Anlässlich einer bundesweiten Aktionswoche für Kinder mit suchtkranken Eltern hat der Amtschef des Sozialministeriums, Jürgen Lämmle, auf die besondere Hilfsbedürftigkeit der schätzungsweise rund 150.000 betroffenen Kinder unter 15 Jahren in Baden-Württemberg aufmerksam gemacht.
„Kinder aus suchtbelasteten Familien leiden oft unter sozialen, psychischen und körperlichen Belastungen. Zu ihrem Alltag gehören Schuld- und Schamgefühle, Verlassenheitsängste, Wut und Trauer und manchmal auch psychische und körperliche Gewalt. Ganz wichtig für diese Kinder sind vertrauenswürdige Erwachsene, die Verantwortung übernehmen, wenn die eigenen Eltern dazu nicht in der Lage sind. Gleich ob Erzieher, Lehrer, Fußballtrainer, Hausarzt oder Nachbar – wenn Erwachsene auf diese Kinder aufmerksam werden, sollten sie nicht zögern, sie auf ihre Situation anzusprechen und ihnen Hilfe anzubieten“, sagte Lämmle in Stuttgart.
Der Ministerialdirektor des Sozialministeriums nahm an der Abschlussveranstaltung des Projekts „Schulterschluss“ teil, das Ministerin Katrin Altpeter vor zwei Jahren auf den Weg gebracht hatte. Ziel ist es, die Akteure aus Jugend- und Suchthilfe für das Thema „Kinder mit suchtkranken Eltern“ zu sensibilisieren und die Zusammenarbeit der verschiedenen Hilfesysteme zu verbessern.
Eng abgestimmte Hilfe für Kinder aus suchtkranken Familien
Lämmle wies darauf hin, dass Kinder aus suchtkranken Familien besonders gefährdet sind, später im Leben selbst suchtkrank zu werden. Etwa 30 Prozent von ihnen entwickeln im Erwachsenenalter eine eigene Suchterkrankung oder andere psychische Probleme. „Damit sich Kinder mit suchtkranken Eltern zu gesunden Erwachsenen entwickeln können, ist frühzeitige, passgenaue und aufeinander abgestimmte Hilfe erforderlich“, so Lämmle.
Eine Schlüsselrolle spiele dabei eine möglichst enge Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der verschiedenen Hilfesysteme. Hier habe das Projekt „Schulterschluss“ angesetzt, für das das Sozialministerium über 100.000 Euro zur Verfügung gestellt habe. Koordiniert wurde das Projekt von der Landesstelle für Suchtfragen. Wichtiger Projektpartner war auch der Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS), bei dem das Landesjugendamt angesiedelt ist. Insgesamt haben sich 28 Standorte im Land an dem Projekt beteiligt.
Neue Handreichung für bessere Zusammenarbeit vor Ort
Lämmle: „‘Schulterschluss‘ hat den Weg für eine bessere Kooperation zwischen Jugendhilfe und Suchthilfe geebnet. Wir hören aus allen Ecken des Landes, dass das Projekt vor Ort sehr gut angenommen wurde und vieles verbessert hat. Das zeigt, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben, um Kindern aus suchtbelasteten Familien früh und passgenau zu helfen.“ Nun gelte es, diesen Weg vor Ort konsequent weiterzugehen. Dazu beitragen wird Lämmle zufolge eine neue Handreichung für die Kommunen im Land, die auf Grundlage der Erfahrungen mit „Schulterschluss“ Wege für eine bessere Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe und Suchthilfe zum Wohl der betroffenen Kinder aufzeigen soll und die zurzeit erarbeitet wird.
Einen Überblick über die Veranstaltungen im Rahmen der Aktionswoche für Kinder mit suchtkranken Eltern bietet die Homepage www.coa-aktionswoche.de.