Nichts geht mehr: Krank, ausgebrannt, nicht mehr arbeitsfähig. So geht es vielen im Land. Oft ist eine konkrete berufliche Situation daran Schuld. Was nur wenige wissen: Die gesetzliche Rentenversicherung bietet in derlei Fällen eine ganz spezielle Rehabilitation an, die sich an der individuellen konkreten Situation am Arbeitsplatz orientiert.
Um möglichst vielen Menschen diese so genannte medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation, kurz MBOR, ermöglichen zu können, unterzeichnete der Chef der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg, Hubert Seiter zusammen mit Kooperationspartnern in Schömberg eine Vereinbarung. Die soll noch mehr Menschen als bisher ermöglichen, diese spezielle Form der Rehabilitation wahrzunehmen: „Nicht zuerst eine medizinische und dann eine berufliche Reha ist der Schlüssel zum Erfolg“, so Hubert Seiter, „im Miteinander liegt der Schlüssel für eine erfolgreiche Reha.“
Sozialministerin Katrin Altpeter begrüßte die Vereinbarung. Ziel jeder Rehabilitation sei, so die Ministerin, den Menschen die Rückkehr an den bestehenden oder angestrebten Arbeitsplatz zu ermöglichen und ein gesundes Arbeiten bis zur Rente zu fördern.
Berufliche Problemlagen werden frühzeitig identifiziert
Im Unterschied zur herkömmlichen Reha identifiziert die medizinisch-berufliche Reha frühzeitig besondere berufliche Problemlagen. Durch eine gezielte Diagnostik gewinnt der Arzt oder Therapeut die Erkenntnisse, die dann in eine Therapie einfließen, die durchgängig an der konkreten Arbeitsplatzsituation ausgerichtet ist. So kann bereits während einer medizinischen Reha geeignet interveniert werden, beispielsweise durch gezieltes Trainieren der geforderten Bewegungsabläufe am Arbeitsplatz. Das fördere, so Seiter, nach der medizinischen Reha den nahtlosen beruflichen Wiedereinstieg. Oder den raschen Übergang zu Leistungen der sogenannten beruflichen Reha, ergänzte Klaus Krebs, Leiter des Berufsförderungswerks Schömberg, beim Pressetermin.
Berufliche Probleme bei etwa einem Drittel der medizinischen Rehabilitanden
Besondere berufliche Probleme haben etwa ein Drittel der Menschen, die eine medizinische Rehabilitation absolvieren. Was also liege näher, so die Deutsche Rentenversicherung, als auf diesen Aspekt ein besonderes Augenmerk zu legen. „Wir müssen die Menschen da abholen, wo die Probleme entstehen“, unterstreicht Seiter, „wenn das im Berufsleben der Fall ist, dann müssen wir dorthin schauen.“ Dass diese Spezial-Reha wirkt, belegen wissenschaftliche Studien: Die beobachten gegenüber der „Standard“-Reha günstigere berufsbezogene Entwicklungen und eine Wiedereingliederung ins Erwerbsleben. „Damit wird Rehabilitation effektiver, die Effekte halten länger an.“ Neben dieser Nachhaltigkeit bringt eine MBOR die Menschen schneller wieder zurück in einen Job und spart damit auch Kosten. Für Arbeitnehmer ist eine solche spezielle Rehabilitation wichtig: Ermöglicht sie doch oft, dass der Arbeitnehmer seinen Beruf nicht aufgeben muss.
Die Vereinbarung soll Leistungen der medizinisch-beruflich orientierten Reha durch das MBOR-Netzwerk für Reha-Kliniken bereitstellen, die federführend von der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg belegt werden. Das, so Ministerin Altpeter, trage zu einer verbesserten Koordinierung und Vernetzung der Versorgungsangebote bei. Der ganzheitliche und patientenorientierte Ansatz dieser Reha werde einen wichtigen Impuls bei der Förderung der beruflichen Teilhabe gesundheitlich beeinträchtigter Menschen setzen und, so Altpeter „leistet damit einen wichtigen Beitrag zur gelebten Inklusion.“ Zudem entspreche diese Initiative in besonderer Weise auch den Zielsetzungen des Gesundheitsdialogs und der Gesundheitsstrategie Baden-Württemberg, so Altpeter.
Neues MBOR-Netzwerk nutzt vielen Betroffenen
Die Partner des neuen Netzwerks, also die beruflichen Reha-Einrichtungen, verfügen allesamt über eine langjährige Erfahrung in der medizinisch-beruflichen sowie berufsbezogenen Förderung gesundheitlich beeinträchtigter Menschen. Das gilt auch beispielsweise für das Zentrum Beruf und Gesundheit in Bad Krozingen. Die Netzwerkpartner verzahnen eine breite Palette an Unternehmenskooperationen, Übungsfirmen, Werkstätten und Erprobungsmodulen, die sie mit qualifizierter Versorgung aufgebaut haben und weiterentwickeln. Partner wie die Berufsförderungswerke bieten Strukturen und das Wissen, das auch für regionale Reha-Kliniken nutzbar ist, um Patienten mit besonderen beruflichen Problemsituationen bei der Wiederintegration ins Arbeitsleben wirkungsvoll zu unterstützen.
„Die noch bessere Vernetzung von Kliniken und beruflichen Reha-Einrichtungen nutzt bereits vorhandene Strukturen und das Wissen in Diagnostik, Berufsorientierung und Qualifizierung, um gemeinsam qualitativ hochwertige und effiziente Leistungen in der medizinisch-beruflich orientierten Reha anbieten zu können“, so Hubert Seiter. Die Ministerin, Hubert Seiter, Andrea Nordmann und Klaus Krebs zeigten sich bei der Unterzeichnung der Vereinbarung zuversichtlich, das Erfolgsinstrument medizinisch-berufliche Reha nun noch effizienter und flächendeckend im ganzen Land Baden-Württemberg anbieten zu können. „Wir sind sicher, dass davon viele Menschen profitieren werden“, unterstrichen die Vertragsunterzeichner.