Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha: „Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels und in Erwartung eines wirksamen Einwanderungsgesetzes sollte Baden-Württemberg alle Potenziale ausschöpfen“
Immer mehr Menschen in Baden-Württemberg wollen ihre im Ausland erworbene Berufsqualifikation anerkennen lassen. Zu diesem Ergebnis kommt der von Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha am Mittwoch (24. April) vorgestellte erste GesellschaftsReport BW des Jahres 2019. Demnach suchten im Jahr 2017 8.518 Menschen mit ausländischer Berufsqualifikation eine entsprechende Anerkennungsberatung auf. Im Jahr 2013 waren es noch 3.457 Menschen. Vor allem junge Menschen mit Hochschulabschluss machten von der Anerkennungsberatung gebrauch, auf die seit 2014 mit Inkrafttreten des Landesanerkennungsgesetzes ein rechtlicher Anspruch besteht.
„Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels und in Erwartung eines wirksamen Einwanderungsgesetzes sollte Baden-Württemberg alle Potenziale ausschöpfen“, sagte Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha anlässlich der Vorstellung des Berichts. „Arbeit ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Integration - gerade dann, wenn bereits eine entsprechende Berufsausbildung vorliegt. Beratungsstellen sollten deshalb so früh wie möglich und persönlich aufgesucht werden, damit alle Voraussetzungen für eine zügige Anerkennung geklärt werden.“
Statistische Auswertung von Daten der Beratungszentren
Die Daten des GesellschaftsReport BW basieren auf der Arbeit der vier Beratungszentren an den Standorten Freiburg, Mannheim, Stuttgart und Ulm sowie der Fachstelle Flüchtlinge in Karlsruhe. Insgesamt wurden 34.500 Beratungsfälle durch die FamilienForschung des Statistischen Landesamts analysiert. Über 40 Prozent der Ratsuchenden informierten sich über die Anerkennung eines in Baden-Württemberg reglementierten Berufs, wie zum Beispiel dem des Erziehers oder des Gesundheits- und Krankenpflegers. Eine Ausübung ist nur dann möglich, wenn die im Ausland erworbene Berufsqualifikation mit einem entsprechenden Abschluss in Deutschland vergleichbar ist. Die meisten dieser Abschlüsse fielen in die Bereiche Gesundheits-, Erziehungs- und Ingenieurwesen. Damit handelte es sich häufig um Qualifikationen für Berufe, die in Baden-Württemberg stark nachgefragt werden. Daher ist eine frühzeitige und zielführende Beratung von großer Bedeutung.
Der Report zeigt außerdem, dass Ältere, bereits Erwerbstätige und Frauen, die schon vor längerer Zeit eingereist sind in geringerem Umfang oder erst nach einer gewissen Zeit entsprechende Beratungsstellen aufsuchen. Dies könnte zur Folge haben, dass ihre im Ausland erworbenen Qualifikationen nicht oder zeitlich stark verzögert anerkannt werden. Je länger der Abschluss und die berufliche Praxis zurückliegen, desto schwieriger ist eine Wiederaufnahme des erlernten Berufes. Der GesellschaftsReport BW empfiehlt daher eine noch frühzeitigere Information über die Beratungsmöglichkeiten, eine gezieltere Ansprache der schon länger hier lebenden Einwanderinnen und Einwanderer und eine bessere Vernetzung der relevanten Institutionen und Akteure.
Aus dem Landeshaushalt fließen jährlich rund 900.000 Euro in die Anerkennungsberatung. Gemeinsam mit dem vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und dem Europäischen Sozialfonds (ESF) geförderten Netzwerk Integration durch Qualifizierung (IQ Netzwerk) finanziert das Land die vier Beratungszentren und die Fachstelle Flüchtlinge. Die Beratungsstellen sind ein gemeinsames Angebot des IQ Netzwerks und der Liga der freien Wohlfahrtspflege Baden-Württemberg.
Weitere Informationen
Die GesellschaftsReports BW erscheinen in Kooperation mit dem Statistischen Landesamt und der FamilienForschung Baden-Württemberg vierteljährlich zu unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Themen und stehen auf der Website des Ministeriums für Soziales und Integration zum Download zur Verfügung:
sozialministerium.baden-wuerttemberg.de/de/soziales/familie/gesellschaftsreport-bw/