Informationsangebot

Neue Online-Plattform Gesellschaftsmonitoring Baden-Württemberg vorgestellt

Landespressekonferenz mit Sozial- und Gesundheitsminister Manne Lucha, Dr. Stephanie Saleth vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg und Dr. Kai Unzicker von der Bertelsmann Stiftung am 4. Februar 2019 in Stuttgart
Präsentation der neuen Online-Plattform www.gesellschaftsmonitoring-bw.de am 4. Februar 2019 in Stuttgart
Screenshot der Homepage www.gesellschaftsmonitoring-bw.de
Landespressekonferenz mit Sozial- und Gesundheitsminister Manne Lucha, Dr. Stephanie Saleth vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg und Dr. Kai Unzicker von der Bertelsmann Stiftung am 4. Februar 2019 in Stuttgart
Dr. Stephanie Saleth (Statistisches Landesamt Baden-Württemberg) (2. v. l.), Sozial- und Gesundheitsminister Manne Lucha (Mitte) und Dr. Kai Unzicker (Bertelsmann Stiftung) (4. v. l.)

Wie entwickelt sich die Zahl der von Armut bedrohten Kinder im Land, und wie steht es um die Erwerbsbeteiligung von Zuwanderern? Wie nehmen die Menschen im Land das Miteinander in ihrem Wohnumfeld wahr? Und wie schätzen sie die Unterstützung für ältere Menschen ein? Diese und viele weitere Fragen sollen das neue Gesellschaftsmonitoring Baden-Württemberg und eine repräsentative Bevölkerungsumfrage durch die Bertelsmann Stiftung beantworten.

„Im Ministerium für Soziales und Integration arbeiten wir jeden Tag daran, den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Land weiter zu stärken. Dazu gehört auch, dass wir ein detailliertes Bild unserer Gesellschaft gewinnen möchten, um unsere sozialpolitischen Vorhaben künftig noch differenzierter und passgenauer zu planen“, sagte Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha anlässlich der Vorstellung der beiden neuen Instrumente. „Wir erhoffen uns dadurch neue wichtige Anhaltspunkte für eine faktenbasierte Sozialpolitik. Beim Statistischen Landesamt und bei der Bertelsmann Stiftung möchte ich mich ganz herzlich für die tolle Unterstützung dieses Vorhabens bedanken.“

Informationen zu zentralen gesellschaftlichen Themen nutzerfreundlich aufbereitet

Konkret bedeutet das, vorhandene statistische Daten umfassender und nutzerfreundlicher aufzubereiten und diese über eine Online-Plattform jeder Bürgerin und jedem Bürger zugänglich zu machen. Per Mausklick können in Sekundenschnelle sozialpolitisch relevante Kennzahlen und langfristige Entwicklungen abgerufen werden. Die bisherigen Module des heute freigeschalteten Monitorings sind:

  • Armut und Reichtum
  • Integration
  • Familie und Zusammenleben
  • Kinder, Jugendliche und ältere Menschen
  • Bürgerschaftliches Engagement
  • Gleichstellung
  • Inklusion
  • Gesundheit
  • Demografie

Außerdem bietet die neue Plattform auch Berichte und Analysen zu sozialpolitisch relevanten Themen. „Gerade im Zeitalter von Fake News ist es von hohem Wert, Fakten und Daten direkt und transparent überprüfen zu können“, so der Minister weiter.

„Mit dem Gesellschaftsmonitoring Baden-Württemberg bieten wir der Öffentlichkeit einen gezielt auf gesellschaftliche Fragen zugeschnittenen Service. Das Portal ermöglicht es, wichtige soziale Indikatoren zu betrachten. Die Daten werden kompakt und nutzerfreundlich durch anschauliche Grafiken und Tabellen präsentiert. Mit wenigen Klicks findet man fundierte Informationen zu zentralen gesellschaftlichen Themen, auch im zeitlichen Verlauf“, betonte die Leiterin der FamilienForschung im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg, Dr. Stephanie Saleth.

Bevölkerungsumfrage zum Zusammenhalt in der Gesellschaft

Sinnvoll ergänzt werden soll dieses Informationsangebot durch eine bereits gestartete repräsentative Bevölkerungsbefragung, die Infratest-Dimap im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchführt. Hier geht es nicht um das Sammeln von Fakten wie beim Gesellschaftsmonitoring, sondern ganz bewusst um das subjektive Empfinden der Bürgerinnen und Bürger. Den objektiven Fakten wird sozusagen die subjektive Bewertung der Bevölkerung zum gesellschaftlichen Zusammenhalt gegenübergestellt. „Aus anderen Studien und Publikationen ist bekannt, dass sich Wahrnehmungen oft deutlich von den Fakten unterscheiden. Hier erhoffen wir uns Hinweise, wo wir die Menschen noch besser abholen können, um den Zusammenhalt und das Gemeinwesen zu stärken“, sagte Lucha weiter.

Dr. Kai Unzicker, Senior Project Manager des Programms Lebendige Werte der Bertelsmann Stiftung ergänzte: „Bisherige bundesweite Ergebnisse zeigen, dass der Zusammenhalt in der Gesellschaft immer noch stark ist. Er bröckelt jedoch da, wo es Risikofaktoren wie Armut, Ungleichheit und unterschiedliche Teilhabechancen gibt.“ Die Bertelsmann Stiftung habe nun ihren bereits existierenden bundesweiten „Radar Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ auf Baden-Württemberg zugeschnitten und um spezifische Fragen zu den Themenfeldern Kinder, Frauen, Gesundheit, Pflege und bürgerschaftliches Engagement ergänzt. Unzicker betonte: „Der Zusammenhalt der Gesellschaft ist schon länger ein zentrales Thema der Bertelsmann Stiftung. Wir unterstützen Baden-Württemberg gerne dabei, neue Impulse in der Gesellschaftspolitik zu setzen.“

Ergänzende Informationen

Gesellschaftsmonitoring Baden-Württemberg

Das Informationsangebot ist ab sofort unter www.gesellschaftsmonitoring-bw.de freigeschaltet.

Kooperationspartner: FamilienForschung im Statistischen Landesamt

  • Transparente und benutzerfreundliche Berichterstattung von Zahlen und Fakten aus dem Land
  • Zusammenführung der bisherigen Angebote (zum Beispiel „Armuts- und Reichtumsbericht“ und „Intergrationsmonitoring BW“) und Ergänzung um sechs weitere sozialpolitisch relevante Themengebiete

Bevölkerungsbefragung zum Gesellschaftlichen Zusammenhalt

Kooperationspartner: Bertelsmann Stiftung

  • Repräsentative Bevölkerungsbefragung zu Aspekten des gesellschaftlichen Zusammenhalts in Deutschland
  • Grundlage ist der „Radar Gesellschaftlicher Zusammenhalt“, ein standardisiertes Messinstrument, welches die Bertelsmann Stiftung bereits mehrfach erprobt und zuletzt auch 2017 veröffentlicht hat.
  • Der Radar bildet gesellschaftlichen Zusammenhalt mithilfe der Dimensionen Soziale Beziehungen, Verbundenheit und Gemeinwohlorientierung ab.
  • Bisherige bundesweite Ergebnisse: Der Zusammenhalt ist durchaus stark, jedoch zeigen sich Risikofaktoren wie Armut, Ungleichheit und unterschiedliche Teilhabechancen. Auf lokaler Ebene (Quartier) zeigt sich das größte Potenzial zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
  • Der Fragebogen dieses Radars wurde um spezifische Fragen zur Situation in Baden-Württemberg ergänzt: Kinder, Frauen, Gesundheit, Pflege und bürgerschaftliches Engagement. Die Fragen beziehen sich überwiegend auf die Situation in der eigenen Wohngegend wie zum Beispiel hinsichtlich der Unterstützungsangebote sowie deren Entwicklung und Bedarfe für o.g. Zielgruppen.
  • Befragte: circa 1.400 Bürgerinnen und Bürger ab 16 Jahren mit Wohnsitz in Baden-Württemberg werden telefonisch befragt.
  • Zeitplan: Die Umfrage hat gerade begonnen, die Daten werden im Frühjahr 2019 ausgewertet, ein Zwischenbericht wird dem Ministerium bis Ende Mai 2019 vorgelegt. Die Veröffentlichung des Berichts ist für das dritte Quartal 2019 vorgesehen.
  • Erwarteter Erkenntnisgewinn zu folgenden Fragestellungen:
    • Wie erlebt die Bevölkerung den gesellschaftlichen Zusammenhalt?
    • Lassen sich Unterschiede in der Wahrnehmung des Zusammenhalts durch Geschlecht, Migrationshintergrund, Alter, individuelle Lebensumstände usw. erklären?
    • Wo besteht aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger Handlungsbedarf?
  • Ziel: Die Ergebnisse dieser Studie sollen Hinweise liefern auf die konkreten Bedarfe bestimmter Zielgruppen, die aktuell auch in der politischen Schwerpunktsetzung des Ministeriums für Soziales und Integration im Fokus stehen: Frauen, Kinder, ältere Menschen sowie auf eventuelle Zusammenhänge zwischen der Lebensqualität und der Perspektive auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
  • Perspektive: Die Erkenntnisse sollen genutzt werden, um auf lokaler Ebene Maßnahmen zur Förderung des Gesellschaftlichen Zusammenhalts zu initiieren. Durch eine potenzielle Verknüpfung mit der Strategie „Quartier 2020 – Gemeinsam.Gestalten.“ könnten dabei wesentliche Synergieeffekte entstehen.

Hintergrundinformationen und FAQ Gesellschaftlicher Zusammenhalt

  • Voraussetzungen für gesellschaftlichen Zusammenhalt sind vielfältig
  • Zentrale Faktoren (laut OECD): Chancengleichheit, Vertrauen und soziale Mobilität
  • Sozialer Zusammenhalt ist zugleich Ziel als auch Mittel für eine inklusive Gesellschaftsentwicklung.
     
  • Was macht eine Gesellschaft aus, die von Zusammenhalt geprägt ist?
    OECD-Definition: Eine Gesellschaft, die zusammenhält,
    • wirkt auf das Wohlergehen aller (Mitglieder) hin,
    • wirkt gegen soziale Ausgrenzung und Diskriminierung,
    • schafft Zusammengehörigkeit und ein Gefühl der Verbundenheit,
    • fördert das Vertrauen und
    • bietet ihren Mitgliedern die Voraussetzungen für soziale Mobilität/Aufstieg.
  • Wie lässt sich gesellschaftlicher Zusammenhalt messen?
    • Betrachtung realer Lebensumstände: Erwerb und Einkommen, Bildung, Wohnen, familiäre und freundschaftliche Beziehungen
    • Persönliches Empfinden jeder und jedes Einzelnen hinsichtlich der
      - Verbundenheit mit dem sozialen Umfeld,
      - der Chancengerechtigkeit / Entwicklungs- und Aufstiegschancen,
      - dem Empfinden von Sicherheit bzw. Unsicherheit sozialer Risiken,
      - bedarfsdeckender Unterstützungsmöglichkeiten.
  • Was sind die Risiken, die den sozialen Zusammenhalt gefährden?
    • Ungleiche Chancen / Perspektivlosigkeit,
    • Armutsgefährdung,
    • Abstiegsängste,
    • geringe soziale Teilhabe,
    • Ausgrenzungs- und Diskriminierungserfahrungen,
    • Ressentiments gegenüber Bevölkerungsgruppen.
  • Was stärkt den Zusammenhalt unserer Gesellschaft?
    • Offenheit für Vielfalt,
    • starkes Bürgerschaftliches Engagement,
    • Vertrauen in Mitmenschen wie auch Institutionen und Politik
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