Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha setzt sich dafür ein, geduldeten Flüchtlingen den Zugang zum Arbeitsmarkt künftig deutlich zu erleichtern. „Wer im Land gebraucht wird, hier arbeitet oder eine Ausbildung macht und sich nichts zuschulden kommen lässt, der sollte auch bleiben dürfen“, sagte der Minister bei einem Besuch des Unternehmens VAUDE in Tettnang. Gemeinsam mit Christian Rauch, Chef der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, informierte sich Lucha über das Engagement des Unternehmens für die Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen.
Lucha: „Es liegt in unserem eigenen Interesse, die Potenziale gerade auch von Geduldeten, die seit vielen Jahren in Deutschland leben und aller Voraussicht nach nicht abgeschoben werden, in Zukunft besser zu nutzen. Davon profitieren sowohl der Staat als auch die Wirtschaft und die Flüchtlinge selbst.
Christian Rauch: „Vaude engagiert sich vorbildlich bezüglich der Integration von Flüchtlingen. Unternehmen wollen Flüchtlingen die Chance auf ein Praktikum, eine Ausbildungsstelle oder einen Arbeitsplatz geben, unabhängig von ihrem rechtlichen Status. Dafür muss die Politik den Rahmen geben, damit diese Flüchtlinge nicht aus Arbeit oder Ausbildung heraus abgeschoben werden. Die Verunsicherung bei manchen Arbeitgebern ist nach den Vorkommnissen der letzten drei Monate momentan hoch.“
VAUDE Geschäftsführerin Antje von Dewitz: „Wir sehen den Zugang zum Arbeitsmarkt als einen wichtigen Baustein für eine gelingende Integration und leisten gerne unseren Beitrag dafür, auch wenn die Anstellung Geflüchteter einen hohen bürokratischen Aufwand mit sich bringt. Momentan beschäftigen wir zehn Geflüchtete in Arbeits-, Ausbildungs- und Praktikumsstellen – größtenteils in unserer Manufaktur. Sie sind zu einer wertvollen Stütze von VAUDE geworden. Daher ist uns natürlich wichtig, dass den Menschen, die bei uns erfolgreich in den Arbeitsmarkt integriert wurden, ein Bleiberecht und Rechtssicherheit seitens den Behörden gewährt wird.“
Lucha: Anspruch auf Duldung intensiver nutzen
Anders als anerkannte Schutzberechtigte müssen geduldete Flüchtlinge Deutschland grundsätzlich wieder verlassen. Für die Dauer einer qualifizierten Berufsausbildung und anschließender zweijähriger Beschäftigung haben jedoch auch diese Menschen prinzipiell einen Anspruch auf Duldung und später eine befristete Aufenthaltserlaubnis. „Diese Möglichkeit sollten wir künftig noch intensiver nutzen und sie weiter öffnen. Das wäre ein Beitrag zu einem Paradigmenwechsel, bei dem Politik, Verwaltung und Wirtschaft gleichermaßen gefordert sind, aber es lohnt sich“, so der Minister.
Möglichst schnell in den Arbeitsmarkt integrieren
Gelingende Integration habe viel mit gesundem Menschenverstand und der Überwindung rein staatlicher Alimentierung zu tun.
„Wenn klar ist, dass jemand aller Voraussicht nach nicht abgeschoben werden wird, was macht im Interesse einer gelingenden Integration mehr Sinn: Dass die Person zum Nichtstun verdammt ist oder dass man ihr die Möglichkeit gibt, sich eine Arbeit zu suchen, eigenes Geld zu verdienen und sich in unsere Gesellschaft integrieren zu können?“, sagte Lucha. Nach der ersten Phase der Soforthilfe gehe es jetzt darum, allen, die voraussichtlich hier bleiben, eine dauerhafte gesellschaftliche Integration zu ermöglichen. Zentral sei, sie möglichst schnell in Ausbildung, Weiterbildung und den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Passgenaue Integrationsangebote
Lucha, der auch Vorsitzender der Integrationsministerkonferenz der Länder ist, verwies auf Untersuchungen der Bundesagentur für Arbeit, wonach die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt deutlich besser verlaufe als in den 1990er und 2000er Jahren. Begründet wird dies von den Arbeitsmarktforschern unter anderem mit der verstärkten Förderung von Flüchtlingen.
„Das zeigt, dass wir beim Pakt für Integration mit den Kommunen mit unserem Ansatz, rund 1.000 Integrationsmanager in den Städten und Gemeinden sowie zusätzliche Sprachförderangebote zu finanzieren, richtig liegen. Die Integrationsmanager unterstützen die Geflüchteten mit Bleibeperspektive individuell dabei, die vorhandenen Integrationsangebote wahrzunehmen“, so Lucha.