Mit einem völlig neuen Dialogkonzept will Gesundheitsministerin Katrin Altpeter das baden-württembergische Gesundheitssystem transparenter machen und zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern weiterentwickeln. Den Auftakt bildete der Landesgesundheitsdialog Baden-Württemberg, bei dem die Ministerin mehr als 60 Bürgerinnen und Bürgern Rede und Antwort stand. „Unser Gesundheitssystem steht vor großen Herausforderungen“, sagte Ministerin Altpeter im Haus der Wirtschaft in Stuttgart. „Ich bin davon überzeugt, dass wir die Frage nach seiner künftigen Ausgestaltung nur dann befriedigend beantworten können, wenn wirklich alle Beteiligten in die Debatte einbezogen werden. Deshalb müssen wir den Menschen bessere Möglichkeiten geben, ihre Interessen und Bedürfnisse darzustellen und einzubringen.“ Der Gesundheitsdialog schaffe hierfür den richtigen Rahmen.
Gesundheitsdialog: Mehr Mitsprache für die Bürgerinnen und Bürger
Ziel des Gesundheitsdialogs ist es, den Bürgerinnen und Bürgern das baden-württembergische Gesundheitssystem verständlich vorzustellen und Vorschläge für seine Weiterentwicklung einzuholen und zu diskutieren. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen zudem die Möglichkeit erhalten, sich mit den wichtigsten Akteuren des Gesundheitswesens auseinanderzusetzen.
„Unser Gesundheitssystem ist gekennzeichnet durch eine Vielzahl von Akteuren und ein kompliziertes Geflecht von rechtlichen Regelungen und Zuständigkeiten. Der einzelne Bürger durchschaut das System oftmals nicht und fühlt sich überfordert“, so die Ministerin. Angesichts der großen Herausforderungen, vor denen das Gesundheitssystem auch in Baden-Württemberg stehe, sei dies ein großer Hemmschuh. „Mit dem Gesundheitsdialog wollen wir solche Strukturen aufbrechen und so den Weg bahnen für eine bürgerorientierte Weiterentwicklung der Gesundheitspolitik in Baden-Württemberg.“
Was die Bürgerinnen und Bürger beim Gesundheitsdialog interessierte
Im Mittelpunkt der Auftaktveranstaltung am Freitag in Stuttgart stand die Frage, wie die gute medizinische Versorgung in Baden-Württemberg auch in Zukunft sichergestellt werden kann. Aber auch Fragen zur Anerkennung alternativer Therapiemöglichkeiten durch die Krankenkassen und zur besseren Unterstützung und Vernetzung von Selbsthilfegruppen und Ehrenamtlichen wurden ausführlich diskutiert. Im Anschluss an das Gespräch mit der Ministerin haben in mehreren Expertenforen zahlreiche Fachleute, z.B. Vertreter der Gesundheits- und Heilberufe sowie Patientenvertreter und Selbsthilfeorganisationen über ihre Arbeit berichtet und Fragen zur Schmerz-, Palliativ-, geriatrischen oder onkologischen Versorgung beantwortet.
Unverzichtbar: Notfallversorgung, 24-Stunden-Bereitschaft und Rettungsdienst
Als „unverzichtbar“ bezeichnete Ministerin Altpeter beim Gesundheitsdialog die Sicherstellung einer ausreichenden Notfallversorgung, die ärztliche 24-Stunden-Bereitschaft und den Rettungsdienst. Die Kassenärztliche Vereinigung, die derzeit die ärztliche Notfallversorgung überarbeitet, will Notfallpraxen möglichst an Krankenhäusern einrichten. Das bedeute zwar im Einzelfall längere Anfahrtswege, aber dafür klare Anlaufstellen und eine qualitativ hochwertige Versorgung.
Dazu komme, dass durch eine Entlastung der Ärztinnen und Ärzte im Ländlichen Raum bei den Wochenenddiensten eine Tätigkeit dort wieder attraktiver werde.
Die Ministerin machte auch deutlich, dass die stationäre und die ambulante wohnortnahe Versorgung in Baden-Württemberg nach wie vor sichergestellt seien. Ihr sei jedoch bewusst, dass es bei der Hausarztversorgung im ländlichen Raum in Einzelfällen zu Versorgungsengpässen komme. Um dem entgegenzusteuern habe sie unter anderem auch das Förderprogramm „Landärzte“ neu aufgelegt.
Die Landesregierung stehe zudem zu ihrer Verantwortung für die Krankenhäuser in Baden-Württemberg.
Gesundheitsdialog wird weitergeführt – keine Eintagsfliege
Bereits heute zeigen Patientinnen und Patienten großes Interesse an Information, Beratung und Mitgestaltung. Die Landesregierung will dieses Interesse in verschiedenen Formen eines strukturierten Gesundheitsdialogs aufgreifen und die dort gewonnen Diskussionsergebnisse für die Weiterentwicklung von medizinischen Versorgungstrukturen nutzen. Altpeter: „Der Gesundheitsdialog auf Landesebene ist keine Eintagsfliege. Je nach Thema werden die Gespräche auf Landesebene in den Stadt- und Landkreisen, den Städten und Gemeinden, aber auch kreis- bzw. stadtübergreifend weitergeführt. Die Ergebnisse sollen in die Weiterentwicklung der medizinisch-pflegerischen Versorgung einschließlich der Versorgungsstrukturen sowie der Prävention und Gesundheitsförderung einfließen.“
Auf Landesebene soll im Rahmen einer regelmäßig tagenden Landesgesundheitskonferenz ein Gesundheitsleitbild Baden-Württemberg erarbeitet werden. Dieses Gesundheitsleitbild soll als Grundlage für Dialogprozesse vor Ort von den Akteuren im Gesundheitswesen gemeinsam getragene sektorenübergreifende Ziele und Festlegungen zur Weiterentwicklung und Vernetzung von medizinischen und pflegerischen Versorgungsstrukturen formulieren.
Altpeter stellte klar, dass der Gesundheitsdialog nicht die Entscheidungen von Institutionen und Parlamenten ersetzen kann. „Er soll aber sicherstellen, dass wirklich alle Beteiligten eingebunden und die gesundheitspolitischen Entscheidungen an den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger ausgerichtet werden.“