Sozialministerium, Wissenschaftsministerium und Finanz- und Wirtschaftsministerium stellen rund 650.000 Euro für ein Projekt zur Verfügung, mit dem der Einsatz von technischen Assistenzsystemen in häuslichen Notfällen erprobt wird.
Untersucht werden soll, wie intelligente Technik erfolgreich dafür eingesetzt werden kann, Unfälle und medizinische oder andere Notsituationen von älteren und pflegebedürftigen Menschen automatisch zu erkennen und Hilfsmaßnahmen einzuleiten. Ziel des Projekts ist es, das Leben von alleinlebenden Seniorinnen und Senioren künftig sicherer zu machen.
„Die meisten alten Menschen wollen so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden leben. Einer der Gründe, weshalb sie sich irgendwann für den Umzug in ein Pflegeheim entscheiden, ist ihre Angst, dass ihnen bei einem Unfall oder einer Notsituation niemand hilft“, sagte Sozialministerin Katrin Altpeter. „Technische Assistenzsysteme zur Notfallerkennung können in diesem Fällen eine Lösung sein. Sie können vielen Menschen ermöglichen, länger als bisher zu Hause zu bleiben – auch ohne die ständige Anwesenheit von Pflegepersonal.“
Einsatz der altersgerechten Hilfesysteme
Erprobt wird der Einsatz der Assistenzsysteme im Raum Reutlingen und Karlsruhe. Träger des Projekts „Integration von AAL-Technik zur Notfallerkennung in die häusliche Umgebung“ sind die Fraunhofer IPA, das FZI Karlsruhe und das ITV Denkendorf. In einem ersten Schritt werden gemeinsam mit Betroffenen, diakonischen Diensten und der Bauwirtschaft die Anforderungen für den Einsatz der technischen Assistenzsysteme - Sensoren und intelligente Kleidung - definiert und die Infrastruktur bereit gestellt. Danach wird der praktische Einsatz der altersgerechten Hilfesysteme in voraussichtlich 30 Wohnungen von alleinlebenden älteren Menschen mit Hilfe- und Unterstützungsbedarf erprobt.
Wertvolle Impulse für Pflege, Wissenschaft und Wirtschaft
Von dem Projekt erwartet Ministerin Altpeter wertvolle Impulse für Pflege, Wissenschaft und Wirtschaft im Land. Bereits heute gibt es in Baden-Württemberg im Bereich der alltagsunterstützenden Technologien zahlreiche interessante Ansätze. Diese sind aber oftmals noch im Entwicklungsstadium oder ihr Verbreitungsgrad ist noch nicht hoch. Manchmal hapert es an der praktischen Anwendbarkeit, manchmal fehlt es an Dienstleistern und Handwerkern, die diese anbieten. Auch viele Menschen können mit dem Begriff noch nicht viel anfangen. Ziel des Projekts ist es, dies zu ändern. „Wir werden neue Technologien direkt im Einsatz erproben. Die Erfahrungen, die wir sammeln, werden uns helfen, die technischen Hilfen weiterzuentwickeln und alltagstauglich zu machen“, so die Ministerin.
Eigenständiges Leben im eigenen Zuhause
Die Ministerin wies darauf hin, dass technische Assistenzsysteme älteren Menschen zwar ein längeres eigenständiges Leben in ihrem Zuhause ermöglichen und Pflegepersonal entlasten können, sie Menschen aber nie ersetzen dürfen. „Zwischenmenschliche Kontakte sind in der Pflege unersetzlich“, betonte Altpeter. Technische Unterstützung könne aber ermöglichen, dass mehr Zeit für den Kontakt von Mensch zu Mensch bleibe.
Weitere Informationen zum Projekt
Angesichts des demografischen Wandels nimmt die Zahl älterer und pflegebedürftiger Menschen, die auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind, in den nächsten Jahren deutlich zu. Die meisten der Betroffenen wollen so lange wie möglich selbstbestimmt im eigenen Zuhause weiterleben.
Für Projekte, die untersuchen, wie bereits bestehende technische Möglichkeiten eingesetzt werden können, um Wohn-, Versorgungs-, Bildungs- und Mobilitätsangebote zu verbessern, haben das Sozialministerium, das Wissenschaftsministerium und das Finanz- und Wirtschaftsministerium deshalb für 2013 und 2014 insgesamt 2 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Aus diesen Mitteln wird auch das Projekt „Integration von AAL-Technik zur Notfallerkennung in die häusliche Umgebung“ gefördert. Mit der Projektförderung trägt die Landesregierung ihrem Grundsatz „Ambulant vor Stationär“ in der Versorgung älterer und pflegebedürftiger Menschen Rechnung.
Um die Fördermittel beworben haben sich Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Wirtschaft aus ganz Baden-Württemberg. Die Auswahl trafen Finanz- und Wirtschaftsministerium, Wissenschaftsministerium sowie ein Expertengremium unter der Federführung des Sozialministeriums.