„Diabetes ist eine der größten Volkskrankheiten in Deutschland. Trotzdem wissen viele Menschen nicht, was Diabetes genau bedeutet. Und sie wissen nicht, was sie tun können, um eine Erkrankung zu verhindern. Das wollen wir in Baden-Württemberg ändern.
Denn Studien belegen, dass man den Ausbruch von Diabetes Typ 2 deutlich verzögern oder sogar verhindern kann, wenn man sein Krankheitsrisiko kennt und seinen Lebensstil ändert“, sagte Gesundheitsminister Manne Lucha im Vorfeld des Weltdiabetestags am Sonntag (13. November). Um die Zahl der Neuerkrankungen im Land deutlich zu reduzieren und die Versorgungssituation von Betroffenen zu verbessern, haben Fachleute Ende des vergangenen Jahres im Auftrag des Ministeriums einen Aktionsplan zur Bekämpfung von Diabetes in Baden-Württemberg erarbeitet. Zu den darin vorgeschlagenen Maßnahmen gehören der Ausbau von Früherkennungsmaßnahmen, neue Präventionsstrategien und spezialisierte Versorgungsangebote. Entsprechende Modellprojekte werden derzeit vom Ministerium und seinen Partnern erarbeitet.
Zahl der Neuerkrankungen steigt kontinuierlich
Zurzeit leben in Baden-Württemberg ca. 735.000 Menschen mit der Diagnose Diabetes, weitere mehr als 200.000 sind ebenfalls krank, wissen das aber nicht. Schon heute ist Diabetes mellitus Typ 2 mit etwa sechs Millionen betroffenen Menschen eine der häufigsten Volkskrankheiten in Deutschland. Die Zahl der Neuerkrankungen steigt kontinuierlich – jeden Tag erkranken bundesweit über 700 Personen neu an Typ 2-Diabetes, pro Jahr sind das circa 270.000 Menschen. Jeder dritte über 70-Jährige ist Diabetiker. Betroffen sind aber auch immer häufiger Kinder und Jugendliche.
Diabetes mellitus wird oft erst spät erkannt, auch weil die Krankheitssymptome oft über viele Jahre hinweg nur schwach ausgeprägt sind. Ein ungesunder Lebensstil und falsches Ernährungsverhalten spielen bei der Erkrankung eine erhebliche Rolle, Übergewicht gilt als eine der Hauptursachen. Diabetes und seine Folgeerkrankungen beschneiden massiv die Lebensqualität der Erkrankten und verringern die Lebenserwartung um bis zu 14 Jahre.
Ergänzende Informationen
Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“) ist der Sammelbegriff für unterschiedliche Störungen des Stoffwechsels, die zu chronisch erhöhten Blutzuckerwerten führen. Die Ursache liegt entweder in einer gestörten Produktion und Ausschüttung des Hormons Insulin oder einer gestörten Insulinwirkung oder auch in beidem. Langfristig erhöhte Blutzuckerwerte verursachen oftmals Folgeerkrankungen. So ist bei Diabetes das Risiko z. B. für Schlaganfall, Zahnerkrankungen, Impotenz, Durchblutungsstörungen der Beine oder Füße oder für bestimmte Krebserkrankungen zum Teil deutlich höher als bei Menschen ohne Diabetes. In Deutschland sind ca. 7,2 Prozent der Bevölkerung zwischen 18 und 79 Jahren an Diabetes erkrankt.
Es gibt unterschiedliche Formen der Diabeteserkrankung, die sich hinsichtlich der Ursachen, dem Zeitpunkt des Auftretens, der Prognose und der Häufigkeit stark unterscheiden. Dazu gehören u.a.:
Der Diabetes mellitus Typ 1 tritt häufig im Kindes- und Jugendalter auf und ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die körpereigene Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse angreift und die insulinproduzierenden Zellen zerstört. Dadurch entsteht ein Insulinmangel. Betroffene sind lebenslang auf Insulinspritzen angewiesen. In Deutschland sind ca. 350.000 Menschen an Diabetes mellitus Typ 1 erkrankt.
Rund 90 bis 95 Prozent aller Diabetes-Kranken weisen einen Diabetes mellitus Typ 2 auf. Er ist durch eine gestörte Produktion und Ausschüttung des Insulins und eine verminderte Wirkung des Insulins gekennzeichnet. Zwar erkranken die meisten Menschen erst im mittleren oder höheren Lebensalter an Diabetes mellitus Typ 2, die Erkrankung betrifft aber zunehmend auch jüngere Menschen. Übergewicht bzw. Adipositas, Bewegungsmangel sowie Vererbung sind Risikofaktoren für eine Erkrankung. In Deutschland sind etwa sechs Millionen Menschen davon betroffen.
Kosten für das Gesundheitssystem: Insgesamt gehen in Deutschland rund 12 Prozent der Gesamtausgaben des Gesundheitswesens auf das Konto von Diabetes und dessen Komplikationen. Diabetes belastet das Gesundheitssystem mit jährlich 25 Milliarden Euro an direkten Kosten im Bereich der Kranken- und Pflegeversicherung und 13 Milliarden Euro im Bereich der indirekten Kosten.