In Deutschland warten rund 12.000 Menschen auf ein Spenderorgan, allein in Baden-Württemberg stehen etwa 1.600 Menschen auf der Warteliste. Doch im „Musterländle“ wird gegeizt. Zumindest was Spenderorgane betrifft. „Wir müssen die Bürgerinnen und Bürger für das Thema Organspende sensibilisieren und in ihrer freien Entscheidung unterstützen“, so Ministerin Katrin Altpeter am Dienstagabend (11.10.) in Pforzheim. Gemeinsam eröffnete sie mit Landrat Karl Röckinger im Landratsamt Enzkreis die elfte Station der im Jahre 2009 begonnenen Wanderausstellung „by heart- Dein Herz entscheidet“.
Die Ministerin betonte: „Bei der Organspende handelt es sich um eine höchst sensible ethische Frage. Deshalb muss es aus meiner Sicht letztlich immer in der Entscheidung jedes und jeder Einzelnen liegen, wie er beziehungsweise sie sich verhält.“ In Übereinstimmung mit dem Bundesrat und Vorstößen im Deutschen Bundestag sprach sich die Ministerin für die Erklärungslösung aus. Dabei soll jede Bürgerin und jeder Bürger mindestens einmal in seinem Leben gefragt werden, ob er Organspender werden will oder nicht, oder sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht entscheiden möchte.
Altpeter stellt jedoch klar: „Zwangslösungen lehne ich ab. Ich bin dafür, die derzeit geltende Regelung in Deutschland zwar grundsätzlich beizubehalten, gleichzeitig aber auch verstärkte Anstrengungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen für mehr Organspenden zu unternehmen. Wir wollen und müssen die Zahl der Organspender und Organspenden deutlich steigern.
Als einen Weg zur besseren Aufklärung bezeichnete die Ministerin die Wanderausstellung. Bis zum 17. November werden über 30 Kunstwerke zu diesem wichtigen Thema im Landratsamt Enzkreis gezeigt. In ganz unterschiedlichen künstlerischen Medien formulieren die ausstellenden 31 Künstlerinnen und Künstler ihre persönliche Sicht auf das Thema. Die Einzigartigkeit des Individuums, das Wunder des Lebens und die Möglichkeit, nach dem eigenen Tod durch eine Organspende anderen Menschen deren Leben verlängern zu können, wurden ebenso ins Bild gesetzt wie Vorurteile und Ängste, die mit dem Thema Organspende verbunden sind.
Ermöglicht wurde das Projekt „by heart- Dein Herz entscheidet“ durch die Förderung der Baden-Württemberg Stiftung. Die Stiftung will so zu einer größeren Anerkennung der Organspende in der Bevölkerung beitragen und das Thema stärker in den Blickpunkt stellen. „Dazu ist eine kontinuierliche, sachliche Aufklärung und Information zum Thema Organspende nötig“, betonte Ministerin Katrin Altpeter. Christoph Dahl, Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung, ergänzte: „Wir möchten mit der Förderung dieses außergewöhnlichen Projekts die Bevölkerung zur Auseinandersetzung mit dem Thema ermutigen. Und das schafft die Ausstellung auf besonders kreative Weise.“
Dazu trägt auch das von der Techniker Krankenkasse (TK) geförderte Begleitprogramm zur Ausstellung bei. Beispielsweise sollen kostenfreie Schulaktionen und Fortbildungen die ethischen, medizinischen und psychologischen Aspekte der Organspende in den nächsten Wochen beleuchten. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter: www.dein-herz-entscheidet.de.
„Wir haben die Ausstellung in Zusammenarbeit mit Partnern aus dem Gesundheitswesen nach Pforzheim geholt, weil wir die Menschen in der Region erreichen wollen. Ich persönlich erhoffe mir, dass sich dadurch viele Bürgerinnen und Bürger überzeugen lassen, wie wichtig das Thema Organ- und Gewebespende tatsächlich ist und die entsprechenden Konsequenzen ziehen“, betonte Landrat Karl Röckinger.
Andreas Vogt, Leiter der TK-Landesvertretung in Baden-Württemberg merkte zudem an: „82 Prozent der Menschen in Baden-Württemberg befürworten die Organspende, aber nur 16 Prozent haben einen Organspendeausweis, um ihre Entscheidung zu dokumentieren. Viele Organspenden scheitern, weil die Angehörigen den Willen des Verstorbenen nicht kennen und deshalb eine Spende ablehnen."
„Ich bin sicher, wenn wir über Organspende mehr aufklären, ist die Bereitschaft zu helfen sehr groß. Die wenigsten wissen beispielsweise, dass man in einem Organspendeausweis der Organspende zustimmen, aber auch widersprechen kann. Eine solche selbstbestimmte Willenserklärung schafft Klarheit und entlastet im Fall der Fälle die Angehörigen“, unterstrich Altpeter und äußerte den Wunsch, „dass möglichst viele Menschen die Ausstellung als Anlass nehmen um mit ihren Angehörigen über ihre ganz persönliche Entscheidung für oder gegen eine Organspende sprechen oder einen Organspendeausweis ausfüllen.“
Hinweis:
Die Ausstellung ist im Landratsamt Enzkreis in Pforzheim vom 6. Oktober bis zum 17. November 2011 kostenfrei zu sehen.
Öffnungszeiten der Ausstellung:
Montag: 8:00-12:30 Uhr
Dienstag: 8:00-12:30 Uhr und 13:30-18:00 Uhr
Mittwoch: geschlossen
Donnerstag: 8:00-14:00 Uhr
Freitag: 8:00-12:00 Uhr
Ansprechpartnerin für das Projekt beim Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren ist Nadja Schwarz, Schellingstr. 15, 70174 Stuttgart, Telefon 0711 123 3791, Fax 0711 123 3997, E-Mail: Nadja.Schwarz@sm.bwl.de.
Quelle:
Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg