Gesundheit

Bessere Rahmenbedingungen für die Geburtshilfe angestoßen

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Runden Tisches Geburtshilfe unter Leitung von Staatssekretärin Bärbl Mielich haben in ihrer letzten Sitzung am Freitag (9. Oktober) eine abschließende Bilanz gezogen.

Hinter den Vertreterinnen und Vertretern der Berufsverbände, der Kassen, der Kommunalen Landesverbände, Eltern und Krankenhäuser liegen vier Jahre intensive Zusammenarbeit, um die Geburtsversorgung für Baden-Württemberg zukunftsfest aufzustellen. Durch eine umfassende Bestandsaufnahme wurden einzelne Maßnahmen als besonders dringend identifiziert. So fördert das Land beispielsweise die Erprobung lokaler Gesundheitszentren mit Schwerpunkt auf geburtshilflicher Versorgung, um auch in unterversorgten Regionen ein Angebot zu bieten. Auch die Arbeitsbedingungen in der Geburtshilfe der Kliniken sollen mitarbeiter- und familienfreundlicher gestaltet werden.

„Baden-Württemberg bietet eine flächendeckende und hochwertige Versorgung rund um die Geburt“, so Staatssekretärin Bärbl Mielich anlässlich der Abschluss-Sitzung. „Allerdings gibt es auch bei uns regionale Engpässe. Mit der Förderung von lokalen Gesundheitszentren setzen wir auf neue und innovative Versorgungskonzepte.“ Die Erprobung der lokalen Gesundheitszentren in unterversorgten Regionen sei aber nur einer von mehreren wichtigen Bausteinen. Als eine weitere entscheidende Maßnahme für eine bestmögliche Versorgung wurde eine gute und enge Zusammenarbeit besonders von Ärzten und Hebammen ausgemacht.

Erstmalig umfassender Bericht zur Versorgungssituation erstellt

Grundlage für die erarbeiteten Maßnahmen ist ein wissenschaftlicher Bericht der Universität Heidelberg (Institut für Global Health) zum aktuellen Stand der baden-württembergischen Geburtshilfe aus dem Jahr 2018. Erstmals wurden von der Universität Heidelberg Daten ausgewertet und zusammen mit eigenen Umfrageergebnissen präsentiert. Dabei konnten wichtige Erkenntnisse zur Versorgungssituation gewonnen werden: Kliniken haben große Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen, befragte Mütter gaben Schwierigkeiten bei der Hebammensuche an und werdende Hebammen zeigten sich unzufrieden mit den Berufsaussichten. Der Runde Tisch Geburtshilfe zog daraus die Konsequenz: Der Beruf Hebamme muss attraktiver gestaltet werden.

Darauf aufbauend hat die OptiMedis AG einen konkreten Maßnahmenplan erarbeitet, der den Mitgliedern des Runden Tisches im Frühjahr 2019 vorgestellt wurde. Ebenfalls eingeflossen sind Erfahrungen einer Informationsreise in die Niederlande im November 2018, die das Ministerium für Soziales und Integration gemeinsam mit Vertretern des Runden Tisches und von OptiMedis unternommen hat.

Attraktive Berufsaussichten für Hebammen – Arbeitsbedingungen stärken

„Die Hebammenausbildung gibt es in Baden-Württemberg auch schon als dualen, ausbildungsintegrierten Bachelorstudiengang an den Standorten Stuttgart, Karlsruhe und Heidenheim/Ulm und seit Oktober 2018 als universitären Studiengang in Tübingen. Mit der Akademisierung der Hebammenausbildung wird der Beruf aufgewertet, attraktiver und europaweit rechtlich anerkannt. Zudem werden die Studienplätze weiter ausgebaut. Damit sorgt das Land für den Nachwuchs im Hebammenberuf und eine langfristige Stärkung der Geburtshilfe und des Gesundheitssystems insgesamt. Bund und Länder sehen in diesen Reformen einen wichtigen Beitrag, um die Geburtshilfe und des Gesundheitssystems langfristig zu stärken“, so Staatssekretärin Mielich abschließend.

Weiterführende Links

Runder Tisch Geburtshilfe

Downloads

Beschlüsse des Runden Tisches vom 10. Mai 2019 (PDF)Bericht der Universität Heidelberg zur Versorgungssituation in der Geburtshilfe in BW (PDF)Zusammenfassung Bericht zur Versorgungssituation in der Geburtshilfe in BW (PDF)Maßnahmenplan OptiMedis für den Runden Tisch Geburtshilfe (PDF)

Zitate der Teilnehmenden des Runden Tisches Geburtshilfe

Prof. Dr. Jürgen Wacker, ARGE der Chefärzte der Frauenkliniken von Baden-Württemberg:
„Ziel ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Hebammen und Ärzten im Kreißsaal bei der Betreuung unserer Gebärenden mit physiologischen und pathologischen Geburtsverläufen, was eine auskömmliche Finanzierung der normalen Geburt und der Kaiserschnittentbindung voraussetzt!“

Matthias Einwag, Hauptgeschäftsführer der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG):
„Die Krankenhäuser stehen vor der Aufgabe die natürliche Geburt zu unterstützen und gleichzeitig die Sicherheit der werdenden Mutter und ihres Kindes zu gewährleisten. Um beides erreichen zu können, müssen das Wissen und die Kompetenzen aller beteiligten Berufsgruppen genutzt werden, die hierfür in einem intensiven Dialog auf Augenhöhe stehen müssen. Je nach Situation im einzelnen Krankenhaus, können Hebammenkreißsäle ein Modell sein, um die natürliche Geburt zu stärken, während die ,Hightech-Medizin‘ im Hintergrund vorhanden ist.“

Johannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg:
„Auch wenn Schwangere und junge Mütter mit ihren Säuglingen in Baden-Württemberg insgesamt sehr gut versorgt sind, hilft der Austausch wie am Runden Tisch Geburtshilfe enorm, damit wir alle gemeinsam im Interesse der Menschen noch besser werden. Das System der Gesundheitsversorgung neigt hier immer einmal wieder dazu, die eigentlich wichtigsten Personen erst im zweiten Schritt in den Blick zu nehmen: die werdenden Eltern und ihr Baby. Schwangerschaft und Geburt sind herausragende und sehr persönliche Ereignisse. Deshalb müssen wir gemeinsam vor allem darauf achten, an welchen Stellen die Zusammenarbeit zwischen Frauenärzten, Hebammen und Geburtskliniken weiter gestärkt werden kann, damit Mütter und Väter aus der ganzen Bandbreite der Versorgungsmöglichkeiten individuell wählen können.“

 Andreas Vogt, Leiter der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg:
„Der Runde Tisch Geburtshilfe hat wichtige Impulse für eine gute Zusammenarbeit rund um die Geburt gesetzt. Für Schwangere und junge Eltern ist entscheidend, dass Ärztinnen und Ärzte, Hebammen und andere Beteiligte reibungslos kooperieren. Dabei sollte jede und jeder das tun, was sie oder er am besten kann - bei großer Wertschätzung für den Beitrag des anderen."

Ingrid Löbner, pro familia:
„Der Runde Tisch hat die Notwendigkeit einer konstruktiven Zusammenarbeit aller, die Frauen rund um Schwangerschaft und Geburt unterstützen, verdeutlicht und bestärkt. Dazu gehören neben Hebammen und Ärztinnen und Ärzten auch die Schwangerenberatungsstellen mit ihrem gesetzlich verankerten Beratungsangebot für Schwangere und Familien in den ersten Lebensjahren des Kindes, und ihrer Kompetenz zu den emotionalen und sozialen Seiten des Eltern-Werdens und Eltern-Seins."

Jutta Eichenauer, 1. Vorsitzende Hebammenverband Baden-Württemberg:
„Mit Feuereifer sind wir in das Projekt gestartet, etwas ernüchtert ziehen wir heute Bilanz. Dem Auf- und Ausbau der interprofessionellen Zusammenarbeit, Kern des Runden Tisches, hat sich der Berufsverband der Frauenärzte an maßgeblichen Stellen entzogen, daher blieben manche Themen auf der Strecke. Da sieht der Hebammenverband Baden-Württemberg noch großen Nachholbedarf.“

Dr. Tim Gerhäusser, Landkreistag Baden-Württemberg:
„Die Landkreise in Baden-Württemberg unterstützen mit vielfältigen Einzelmaßnahmen die Arbeit der Hebammen. Beim „Runden Tisch Geburtshilfe“ setzen wir uns für eine umfangreiche, wohnortnahe Versorgung werdender Mütter und Neugeborener ein. Denn auch in diesem Bereich gilt der Grundsatz: Kurze Beine - kurze Wege!“

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