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Landesregierung fördert kultursensible Pflegeausbildung für langzeitarbeitslose Frauen

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Sozialministerin Katrin Altpeter will mehr Menschen mit Migrationshintergrund in Baden-Württemberg für einen Pflegeberuf gewinnen. Deshalb stellt das Sozialministerium in diesem und im kommenden Jahr über 500.000 Euro für ein Projekt der Türkischen Gemeinde Baden-Württemberg bereit, bei dem vor allem arbeitslose Frauen mit ausländischen Wuzeln für eine Ausbildung zur kultursensiblen Altenpflegehelferin gewonnen und während ihrer Ausbildung unterstützt werden sollen.

437.000 Euro kommen aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds, weitere 100.000 Euro vom Sozialministerium. „Kultursensible Pflege ist angesichts der zunehmenden Zahl von älter werdenden Migranten, die ihren Lebensabend in Baden-Württemberg verbringen, ein immer wichtiger werdendes Thema“, sagte Altpeter in Stuttgart. Besonders erfreut zeigte sich die Ministerin darüber, dass mit dem Projekt gezielt langzeitarbeitslose Migrantinnen angesprochen werden sollen. Diese sind deutlich häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als Frauen ohne Migrationshintergrund.

Der Anteil von Pflegebedürftigen mit Migrationshintergrund nimmt in Baden-Württemberg zu. Die Zahl der kultursensiblen Pflegedienste im ambulanten Bereich ist in den letzten Jahren bereits gewachsen. Mittelfristig wird sich diese Entwicklung auch im stationären Bereich abzeichnen. Dadurch wird mehr Wissen über kultursensible Pflege notwendig. „Egal ob im Pflegeheim oder bei einer ambulanten Betreuung - ältere und kranke Menschen sind oft darauf angewiesen, dass das Pflegepersonal ihre Muttersprache spricht und mit ihren kulturellen Gepflogenheiten vertraut ist“, erklärte Ministerin Altpeter. Pflegekräfte mit eigenem Migrationshintergrund und Kenntnissen in kultursensibler Pflege seien deshalb ein großer Gewinn für jede Pflegeeinrichtung, so die Ministerin.

Altpeter wies darauf hin, dass sich die Idee hinter dem Projekt nahtlos in das Landesprogramm „Gute und sichere Arbeit“ einfügt. Beide sprechen gezielt Langzeitarbeitslose und Migranten an. Die Ministerin erinnerte daran, dass Ausländerinnen und Frauen mit Migrationshintergrund deutlich häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen sind als Frauen ohne Migrationshintergrund. Innerhalb der Gruppe der arbeitslosen Frauen (51,9 Prozent aller Arbeitslosen) sind 28,7 Prozent Ausländerinnen, weitere 26,7 Prozent haben einen Migrationshintergrund. „Wir brauchen neue Ideen, neue Konzepte und unkonventionelle Ansätze, um Menschen zu helfen, die mit besonderen Schwierigkeiten bei der Arbeitsplatzsuche zu kämpfen haben“, so die Ministerin. Das Projekt der Türkischen Gemeinde sei ein solcher innovativer Ansatz.

Umgesetzt wird das Projekt in den Regionen Karlsruhe, Mannheim und Heidelberg in enger Zusammenarbeit mit den Jobcentern, Migrantenselbstorganisationen und Anlaufstellen für Migranten vor Ort. Während der Projektlaufzeit sollen 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die Ausbildung zur Altenpflegehelferin interessiert und während der Ausbildung intensiv und passgenau unterstützt werden. Das Angebot reicht von Sprachkursen, Vorträgen, Workshops zu individuellen Beratungs- und Coachingangeboten. Nach ihrer Ausbildung zur Altenpflegehelferin sollen die Teilnehmenden zu einer weiterführenden Ausbildung zum Altenpfleger ermutigt werden.