„Selbst wenn im persönlichen Umfeld gut funktionierende familiäre Beziehungen zwischen mehreren Generationen bestehen, sollten möglichst viele Menschen in Baden-Württemberg daneben auch außerfamiliäre Generationenbeziehungen aufbauen und pflegen. Es ist im Interesse jeder und jedes Einzelnen, in Zukunft mehr als bisher auch auf diese Potenziale zu setzen, da es in Zeiten des demografischen und sozialen Wandels immer mehr Kinderlose gibt oder Großeltern und Enkel nicht selten weit entfernt voneinander leben“, sagte der Leiter der Abteilung für Gesellschaft im Sozialministerium Baden-Württemberg, Ministerialdirigent Günter Mächtle, bei der Eröffnung der Fachtagung „Gesellschaft im Wandel – WohnRäume schaffen für alle Generationen“ bei der Evangelischen Akademie Bad Boll.
Wohnangebote für generationenübergreifende Strukturen
An der Fachtagung, die unter der gemeinsamen Regie des Sozialministeriums und der Evangelischen Akademie Bad Boll sowie in Kooperation mit der Landesarbeitsgemeinschaft MehrGenerationenHäuser und der Arbeitsgemeinschaft Baden-Württembergischer Bausparkassen stattfindet, nahmen zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter von Kommunen, der Fachöffentlichkeit, Bauwirtschaft, Banken und vor allem auch bürgerschaftlich Engagierte teil, um darüber zu diskutieren, wie wichtig in der Zukunft Wohnangebote für generationenübergreifende Strukturen sind.
Grundlegender Wandel unserer Gesellschaft
Hauptreferent zum Thema „Von der Zukunft her denken – Wohnen und Leben im Jahr 2030“ ist der wissenschaftliche Leiter der BAT Initiative „Stiftung für Zukunftsfragen“ in Hamburg, Herr Professor Ulrich Reinhardt. Hintergrund der Veranstaltung ist, dass sich Familie im 21. Jahrhundert gegenüber früher verändert und sich unsere Gesellschaft durch den Rückgang der Kinderzahlen, die Alterung der Gesellschaft sowie die Veränderung der Familienstrukturen und Lebensformen grundlegend wandelt und sich diese Gegebenheiten bereits heute unmittelbar auf das Verhältnis der Generationen, den Generationenzusammenhalt sowie die Verantwortung der Generationen füreinander auswirken und in den künftigen Jahren weiter auswirken werden.
Generationenpolitisches Handlungskonzept
Damit generationenübergreifendes Wohnen gelingen kann, braucht es eine Gebäudeinfrastruktur, die Menschen verschiedener Altersgruppen gerecht wird. Heute gibt es in Deutschland 600 000 solcher Wohnungen, bis zum Jahr 2020 wird der Bedarf auf drei Millionen steigen. Die Fachtagung zum Schwerpunkt „Generationenwohnen“ ist nach den Worten von Günter Mächtle daher Teil eines generationenpolitischen Handlungskonzepts des Sozialministeriums, das sich zum Ziel gesetzt hat, die inhaltlichen und organisatorischen Grundlagen für einen Interessenausgleich im Verhältnis zwischen den Generationen sicherzustellen. „Generationenpolitik soll künftig als Querschnittsaufgabe in nahezu allen gesellschafts- und sozialpolitischen Handlungsfeldern langfristig verankert werden und dadurch zur Generationengerechtigkeit beitragen“, so Mächtle weiter.
Sogenannte Sandwich-Generation
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die wichtige Frage, wie es in Zukunft gelingen kann, generationenübergreifendes Wohnen stärker als seither in den Kommunen zu verankern. Vielerorts gibt es ein großes Interesse, mehr über solche Konzepte und Ideen zu erfahren, die dazu beitragen, den älter werdenden Menschen, der jüngeren Generation und der sogenannten Sandwich-Generation in ihrem Gemeinwesen entsprechende Wohnangebote zu machen und generationenübergreifende Strukturen auszubauen. Dem Sozialministerium sind solche Ansätze des generationenübergreifenden gemeinschaftlichen Wohnens besonders wichtig, weil diese Form des Zusammenlebens geeignet ist, die Beziehungen unter den Generationen jenseits verwandtschaftlicher Bindungen zu fördern und Kompetenzen zu entwickeln, die für die Herausforderungen des demografischen Wandels von entscheidender Bedeutung sind.