Gemeinsam mit mehr als 150 von Armut Betroffenen und Praktikern aus Sozialverbänden und Kommunen hat Sozialministerin Katrin Altpeter in Mannheim über Wege diskutiert, um Armut vorzubeugen und die Lage Betroffener zu verbessern. Ein Schwerpunkt lag auf der Bekämpfung von Kinderarmut.
Laut einer Erhebung des Statistischen Landesamtes im Auftrag des Sozialministeriums war 2011 fast jedes fünfte Kind in Baden-Württemberg von Armut bedroht. Die Ergebnisse der Fachkonferenz „Armut aus Sicht der Praxis und der Betroffenen“ in Mannheim fließen in die Erarbeitung des ersten Armuts- und Reichtumsberichts für Baden-Württemberg ein, den die Ministerin im kommenden Jahr vorlegen wird.
Ministerin Altpeter: „Für Kinder hat Armut besonders negative Folgen. Sie haben – etwa in der Bildung – sehr viel schlechtere Teilhabe- und Entwicklungsmöglichkeiten und das wirkt sich bis ins Erwachsenenalter aus. Die Landesregierung hat bereits viele Maßnahmen zur Bekämpfung von Armut auf den Weg gebracht, aber wir wollen noch besser werden. Maßnahmen gegen Armut sind nur dann dauerhaft erfolgreich, wenn sie sich an der tatsächlichen Lebenswirklichkeit der Betroffenen orientieren und nicht im Elfenbeinturm entstehen. Deshalb ist der heutige Austausch zwischen Politik, Betroffenen und Praktikern sehr wichtig.“
Erfolgreiche Projekte gegen Kinderarmut
Viel Raum nahm auf der Konferenz die Vorstellung bereits erfolgreich im Land erprobter Konzepte aus der Praxis ein, die neue Wege aufzeigen, um Kinderarmut entgegenzutreten und die alle vom Land gefördert werden. Dazu zählen Kommunale Präventionsnetzwerke wie in Singen, die bestehende Unterstützungsangebote für arme Familien innerhalb der Kommune miteinander vernetzen, für jede Altersgruppe passende Angebote sicherstellen sowie über Armutsgefährdung informieren. Das im Rahmen des Landesarbeitsmarktprogramms „Gute und sichere Arbeit“ geförderte Projekt Duett zielt darauf ab, Alleinerziehende in den Arbeitsmarkt zu integrieren und ermöglicht ihnen Berufsausbildungen in Teilzeit. Besonders innovativ ist auch der Ansatz der Phönix-Genossenschaft, die unter anderem in Göppingen und Heidenheim eine neue Form der Zusammenarbeit von Jobcenter und Jugendhilfe ermöglicht. Während das Jobcenter den arbeitslosen Elternteil bei der Suche nach einer Arbeitsstelle unterstützt, betreut die Jugendhilfe die gesamte Familie bei allen mit der Arbeitslosigkeit einhergehenden Herausforderungen.
Weitere Maßnahmen gegen Kinderarmut
Neben der Förderung dieser Projekte unterstützt die Landesregierung von Armut betroffene Kinder und ihre Eltern auch auf vielfältige andere Weise. Beispielhaft nannte Ministerin Altpeter die im Mai 2014 erfolgreich abgeschlossene Neuausrichtung des Landesprogramms STÄRKE, mit dem Eltern ermutigt und unterstützt werden sollen, Elterntreffs oder -kurse zu besuchen. „Wir haben STÄRKE noch mehr auf die Familien ausgerichtet, die wirklich auf finanzielle Hilfe angewiesen sind“, so die Ministerin. „Für die Eltern, die auf jeden Cent achten müssen und mit ihrem Kind im ersten Jahr nach der Geburt ein Familienbildungsangebot besuchen wollen, haben wir die Unterstützung deshalb auf bis zu 100 Euro angehoben. In vielen Fällen bedeutet das, dass das Land für diese Familien die kompletten Teilnahmegebühren übernimmt.“ Darüber hinaus hat die Landesregierung die Mittel für den Ausbau der U3-Betreuung im Land massiv auf rund eine halbe Milliarde Euro jährlich erhöht. „Ein ausreichendes und qualitativ hochwertiges Angebot an Krippenplätzen ermöglicht Eltern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und kann ungleiche Startvoraussetzungen junger Menschen durch eine gezielte Förderung der Schwächeren ausgleichen“, sagte Altpeter.