„Baden-Württemberg hat sich auf den Weg gemacht, einen umfassenden inhaltlichen und strukturellen Transformationsprozess des ÖGD im Land umzusetzen. Unser Ziel ist nicht nur, die Arbeitsweise des ÖGD landesweit zu vereinheitlichen, wissenschaftlich fundiert zu etablieren und zukunftsorientiert weiterzuentwickeln, sondern vor allem, den ÖGD in die Lage zu versetzen, vor Ort eine vernetzende, initiierende und steuernde Funktion hinsichtlich der Gesundheitsversorgung einzunehmen. Langfristig wollen wir eine sektorenübergreifende Gesundheitsversorgung aus einem Guss zu erreichen“, sagte Gesundheitsminister Manne Lucha am Dienstag (4. Februar) in Stuttgart. Die Voraussetzungen dafür seien sehr gut: „Baden-Württemberg hat nicht nur die Gesundheitsplanung als Aufgabe der Gesundheitsämter seit 2015 gesetzlich verankert, sondern auch flächendeckend Kommunale Gesundheitskonferenzen eingerichtet. Das sind ideale Plattformen, um regionale gesundheitliche Problemstellungen der Bevölkerung mit allen relevanten Akteuren des Gesundheitssystems vor Ort anzupacken“, so der Minister weiter.
ÖGD als Bindeglied der regionalen Versorgung
Die Gesundheitsversorgung steht überall im Land, nicht nur im ländlichen Raum, vor vielfältigen Herausforderungen: der demografische Wandel und seine Folgen einschließlich des Anstieges von chronischen Erkrankungen und Multimorbidität, eine sozial ungleiche Verteilung von Gesundheitsbelastungen und Gesundheitsressourcen gepaart mit einem wachsenden Fachkräftemangel und einer regional heterogenen Gesundheitsversorgung im Hinblick auf Quantität, Zugänglichkeit und Qualität. Dies erfordert die Anstrengungen aller am Gesundheitssystem beteiligten Akteure, um eine bedarfsgerechte regionale Gesundheitsversorgung aufrecht zu erhalten. Der ÖGD ist dabei ein unverzichtbarer Akteur und ideales sektorenübergreifendes Bindeglied des Gesundheitssystems. Zunehmend sieht er sich in einer aktiven Rolle, was die sektorenübergreifende Gestaltung der regionalen Versorgung vor Ort angeht. Dies entspricht den Empfehlungen in der zweiten Stellungnahme des Beirats für den Pakt ÖGD im Dezember 2024.
Neues Kreisprofil bietet Grundlage für Gesundheitsplanung
Ein aktuelles Beispiel für die qualitätsgestützte Weiterentwicklung ist das neu entwickelte Kreisprofil, das einem strukturierten und systematischen Gesundheitsbericht aus dem jeweiligen Kreis entspricht. Mit diesem Instrumentarium können die Gesundheitsämter die Gesundheits- und Versorgungsdaten vor Ort monitoren und bewerten, um zielgerichtete Maßnahmen zur Förderung der öffentlichen Gesundheit sowie der Gesundheitsversorgung zu entwickeln. Zudem werden Informationen über die regionalen Akteure des Gesundheitssystems mit einbezogen. Dabei wird verstärkt auf die Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsämtern und den Kommunalen Gesundheitskonferenzen über Kreisgrenzen hinweg und mit der Landesebene gesetzt.
Zum Hintergrund
Bevölkerungsbezogene gesundheitliche Aspekte, die der ÖGD verfolgt und verantwortet, waren in ihrer Bedeutung lange nicht so offensichtlich wie die medizinische und pflegerische Versorgung. Spätestens seit der Corona-Pandemie ist aber sichtbar geworden, wie wichtig die Arbeit des ÖGD für die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger ist. Die Aufgabenpalette der Gesundheitsämter ist breit. Neben dem Schutz vor der Verbreitung ansteckender Erkrankungen wie zum Beispiel Masern gehören infektionshygienische Überwachungen von Kliniken oder die Kontrolle und Probennahme von Trinkwasseranlagen ebenso zu den Aufgaben wie die Untersuchung von Kindern vor der Einschulung. Für den ÖGD Baden-Württemberg nimmt vor allem die Aufgabe der Gesundheitsplanung eine zentrale Rolle ein. Die Gesundheitsplanung ist ein strategischer Prozess, bei dem die gesundheitliche Lage der Bevölkerung sowie die Versorgungslage regional beobachtet, bewertet und daraus passgenaue Maßnahmen bei der Gesundheitsförderung, Prävention und gesundheitlichen Versorgung abgeleitet werden.