30 Prozent der in Baden-Württemberg lebenden Menschen sind von Einsamkeit betroffen, acht Prozent davon besonders stark. Dabei hängen Einsamkeitserfahrungen weniger mit geografischen, sondern vor allem mit sozialen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Faktoren zusammen. Das hat eine neue Studie der Bertelsmann Stiftung ergeben, die vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration in Auftrag gegeben und vergangene Woche der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Die Landesregierung nimmt die neuen Studienergebnisse zum Anlass, einen großen Ideenwettbewerb in fünf unterschiedlichen Kategorien zu starten.
„In Baden-Württemberg gibt es bereits viele Initiativen und Aktivitäten, die sich gegen Einsamkeit richten. Mit dem Ideenwettbewerb wollen wir dieses Engagement sichtbar machen und vor allem diejenigen, die sich gegen Einsamkeit einsetzen wollen, bei der Umsetzung neuer Ideen unterstützen. Klar ist: Um die Kette der Isolation zu durchbrechen, braucht es persönliche Kontakte. Das direkte Umfeld von Betroffenen – sei es in den Kommunen und der unmittelbaren Nachbarschaft, in Familien und Freundeskreisen, im Vereinsumfeld oder gesellschaftlichen Gruppen und Verbänden – ist ein entscheidender Faktor”, sagte Sozialminister Manne Lucha anlässlich des Starts des Ideenwettbewerbs am Montag (10. November) in Stuttgart.
Deshalb sollen nun kreative Konzepte und vielseitige Ideen prämiert werden, die neue Ansätze zur Bekämpfung von Einsamkeit vor Ort erproben. Dabei werden fünf Zielgruppen in den Blick genommen. Als Preisgeld sind bis zu 30.000 Euro für die Umsetzung des Projektvorhabens vorgesehen. Die Laufzeit der einzelnen Vorhaben kann bis zu zwei Jahre betragen.
Zielgruppen des Ideenwettbewerbs
Zu den einzelnen Zielgruppen zählen:
Menschen mit Migrationsgeschichte
In Baden-Württemberg weist etwa ein Drittel der Gesamtbevölkerung eine Migrationsgeschichte auf – eine Personengruppe, die aufgrund gruppenspezifischer Risikofaktoren (wie beispielsweise Sprachbarrieren, eingeschränkte soziale Netzwerke, Diskriminierung und Rassismus) besonders anfällig für Einsamkeit sein kann. Dies geht auch aus den Ergebnissen der Studie der Bertelsmann Stiftung hervor. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, passgenaue, kultursensible und aufsuchende Konzepte zu schaffen, um Einsamkeit innerhalb dieser Personengruppe vor Ort zu begegnen.
Junge Menschen
Einsamkeit gilt längst nicht mehr nur als Problem älterer Menschen. Auch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene fühlen sich zunehmend einsam. Während sich die Einsamkeitswerte in anderen Altersgruppen nach der Corona-Pandemie wieder normalisiert haben, blieben sie bei den 18- bis 29-Jährigen auf hohem Niveau.
Menschen mit Behinderungen/Menschen mit chronischen Erkrankungen sowie deren Angehörige
Die Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt deutlich: Zwischen dem Gesundheitszustand eines Menschen und seinem Erleben von Einsamkeit besteht ein enger Zusammenhang. Besonders Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Behinderungen haben häufig einen erschwerten Zugang zu sozialer Teilhabe. Fehlende Inklusion kann Einsamkeit verstärken – und umgekehrt.
Ältere Menschen
Studien zeigen: Nicht das Alter an sich macht einsam, sondern die Veränderungen, die es oft mit sich bringt – etwa körperliche Einschränkungen, der Verlust nahestehender Menschen oder der Wegfall vertrauter sozialer Rollen und Kontakte.
Eltern in besonderen Lebenssituationen
Familien sind meist ein wichtiger und verlässlicher Faktor, um Einsamkeit entgegenzuwirken. Es gibt aber auch besondere Lebenssituationen, in denen auch in Familien Einsamkeit ausgelöst oder verstärkt werden kann.
Bewerbung
Eine Bewerbung für den Wettbewerb ist bis zum 31. Januar 2026 beim Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg unter einsamkeit@sm.bwl.de möglich. Weitere Details zur Ausschreibung können dem Aufruf zum Ideenwettbewerb entnommen werden.


