Das von Sozialministerin Katrin Altpeter ins Leben gerufene Landesprogramm für Ehrenamtliche „Mittendrin“ ist für die Beteiligungslandschaft in Baden-Württemberg eine echte Bereicherung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Evaluation der Universität Stuttgart.
Demnach wurden durch die Förderung mit „Mittendrin“ bereits im ersten Jahr der Förderung 2012 nicht nur mehr ehrenamtliche Projekte im Land durchgeführt, diese Projekte deckten auch mehr gesellschaftliche Bereiche ab und sorgen für eine bessere Vernetzung der Projekte untereinander. Zudem konnten verstärkt „neue“ Freiwillige, die sich vorher noch nicht ehrenamtlich engagiert hatten, für das Ehrenamt gewonnen werden. Die Ministerin freut sich über die Ergebnisse der Evaluation. „Aufgrund der demographischen Entwicklung wird der Hilfe- und Unterstützungsbedarf in unserer Gesellschaft in Zukunft zunehmen. Diese Herausforderung können wir nur bewältigen, wenn sich künftig noch mehr Menschen als bisher freiwillig engagieren“, sagte Altpeter am Mittwoch (6. November) bei der Vorstellung der Evaluation in Stuttgart. „Die Untersuchung belegt, dass wir mit unserem Förderprogramm „Mittendrin“ dazu einen wichtigen Beitrag leisten.“ Die Ministerin kündigte an, das Förderprogramm im kommenden Jahr fortzuführen.
Laut Evaluation konnten durch „Mittendrin“ bereits 2012 landesweit 40 neue Projekte ins Leben gerufen werden, in denen sich über 460 Personen ehrenamtlich engagierten. Auch die 300.000 Euro jährlich vom Sozialministerium bereitgestellten Fördermittel wurden vollständig abgerufen. Ministerin Altpeter zufolge konnte dieser Zuspruch in den Jahren danach noch gesteigert werden: 2013 wurden bereits 50 Projekte gefördert und für 2014 liegen dem Ministerium bereits 46 Projektanträge vor. Bereits 2012 gaben rund zwei Drittel der Projektträger an, ihr Projekt über den ersten Projektzeitraum hinaus fortsetzen zu wollen. Und über 80 Prozent der Engagierten planten, sich künftig weiter zu engagieren, fast 33 Prozent konnten sich sogar vorstellen, ihr Engagement auszuweiten. Für Ministerin Altpeter sind diese Zahlen der Beweis, dass sie mit „Mittendrin“ ins Schwarze getroffen hat. „Das Landesprogramm bietet den Freiwilligen genau die Unterstützung und Qualifizierung, die sie brauchen – und zwar ohne großen bürokratischen Aufwand“, so Altpeter.
Die befragten Träger und Freiwilligen konnten im Rahmen der Evaluation auch Anregungen einbringen, wie das Programm ihrer Ansicht nach verbessert werden kann. Einige dieser Vorschläge werden künftig umgesetzt. So erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Zukunft ein Zertifikat für ihr Engagement. „Damit wollen wir denjenigen, die sich für andere einbringen, ein öffentliches Zeichen der Anerkennung anbieten“, sagte Ministerin Altpeter.
Weitere Informationen
Die Evaluation wurde durchgeführt vom Institut für Sozialwissenschaften der Universität Stuttgart. Evaluiert wurde das Förderjahr 2012. Die ausführlichen Ergebnisse der Evaluation finden Sie im Internet auf der Homepage des Sozialministeriums.
Schon heute setzen sich in Baden-Württemberg mehr als vier Millionen Menschen, das sind rund 41 Prozent der Bevölkerung, in ihrer Freizeit freiwillig und unentgeltlich für andere ein oder sind in gemeinschaftlichen Projekten aktiv. Umfragen zufolge sind gleichwohl noch mehr Menschen bereit, ihren Beitrag für die Zivilgesellschaft zu leisten. Im Sinne eines sowohl qualitativen als auch quantitativen Ausbaus und der Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements in Baden-Württemberg hat Ministerin Altpeter im Jahr 2012 das Landesförderprogramm Mittendrin auf den Weg gebracht. Mit 300.000 Euro jährlich fördert das Sozialministerium die Fachberatung von Projektträgern, die Grundausstattung von Projekten und die Qualifizierung der bürgerschaftlich engagierten Freiwilligen. Die Träger können auf Antrag bis zu 5.000 Euro erhalten. Durch die finanzielle Förderung werden Einrichtungen und Personen dabei unterstützt, innovative Projekte ins Leben zu rufen. Ziel ist es vor allem, Freiwillige zu motivieren, die sich bisher noch nicht engagiert haben und die bereit sind, ihr Wissen und ihr Engagement verbindlich über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten mit einer wöchentlichen Mindesteinsatzdauer von etwa fünf Stunden für ein Projekt zur Verfügung zu stellen.
Beispiele für geförderte „Mittendrin“-Projekte
Pfullingen im Kreis Reutlingen: „Wunschgroßeltern auch für Kinder mit Migrationshintergrund und Integrationsbedarf“
Seniorinnen und Senioren setzen sich für die Unterstützung junger Familien ein, während die jungen Familien im Gegenzug den Seniorinnen und Senioren in All-tagsdingen helfen. Zielgruppen sind insbesondere junge Familien mit und ohne Migrationshintergrund sowie mit behinderten Kindern und Seniorinnen und Senioren mit und ohne Migrationshintergrund. Träger ist der Bürgertreff Pfullingen.
Kreis Konstanz: „Noch einmal leben nach Assisi - Menschen mit und ohne Demenz spielen Theater“
Gemeinsam mit einem Schauspieler erarbeiten acht Menschen mit Demenz und sieben ehrenamtliche Begleiter ein kleines Theaterstück italienischer Herkunft, das an-schließend in den drei beteiligten Pflegeheimen (und weiteren Einrichtungen) aufgeführt werden soll. Träger ist LebensWeise im Alter in Singen.
Stadt Stuttgart: „Stuttgart interkulturell und divers“
Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund im Alter von 16 und 26 Jahren aus Stuttgart bekommen einen Einblick in das freiwillige Engagement und werden dabei qualifiziert, um selbst Projekte durchführen zu können. Träger ist Young Voice Baden-Württemberg.
Schwäbisch Gmünd: „Über den Tellerrand hinaus – Gmünder Kulturtandems“
Freiwillig Engagierte in deutschen sowie eigenethnischen Vereinen, ermöglichen die Vermittlung zwischen ihren Vereinen, um so einen Austausch und dauerhafte Partnerschaften zwischen diesen zu fördern. Ziel ist die Vernetzung von Migrantenorganisationen und traditionellen Engagementstrukturen. Engagierte aus den Vereinen bilden hierzu „Kulturtandems“ und werden durch gegenseitige Hospitation und gemeinsame Aktionen zu Ansprechpartnern und „Brückenköpfen“ zwischen den Vereinen. Träger ist die Stadtverwaltung Schwäbisch Gmünd.
Kreis Ludwigsburg: „Grundausbildung Notfallseelsorge im Landkreis Ludwigsburg“
Nicht seelsorgerlich vorgebildete Engagierte erhalten bei diesem Projekt eine qualifizierte Einstiegschulung, auf der dann die spezifischen weiteren Qualifizierungen aufbauen. Träger ist die Notfallseelsorge im Kreis Ludwigsburg.
Tübingen: „Upcyceln, reparieren, tauschen - im Werkstadthaus“
Ziel ist es, in Tübingen neue, vielfältige Angebote rund um das Thema Upcycling zu schaffen. Freiwillig Engagierte werden geschult und begleitet, damit sie diese eigenverantwortlich und kontinuierlich organisieren und aufbauen können. Träger ist das Werkstadthaus/Werkstatt für Eigenarbeit e.V.