Menschen, die im Ausland einen Berufsabschluss erworben haben und in Baden-Württemberg arbeiten möchten, stehen vor der Frage, wie ihre Qualifikation hierzulande anerkannt werden kann. Gemeinsam mit dem Netzwerk „Integration durch Qualifizierung“ (IQ), der Liga der freien Wohlfahrtspflege und ausgewählten Jobcentern hat das Land deshalb seine Beratungsstrukturen weiter ausgebaut. Baden-Württemberg ist eines der wenigen Länder, das diese Beratung durch einen gesetzlichen Anspruch garantiert.
„Wir wollen, dass die Zuwanderinnen und Zuwanderer im Südwesten jene Potenziale verwirklichen können, die ihnen ihre Abschlüsse bieten“, sagte Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha in Stuttgart. „Damit fördern wir die Integration und die Chancen der Zuwanderinnen und Zuwanderer auf dem Arbeitsmarkt. Außerdem helfen wir den Unternehmen dabei, gut ausgebildete Fachkräfte zu finden.“
Gemeinsam mit dem Leiter der hiesigen Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, Christian Rauch, dem Präsidenten der Liga der freien Wohlfahrtspflege, Reinhold Schimkowski, und der Geschäftsführerin des Interkulturellen Bildungszentrums Mannheim, Elvira Stegnos, besuchte Minister Lucha das Beratungszentrum in den Räumen der Arbeiterwohlfahrt in Stuttgart.
Direkter Zugang zu spezialisierter Beratung
Seit Jahresbeginn werden zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Anerkennungsberatung dauerhaft direkt vor Ort in ausgewählten Jobcentern und Arbeitsagenturen eingesetzt. „Mit dieser Vereinbarung wird unsere gute Kooperation zwischen Anerkennungsberatung und Arbeitsverwaltung noch enger“, erklärte Christian Rauch. „Für unsere Kundinnen und Kunden bedeutet diese Zusammenarbeit einen direkten Zugang zur spezialisierten Beratung. Damit soll erreicht werden, dass im Heimatland erworbene Qualifikationen und Kompetenzen möglichst schnell am Arbeitsmarkt eingesetzt werden können“, so der Chef der Regionaldirektion.
„Die Anerkennungsberatung versorgt die Ratsuchenden nicht nur mit Erstinformationen zu allen Fragen rund um das Thema Anerkennung, sondern sie stellt auch eine wichtige Brücke zu Qualifizierungsmaßnahmen dar, wenn diese für die volle Gleichwertigkeit oder für den Einstieg in das Berufsleben notwendig sind. Wir freuen uns über die sehr gute Verzahnung der Beratungsstellen mit den vielfältigen Maßnahmen des IQ Netzwerks Baden-Württemberg“, ergänzte Elvira Stegnos vom Interkulturellen Bildungszentrum Mannheim, die die Gesamtkoordinierung des Netzwerks verantwortet.
Gut aufgestellte Beratungsstruktur
Die Hauptstandorte der Anerkennungsberatung, die seit 2018 als „Beratungszentren zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen“ firmieren, befinden sich in Freiburg, Mannheim, Stuttgart und Ulm. Von dort aus betreuen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren jeweiligen Regierungsbezirk. Ratsuchende können sich direkt an die Beratungszentren wenden, ergänzend finden regelmäßig Sprechstunden in der Fläche statt, zum Beispiel in Lörrach, Pforzheim, Schwäbisch Hall und Friedrichshafen. Zudem gibt es in Karlsruhe eine Fachstelle, die auf die Beratung von Flüchtlingen spezialisiert ist.
Die Liga der freien Wohlfahrtspflege hat maßgeblich an der überarbeiteten Konzeption der Beratungsstruktur mitgewirkt. Die Liga-Mitgliedsverbände AWO, Diakonie, Caritas/IN VIA, Deutsches Rotes Kreuz und der Paritätische, dem das Interkulturelle Bildungszentrum Mannheim angehört, betreiben gemeinsam mit dem IQ Netzwerk die Beratungszentren in Stuttgart, Mannheim/Karlsruhe, Freiburg und Ulm.
Mit Blick auf die Statistik betonte Georg Ceschan, Abteilungsleiter bei der AWO Stuttgart und Stellvertretender Vorsitzender des Liga-Fachausschusses Migration: „Das Interesse an unserem Beratungsangebot wächst seit dem Jahr 2012 kontinuierlich. Unsere Kolleginnen und Kollegen erreichen mit ihrem Informations- und Beratungsangebot sowohl Menschen mit ausländischen Abschlüssen als auch Arbeitgeber, die sich schlau machen wollen.“
Ergänzende Informationen
Die Beratungszentren des IQ Netzwerks und der Liga haben im vergangenen Jahr insgesamt 8.840 Personen zur Anerkennung ihrer im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen beraten. Das bedeutet gegenüber dem Jahr 2016 eine erneute Steigerung um 1.238 Personen. Da die Anerkennung ausländischer Abschlüsse ein Prozess mit fortwährendem Beratungsbedarf ist, wurden im Jahr 2017 insgesamt 16.158 Beratungsgespräche durchgeführt. Dies entspricht einer Steigerung von 4.283 Beratungen gegenüber dem Jahr 2016.
Die Projektmittel des IQ Netzwerks kommen aus dem Bundeshaushalt und dem Europäischen Sozialfonds. Das Ministerium für Soziales und Integration fördert die Anerkennungsberatung mit über 800.000 Euro jährlich aus dem Landeshaushalt. Auf die Beratung besteht seit dem Inkrafttreten des Landesanerkennungsgesetzes 2014 ein gesetzlich garantierter Anspruch.