Auf Einladung von Ministerin Katrin Altpeter sind die Gesundheitsministerinnen und Gesundheitsminister der Länder und Kantone der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK) am 11. und 12. Juni erstmals zu einer gemeinsamen Fachkonferenz zusammengekommen. Ziel der zweitägigen Veranstaltung in Konstanz war es, den grenzüberschreitenden Austausch im Gesundheitsbereich zu vertiefen und bestehende Hemmnisse abzubauen.
„Die Anrainerländer des Bodensees stehen angesichts des demografischen Wandels, der Zunahme chronischer Krankheiten sowie der Begrenztheit finanzieller Ressourcen vor gemeinsamen Herausforderungen. Um diesen wirkungsvoll begegnen zu können, müssen wir unsere Gesundheitssysteme weiterentwickeln und enger zusammenarbeiten“, sagte die Ministerin bei einem Pressegespräch anlässlich der Konferenz. „In den vergangenen Jahren konnten wir wichtige Projekte anstoßen, etwa im Rettungswesen oder in der Prävention. Diesen Weg wollen wir im Interesse der Bürgerinnen und Bürger weiter verfolgen.“
Schwerpunkte der Tagung lagen auf den Bereichen „Fachkräftemangel und Fachkräftemigration im Gesundheits- und Pflegebereich“, „Netzwerkbildung in der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung“ sowie „Bürgerbeteiligung an einer zukunftsorientierten Gesundheitspolitik“.
Maßnahmen zur Sicherstellung des Fachkräftebedarfs
Bereits heute gibt es in den Ländern und Kantonen der Bodenseeregion einen zum Teil fühlbaren Fachkräftemangel im Gesundheits- und Pflegebereich. Angesichts der Abwanderung vieler Ärzte und Pflegefachkräfte aus den deutschen Ländern ins benachbarte Ausland sagte die Ministerin: „Es liegt in der Verantwortung jedes Landes und jedes Kantons, seinen Fachkräftebedarf selbst zu decken und dafür Investitionen zu tätigen. Ich begrüße deshalb die Zusage meiner Ministerkolleginnen und -kollegen, ihre Ausbildungskapazitäten im Gesundheits- und Pflegebereich aufzustocken und dem eigenen Bedarf besser Rechnung zu tragen. Nur dadurch stellen wir auch in Zukunft eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung rund um den Bodensee sicher.“
Baden-Württemberg habe bereits große Anstrengungen unternommen, um die Anzahl der eigenen Altenpflegefachkräfte zu erhöhen. „Derzeit werden im Südwesten jährlich ca. 3.000 Altenpflegefachkräfte an ca. 100 Berufsfachschulen ausgebildet, das sind dreimal mehr als noch vor 20 Jahren“, so Altpeter. Auch die schulische Ausbildung an Privatschulen unterstütze das Land mit derzeit ca. 5.200 Euro pro Schüler. Für den Ausbau und die Weiterführung der akademischen Ausbildung in den Pflege- und Gesundheitsfachberufen wird das Land bis 2020 rund 36 Millionen zur Verfügung stellen, hinzu kommen noch 10 Millionen Euro an Bundesmitteln. Impulse, wie die Rahmenbedingungen für Arbeitsplätze im Gesundheits- und Pflegebereich noch attraktiver gestaltet werden können, erwartet die Ministerin von dem 2014 gegründeten grenzüberschreitenden „Netzwerk Pflegeschulen“, in dem ein regelmäßiger Austausch über alle Belange der Pflegeausbildung stattfindet.
Gute medizinische Versorgung über Grenzen hinweg
Als Erfolg der Konferenz betrachtet Ministerin Altpeter auch den Beschluss, weitere Gesundheitsnetzwerke über Länder- und Kantonsgrenzen hinweg auf den Weg zu bringen. Bereits etablierte Projekte etwa in der Notfallversorgung belegten die Vorteile solcher Kooperationen, so die Ministerin. „Eine mehrstufige, strukturierte und vernetzte Gesundheitsversorgung über Landesgrenzen hinweg kommt allen Patientinnen und Patienten im Bodenseeraum zugute“, ist Altpeter sicher. Beispielhaft nannte sie das „Regionale Traumanetzwerk Schwarzwald-Bodensee“, in dem neben vielen Kliniken aus dem süddeutschen Raum auch das Universitätsspital Zürich beteiligt ist. Das Projekt zielt darauf ab, Qualität und Sicherheit der Schwerverletztenversorgung zu verbessern. Die Ministerinnen und Minister haben vereinbart, solche Projekte auch auf andere Fachdisziplinen auszuweiten.
Weiterentwicklung des Gesundheitswesens: Konsequentes Miteinbeziehen der Bürgerschaft
Als „bereichernd“ bezeichnete Ministerin Altpeter den Austausch der Ministerinnen und Minister über Erfahrungen mit unterschiedlichen Formen der Bürgerbeteiligung im Gesundheitswesen. „In Baden-Württemberg wurde Bürgerbeteiligung lange Zeit sehr stiefmütterlich behandelt. Erst seit dem Regierungswechsel vor vier Jahren setzt die Landesregierung konsequent auf den ständigen Dialog und die Zusammenarbeit mit Patienten und Bürgern.“ Das gelte vor allem in der Gesundheitspolitik. Im Land seien bereits sehr erfolgreiche Formen der Bürgerbeteiligung im Gesundheitsbereich auf den Weg gebracht worden, so etwa bei der Erarbeitung des Gesundheitsleitbildes und bei den Kommunalen Gesundheitskonferenzen. „Aber Länder wie die Schweiz, in der Bürgerbeteiligung schon immer Teil des Selbstverständnisses war, können auf viel mehr Erfahrungen zurückgreifen“, so Altpeter.
Ergänzende Informationen:
Die Internationale Bodensee Konferenz (IBK) ist die gemeinsame Plattform der Regierungen der Länder und Kantone Baden-Württemberg, Schaffhausen, Zürich, Thurgau, St.Gallen, Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, Fürstentum Liechtenstein, Vorarlberg und Bayern. Ziel der IBK ist es, die Bodenseeregion als attraktiven Lebens-, Natur-, Kultur- und Wirtschaftsraum zu erhalten und zu fördern und die regionale Zusammengehörigkeit zu stärken. Sie bildet den Kern eines breit gefächerten Netzwerkes der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in der Bodenseeregion. 2014 hat Baden-Württemberg den Vorsitz über die IBK inne.