Umfragen bescheinigen der Organspende grundsätzlich eine hohe Akzeptanz. Dennoch hat nur jeder Dritte seine Haltung in einem Organspende-Ausweis dokumentiert. Vor diesem Hintergrund präsentiert das Bündnis Organspende Baden-Württemberg zum morgigen Tag der Organspende (2. Juni) ein erweitertes Portfolio an Maßnahmen zur Aufklärung über die Organspende.
Im letzten Jahr hat die Organspende deutschlandweit einen neuen Tiefstand erreicht. Baden-Württemberg macht da trotz beispielhafter Förderung durch das Land keine Ausnahme.
Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha fordert eine breitere und intensivere gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema: „Beschäftigen Sie sich mit der Organspende, sprechen Sie mit Familie und Freunden darüber, treffen Sie nach reiflicher Überlegung Ihre ureigene, ganz persönliche Entscheidung und dokumentieren Sie diese in einem Organspende-Ausweis“, appelliert der Minister am Freitag (1. Juni) in Stuttgart an die baden-württembergischen Bürgerinnen und Bürger. Lucha, dessen eigener Organspende-Ausweis schon so zerfleddert war, dass er ihn erneuern musste, verrät: „Ich habe Ja angekreuzt – auch weil ich selbst ein Organ annehmen würde, wenn es mein Leben verlängern würde.“
Transplantationsbeauftragte sind bestens qualifiziert
Aufklärung am Bürger ist nur die eine Seite der Medaille. Die Wenigsten wissen, dass selbst manche Ärzte und Pfleger an den Entnahmekrankenhäusern wenig über die Organspende wissen. Denn Organspende ist weder obligatorischer Bestandteil des Medizinstudiums noch der Pflegeausbildung. Mit Mitteln der Baden-Württemberg Stiftung konnten bereits die Transplantationsbeauftragten in einem mehrtägigen Seminar für ihre wichtige Aufgabe geschult werden. Nun wird mit neuen Stiftungsmitteln die Schulung auf die Intensivteams ausgeweitet.
Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) erarbeitet gerade das Konzept dafür. „Die baden-württembergischen Transplantationsbeauftragten sind bestens qualifiziert. Nun gilt es, mit Hilfe der Fortbildung auch das weitere Klinikpersonal für die Organspende zu sensibilisieren. Denn die Fälle, in denen eine Organspende nach einem irreversiblen Hirnfunktionsausfall, dem so genannten Hirntod, in Frage kommt, sind für viele Kliniken eher selten. Dadurch wird nicht immer an die Möglichkeit einer Organspende gedacht. Unser Ziel ist, das Thema im Klinikalltag präsenter zu machen und das Erkennen möglicher Spender zu unterstützen“, berichtet Dr. Christina Schleicher, Geschäftsführende Ärztin der DSO Region Baden-Württemberg.
Sensibilisierungskampagne startet nächstes Jahr
Die Sensibilisierungskampagne an den Entnahmekrankenhäusern im Land soll nächstes Jahr starten. Geplant ist ein modulares, auf die jeweilige Klinik individuell anpassbares, hochwertiges Angebot.
Baden-Württemberg hat 120 sogenannte Entnahmekrankenhäuser – darunter versteht man Krankenhäuser mit Intensivbettenstation. Nur diese kommen für eine Organspende in Frage. Entnahmekrankenhäuser sind gesetzlich verpflichtet, einen Transplantationsbeauftragten für die Koordinierung dieser Aufgabe zu bestellen und im erforderlichen Umfang freizustellen. Die Schulung der Intensivteams ist auf die nächsten fünf Jahre angelegt.
Mit 14 ist man bereits alt genug, um die Organspende in einem Organspende-Ausweis abzulehnen. Mit 16 ist man alt genug, um der Organspende zuzustimmen. Zu alt für eine Organspende ist man nie. Die Entscheidung kann jederzeit neu überdacht, ausgeweitet, eingeschränkt oder revidiert werden. Das Bündnis Organspende Baden-Württemberg leistet dabei Hilfe durch sachliche Information und ergebnisoffene Aufklärung auf Märkten, Messen, in Betrieben, an Schulen.
Organspende: Informieren, entscheiden, Leben retten