Geriatrie betrachtet und behandelt die Altersveränderungen, die typischen Altersprobleme und die verschiedenen, oft gleichzeitig bestehenden Erkrankungen und deren Wechselwirkungen. Prävention, Diagnose und Behandlung müssen die besonderen Bedürfnisse der älteren Menschen berücksichtigen. „Rehabilitation vor Pflege“ ist dabei ein wesentlicher Grundsatz, um älteren Menschen ein langes und möglichst selbständiges Leben zu ermöglichen.
Die gesundheitliche Gesamtsituation erkrankter älterer Menschen wird in vielen Fällen nicht durch ein einzelnes Akutereignis geprägt, sondern durch die Gleichzeitigkeit mehrerer Krankheiten und Einschränkungen der Selbstständigkeit im Alltag bis hin zur Pflegebedürftigkeit.
Die ambulante und die stationäre Versorgung sind nicht ausreichend auf die Veränderung der Altersstruktur und der Morbidität eingestellt. Sie muss sich vermehrt auf die Bedarfe hochaltriger Menschen ausrichten. Mit unserer hochentwickelten Medizin lässt sich ein konkretes Akutereignis oft erfolgreich behandeln. Aufgrund der Vielzahl der Begleiterkrankungen und oft auch altersbedingter Isolation mit den sozialen Folgen führt die akute Erkrankung jedoch nicht selten zu einer starken Beeinträchtigung mit einem erhöhten Risiko des Autonomieverlusts und Pflegebedürftigkeit.
Das zentrale Ziel der gesundheitlichen Versorgung im Alter ist der Erhalt von Teilhabe und die weitestmögliche Minderung von Pflegebedürftigkeit. Daher erfordert die medizinische Betreuung älterer Patienten über die kurative Maßnahme hinaus einen umfassenden Ansatz mit individuellen medizinischen, präventiven, rehabilitativen, pflegerischen, sozialen, therapeutischen und ethischen Aspekten.
Geriatriekonzept Baden-Württemberg 2014
Das Geriatriekonzept 2014 baut auf dem 1989 erstmals aufgelegten und 2001 überarbeiteten Geriatriekonzept des Landes auf. Das neu entwickelte Konzept beschreibt die Grundlagen und Handlungsfelder der geriatrischen Versorgung. Zentrales Ziel ist es, älteren Menschen ein langes und möglichst selbständiges Leben zu ermöglichen.
Noch mehr als seine Vorgänger legt das Geriatriekonzept 2014 einen Schwerpunkt auf den Grundsatz „Rehabilitation vor Pflege“ und betont die Wichtigkeit, vorhandene Rehabilitationspotentiale bei den älteren Menschen stärker zu nutzen. Daneben setzt das Geriatriekonzept 2014 auf eine Stärkung der ambulanten Strukturen vor Ort.