„Die Jugendarbeitslosigkeit in Europa ist ein Problem, das vielerorts alarmierende Ausmaße angenommen hat. Politik und Wirtschaft, Arbeitgeber wie Arbeitnehmer müssen miteinander nach Auswegen und Lösungen suchen“, erklärte Sozialministerin Katrin Altpeter zum Auftakt des Symposiums „Jugendarbeitslosigkeit in Europa – Konzepte und Auswege in den Vier Motoren“ im Haus des Sports in Stuttgart.
„Nur gemeinsam und mit länderübergreifenden Konzepten wird es gelingen, die hohe Arbeitslosigkeit bei jungen Menschen zu senken und ihnen überall in Europa wieder Perspektiven zu geben“, so Altpeter weiter.
Im Rahmen der Präsidentschaft Baden-Württembergs im Netzwerk der Vier Motoren hat die Sozialministerin in Kooperation mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund und der Landesvereinigung Baden-Württembergischer Arbeitgeberverbände zu dieser Veranstaltung eingeladen, um den länderübergreifenden Dialog zu diesem wichtigen Thema zu vertiefen und gemeinsam mit Vertretern der Gewerkschaften und der Arbeitgeberseite über Lösungswege zu diskutieren.
Mit der Einladung von Vertretern der Politik, der Gewerkschaften und der Arbeitgeber aus allen vier Regionen hat Ministerin Altpeter die wichtigsten Akteure, die an der Entwicklung von Lösungsansätzen beteiligt sind, zusammengeführt. „Ich freue mich, dass bei diesem Thema nun einiges voran geht und alle Beteiligten in den Vier Motoren an einem Strang ziehen.“ Das etablierte Netzwerk der Vier Motoren biete das optimale Fundament für einen grenzüberschreitenden Dialog und den Erfahrungsaustausch zwischen Politik und Sozialpartnern.
Der baden-württembergische DGB-Chef Nikolaus Landgraf machte in seiner Begrüßung darauf aufmerksam, dass Europa gerade die schwerste Zeit seit seiner Gründung durchmache. „Das Wachstum ist eingebrochen, die Rezession ist längst kein Schreckgespenst mehr, die Arbeitslosigkeit hat traurige Rekorde erreicht, vor allem die Jugend ist betroffen. Sie wird um ihre Zukunft betrogen. Die herrschende Politik bietet die falschen Lösungen. Unser Europa muss ein Europa sein, das vor allem auch den jungen Menschen wieder eine Perspektive bietet. Ich hoffe, dass wir auf dieser Konferenz Antworten darauf finden. Der Vorschlag vom DGB für einen 'Marshallplan für Europa' bietet einige Anregungen, in welchen Bereichen Investitionen ansetzen könnten, wie diese Investitionen zu organisieren und problemlos zu finanzieren wären“, sagte Landgraf.
Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit
Das Thema des Symposiums sei von ganz besonderer Bedeutung für die Wirtschaft in ganz Europa, erklärte Marion Johannsen, Geschäftsführerin der Landesvereinigung Baden-Württembergischer Arbeitgeberverbände. „Wir befassen uns heute also mit einem Themenkomplex, der nicht nur von höchster aktueller Relevanz für unsere Nationalstaaten, sondern auch für unsere gemeinsame Zukunft in Europa von grundlegender und existentieller Bedeutung ist. Die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in Europa wird nur auf der Grundlage einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft sowie reformierter und flexibler Arbeitsmärkte gelingen. Die zu hohe Zahl an- und ungelernter Jugendlicher kann durch eine praxisnahe Berufsausbildung reduziert werden. Gesteuerte Zuwanderung kann einen wichtigen Beitrag leisten, Mobilität in Europa zu fördern und Fachkräfte dorthin zu bringen, wo sie gebraucht werden“, so Johannsen.
Ministerin Altpeter forderte, dass den zahlreichen Absichtserklärungen zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit auf europäischer Ebene in den letzten Wochen nun dringend konkrete Konzepte folgen müssten: „Die Jugend in Europa ist unser wertvollster Rohstoff, unser wichtigstes Kapital. Wir brauchen nicht nur Finanzmittel, sondern vor allem die richtigen Lösungsansätze. Denn Arbeitsplätze entstehen nicht allein durch Gipfel-Beschlüsse, sondern durch das Engagement kluger Unternehmer und den Fleiß der Menschen überall in Europa.“
Altpeter rief zu weitsichtigen Maßnahmen auf und warnte in diesem Zusammenhang vor einem sogenannten Brain-Drain, also der Abwanderung der klügsten Köpfe in Krisenländern. „Wenn die Wirtschaft sich in den Krisenländern wieder erholt, muss auch gewährleistet sein, dass gut qualifizierte Kräfte nicht zum Beispiel in Deutschland sitzen, obwohl sie in Spanien gebraucht werden würden“, so die Ministerin.
„Vier Motoren für Europa“
Die Vier Motoren für Europa sind vier große Regionen Europas: Baden-Württemberg (Deutschland), Katalonien (Spanien), Lombardei (Italien) und Rhône-Alpes (Frankreich). 1988 wurde zwischen den Regionen eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, die zwei Ziele verfolgt: die Einbindung der Regionen und ihrer Bürger auf internationaler Ebene und die Förderung der Rolle der Regionen beim Bau des gemeinsamen Hauses Europa.
Die Zusammenarbeit der Vier Motoren für Europa erfolgt dabei nach dem Prinzip institutioneller Flexibilität. Die Partnerregionen übernehmen abwechselnd jeweils für die Dauer von einem Jahr die Präsidentschaft. Mitte 2012 hat Baden-Württemberg die Präsidentschaft übernommen.