen und Experten begleitet werden und bei Bedarf auch auf Sprachmittlung zurückgreifen können. Bei Anzeichen für eine höhere Belastung wird die Diagnose qualifiziert von Ärztinnen und Ärzten abgesichert und die Betroffenen werden in die dafür vorgesehenen Regelstrukturen vermittelt.
Psychische Belastungen können erfolgreiche Integration verhindern
Das Programm wird eng durch eine wissenschaftliche Evaluation begleitet, die die Effektivität und Kosteneffizienz untersucht und durch die kontinuierliche Datenerhebung die Qualitätssicherung und Steuerung des Programms ermöglicht.
Durchgeführt wird das Projekt von der Universität Konstanz unter Beteiligung von vivo international e. V. und des Freundeskreis Asyl Karlsruhe e. V.
Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha: „Psychische Belastungen bei Geflüchteten können einer erfolgreichen Integration sehr im Wege stehen. Vorhandene Angebote werden teilweise aufgrund bestehender Barrieren sprachlicher, kultureller oder organisatorischer Art nicht bzw. sehr spät angenommen. Wir möchten daher mit diesem Programm für Baden-Württemberg wissenschaftlich fundiert zwei Dinge erproben: Zum einen, wie Präventions- und Beratungsmaßnahmen zur mentalen Gesundheit für Geflüchtete umgesetzt werden müssen, um einen guten Zugang zu den Menschen zu gewährleisten. Zum anderen, wie geschultes und professionell begleitetes Personal, das selbst über keine anerkannte medizinische Ausbildung verfügt, angesichts knapper Personalressourcen ergänzend eingesetzt werden kann, um das Gesundheitssystem zu entlasten.“