Anlässlich der Verlängerung eines sehr erfolgreichen Wohnungslosenprojektes in Sigmaringen hat Sozialministerin Katrin Altpeter Einzelheiten zu einer von ihr in Auftrag gegebenen Studie zur Verbesserung der Wohnungslosenhilfe bekannt gegeben. Demnach sollen die Auswirkungen der Verwaltungsreform auf die Wohnungslosenhilfe gründlich evaluiert und Wege für eine nachhaltige Hilfe für Menschen in Wohnungsnotlagen aufgezeigt werden, so die Ministerin in Sigmaringen.
Dabei sollen auch die Schnittstellen zu angrenzenden Hilfesystemen wie Psychiatrie, Suchthilfe, Suchtberatung, Schuldnerberatung und Grundsicherung für Arbeitssuchende in den Blick genommen werden. Erste Ergebnisse der Studie sollen in diesem Herbst vorliegen. Zur fachlichen Beratung der Untersuchung wurde Altpeter zufolge ein Projektbeirat mit Fachleuten der öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege eingerichtet.
Altpeter: „Wohnen gehört zu den elementaren Grundbedürfnissen des Menschen und ist eine wesentliche Voraussetzung für die gesellschaftliche Integration. Wir wollen deshalb herausfinden, wie wir die Hilfen für obdachlose Menschen so verbessern können, dass sie den Weg zurück in die Gesellschaft finden können.“
Wohnungslosenhilfe als kommunale Aufgabe
Die Wohnungslosenhilfe liegt seit der Verwaltungsreform von 2005 ganz in kommunaler Zuständigkeit. Für den sozialrechtlichen Teil (SGB XII) sind die Kreise zuständig, für die ordnungsrechtliche Seite (Gefahrenabwehr) die Gemeinden als Ortspolizeibehörden.
Freiwillige Förderung durch das Land
Obwohl die Wohnungslosenhilfe eine kommunale Pflichtaufgabe ist, fördert das Land nach den Worten von Ministerin Altpeter bauliche Investitionen bei Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe als freiwillige Leistung. Die Fördermittel wurden von der neuen Landesregierung bereits im Jahr 2012 von vorher 0,5 Millionen Euro auf 2 Millionen Euro vervierfacht, so die Ministerin. Für dieses Jahr (2015) und für das kommende Jahr wurde die Förderung nochmals erhöht auf jeweils 2,2 Millionen Euro pro Jahr.
„Gemeinsam mehr bewegen“ – Lob für Sigmaringer Wohnungslosenprojekt von Landes-Bau-Genossenschaft und Erzdiözese
Bei der Veranstaltung in Sigmaringen begrüßte die Sozialministerin ausdrücklich die Fortführung des erfolgreichen Wohnungslosenprojektes, das seit zehn Jahren von der Landes-Bau-Genossenschaft Württemberg in Kooperation mit dem Fachverband für Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg betrieben wird. Bis zu drei Jahre könnten Wohnungslose in einer der Wohnungen unterkommen und erhielten dort vielfältige Hilfen zur Bewältigung ihres Alltags, „von der Haushaltsführung bis zur beruflichen Reintegration“, so die Ministerin. Sie zeigte sich beeindruckt von der „hohen Erfolgsquote“ in Sigmaringen, an dem auch die Kirchengemeinden, Landkreis, Stadt und Agentur für Arbeit mitwirkten. Von bisher 152 betreuten wohnungslosen Personen zwischen 2006 und 2014 hätten demnach 139 Personen, also 91 Prozent, mit Hilfe des Sigmaringer Wohnungslosenprojektes „Wieder selbständig wohnen – von der Obdachlosigkeit in ein geregeltes Leben“ erfolgreich wiedereingegliedert werden können.
Altpeter: „Durch Wohnungslosigkeit geraten die Menschen schnell an den Rand der Gesellschaft. Das Sigmaringer Projekt zeigt, dass man gemeinsam mehr bewegen kann. Hier wird deutlich, wie wichtig die Zusammenarbeit verschiedener Beteiligter ist, um Betroffenen den Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben zu eröffnen. Angemessener Wohnraum ist Grundvoraussetzung für soziale Teilhabe.“