Drei Fragen an...

Eine zeitgemäße Seniorenpolitik für ein aktives Leben im Alter

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Seniorinnen und Senioren fühlen sich heute im Vergleich zu früher länger jung. Sie wollen aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Eine zeitgemäße Seniorenpolitik muss auf diese Entwicklung reagieren und die Voraussetzungen dafür schaffen. Wir wollen dabei die Älteren bei der Gestaltung einer neuen Seniorenpolitik aktiv mit einbinden.

Die Landesregierung nimmt in ihrer Politik für ältere Menschen einen Perspektivwechsel vor. Was bedeutet das konkret?

Katrin Altpeter: Bisher verbinden viele Menschen den Begriff „Alter“ vor allem mit Krankheit, Sorge und Hilfebedürftigkeit. Diese Vorstellung entspricht aber nicht mehr der Realität. Seniorinnen und Senioren fühlen sich heute im Vergleich zu früher länger jung, was sicherlich auch mit der besseren gesundheitlichen Versorgung zusammenhängt. Viele von ihnen betrachten das Ende ihres Erwerbslebens als neuen Lebensabschnitt, in dem sie endlich die Zeit dafür finden, sich mehr mit den Dingen zu beschäftigen, die sie interessieren, und der ihnen auch ganz neue interessante Möglichkeiten bietet. Sie wollen aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und sich oft auch ehrenamtlich oder bürgerschaftlich engagieren.   Eine zeitgemäße Seniorenpolitik muss auf diese Entwicklung reagieren und die Voraussetzungen dafür schaffen, dass ältere und alte Menschen tatsächlich die Möglichkeit haben, sich in die Gesellschaft einzubringen. Wie etwa können Senioren im Alter mobil bleiben? Wie kann ihr Wohnumfeld altersgerecht gestaltet werden? Wie können finanzielle Notlagen im Alter verhindert werden? Auf diese Fragen brauchen wir sinnvolle Antworten.

Rund 20 Prozent der Menschen in Baden-Württemberg sind 65 oder älter – Tendenz steigend. Bedrohung oder Chance für die Gesellschaft, was meinen Sie?

Altpeter: Ganz eindeutig eine Chance – und zwar sowohl für jeden Einzelnen als auch für die Gesellschaft insgesamt. Ich freue mich für jeden Menschen, der im Alter körperlich und geistig fit genug ist, dass er seinen Interessen nachgehen kann. Wenn er das tut, dann profitiert aber auch die Gesellschaft insgesamt davon. Denn die Seniorinnen und Senioren bringen ja erstens ihre Zeit ein – ein heutzutage sehr kostbares Gut – und darüber hinaus ihr Wissen und ihre Fertigkeiten. Das ist oft unbezahlbar. Und wenn diese Kenntnisse und Erfahrungen dann – und sei es ganz nebenbei – an die nachfolgenden Generationen weitergegeben werden, umso besser.

Das Kabinett hat Sie beauftragt, in einem breiten Dialogprozess ein seniorenpolitisches Konzept zu erarbeiten. Was hat man sich darunter vorzustellen und wie wird das ablaufen?

Altpeter: Die Landesregierung greift die skizzierten Entwicklungen auf und ist meinem Vorschlag gefolgt, unter der Federführung des Sozialministeriums ein umfassendes seniorenpolitisches Konzept zu erarbeiten. Wir werden untersuchen, welche Interessen und Bedürfnisse Seniorinnen und Senioren heute haben und wie wir als Gesellschaft deren Umsetzung realisieren können. Ein solches Konzept kann man nicht an den Betroffenen vorbei erarbeiten. Deshalb holen wir neben den Älteren selbst all diejenigen an Bord, die mit ihnen zu tun haben und in unseren Städten und Gemeinden konkrete Politik für sie machen. Wie genau das ablaufen wird, darüber reden wir jetzt als erstes unter anderem mit dem Landesseniorenrat, den kommunalen Landesverbänden, der Liga der Freien Wohlfahrtspflege und Interessenvertretungen älterer Menschen mit Migrationshintergrund. Und wir beziehen natürlich von Anfang an die anderen Ministerien mit ein. Seniorenpolitik ist ein klassisches Querschnittsthema und wir wollen von Beginn an alle wichtigen Akteure mit dabei haben. Vorliegen soll das Konzept im ersten Halbjahr 2014 und dann vom Kabinett beschlossen werden.