Für unsere Arbeit sind Erkenntnisse der Integrationsforschung von Bedeutung. Denn die amtliche Statistik liefert nur einen Teil der Informationen, die für eine zielgerichtete Integrationspolitik notwendig sind. Insbesondere Erkenntnisse über die gesellschaftliche Integration müssen durch ergänzende Studien der angewandten Sozialforschung gewonnen werden.
Folgende Forschungsprojekte haben wir bisher durchgeführt:
Die alleinige Beschäftigung mit Zuwanderern, ihren Integrationsdefiziten und -erfolgen reicht nicht aus, um eine nachhaltige Integrationspolitik zu betreiben. Neben der Integrationsbereitschaft der Zuwanderer und den staatlichen Rahmenbedingungen ist für ein gutes Zusammenleben auch die Haltung der einheimischen Bevölkerung relevant. Wie nimmt sie Migrations- und Integrationsprozesse wahr? Inwieweit gestaltet sich das Zusammenleben reibungslos, wo gibt es Distanz und Probleme? Und wie kann die Politik besser als bisher zu einer erfolgreichen Integration von Zuwanderern beitragen?
Wir haben hierzu eine Studie über die Ansichten und Einstellungen der Aufnahmegesellschaft in Baden-Württemberg konzipiert. Die repräsentative Umfrage unter den Bürgerinnen und Bürgern des Landes ist eine Bestandsaufnahme des Zusammenlebens mit Zuwanderern aus Sicht der einheimischen Bevölkerung. Die Ergebnisse wurden am 4. Juni 2012 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Studie „Gelebte Vielfalt. Ergebnisse und Analysen einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage zur Integration in Baden-Württemberg 2012“ (PDF)
Fragebogen zur Studie „Gelebte Vielfalt“ (PDF)
Die Einbürgerung ist ein wichtiger Schritt im Integrationsprozess von Einwanderern. Die Voraussetzungen hierfür werden bundesrechtlich geregelt. Die Einbürgerung selbst findet jedoch auf kommunaler und regionaler Ebene statt; in Baden-Württemberg in den Einbürgerungsbehörden der Stadt- und Landkreise. Darüber, wie die Einbürgerungsverfahren vor Ort verlaufen, ist jedoch wenig bekannt. Wie sieht die derzeitige Einbürgerungspraxis aus Sicht der Behörden und Eingebürgerten aus? Wie bewerten sie die Verfahren? Wie erleben die Neubürgerinnen und Neubürger ihre Einbürgerung? Welche Gründe sind für sie für eine Einbürgerung ausschlaggebend?
Wir haben die Einbürgerungspraxis mittels einer Eingebürgerten- und Behördenbefragungen näher untersucht. Die Studie „Der Weg zum Pass“ zeichnet erstmals ein differenziertes Bild der Verfahren im Land.
Die Landesregierung hat es sich in ihrem Koalitionsvertrag zur Aufgabe gemacht, für eine größere Akzeptanz der doppelten Staatsbürgerschaft zu werben und für eine Abschaffung des Optionszwangs auf Bundesebene eintreten.
Um herauszufinden, was die Bürgerinnen und Bürger von einer Hinnahme von Mehrstaatigkeit halten, haben wir ein Meinungsbild unter der Bevölkerung des Landes erhoben.
Auswertung: Beibehaltung der bisherigen ausländischen Staatsbürgerschaft (PDF)
Eine zielgerichtete Integrationspolitik sollte die Wahrnehmung der politischen Probleme durch Menschen mit Migrationshintergrund kennen und bei der Priorisierung und spezifischen Ausgestaltung integrationspolitischer Maßnahmen berücksichtigen.
Wir haben hierzu ein Meinungsbild erhoben und nach den größten Problemen der Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund in Deutschland fragen lassen.
Auswertung: Politische Agenda (PDF)
Anonymisierte Bewerbungsverfahren fördern Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt. Das ergab die wissenschaftliche Auswertung eines baden-württembergischen Modellprojektes.
Insgesamt elf Unternehmen und Verwaltungen aus Baden-Württemberg hatten sich an dem Projekt zu anonymisierten Bewerbungsverfahren beteiligt. Das Institut zur Zukunft der Arbeit (Bonn) hat Bewerbende und Personalverantwortliche begleitend befragt und die Ergebnisse in einer wissenschaftliche Studie festgehalten.
Abschlussbericht des Projektes „Anonym bewerben in Baden-Württemberg“ (PDF)
In Baden-Württemberg gibt es deutliche Anzeichen für eine im Generationenverlauf ansteigende Integration. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Ministerium für Integration in Auftrag gegebene Umfrage unter den fünf größten Einwanderergruppen im Land. Die Studie ist bundesweit einmalig, da sie über die Herkunftsländer hinaus auch Erfahrungen und Einstellungen der ersten, zweiten und dritten Generation ausländischer Herkunft abbildet.
Forscher der Universität Konstanz befragten insgesamt 2.566 Jugendliche und Erwachsene mit Wurzeln in der Türkei, im ehemaligen Jugoslawien, in Italien, in der ehemaligen Sowjetunion und in Polen. Zu Vergleichszwecken interviewten sie zudem 500 Deutsche ohne ausländische Wurzeln.
Der Bericht umfasst unter anderem einen Gruppen- und Generationenvergleich, der sich auf neun Integrationsthemen bezieht: rechtlicher Status und Einbürgerung, Bildung und Arbeit, sprachliche Potenziale, geteilte Werte und Einstellungen, religiöses Leben, soziale Netzwerke, bürgerschaftliches Engagement, Zugehörigkeit, Akzeptanz und Benachteiligung sowie Transnationalismus.
Die Frage, inwieweit der Islam zu Deutschland gehört, wird in der Öffentlichkeit immer wieder kontrovers diskutiert. Dabei wird das Tragen des muslimischen Kopftuchs zum Teil als Ausdruck des religiösen Bekenntnisses zum Islam, spezifischer Traditionen, mitunter aber auch als politisches Symbol betrachtet. Vor allem im Hinblick auf öffentlichkeitswirksame Lebensbereiche wie Schulen, Politik oder Medien, scheint in der Bevölkerung der Grad der Toleranz gegenüber dem Tragen eines Kopftuchs stark zu variieren.
Um mehr über die Einstellungen und Wahrnehmungen im Zusammenhang mit dem Kopftuch zu erfahren, hat das Ministerium für Integration die Bürgerinnen und Bürgern befragt. Die Kurzstudie lotet aus, wie weit die Toleranz der Bevölkerung geht und zeigt auf und welche Beweggründe die Bevölkerung hinter der Entscheidung, ein Kopftuch zu tragen, vermutet. Ferner werden wahrgenommene Auswirkungen des Tragens eines Kopftuchs ermittelt und die Erwartungen hinsichtlich des Tragens von Kopftüchern in der Zukunft abgefragt.
Studie „Toleranzgrenzen. Zur Akzeptanz des muslimischen Kopftuchs in der Bevölkerung. Ergebnisse und Kurzanalysen“ (PDF)