Damit weitere Pilotprojekte im Bereich der Schuldnerberatung für Familien in Baden-Württemberg erproben können, wie eine rasche Hilfe gelingen kann, stellt das Land über 900.000 Euro zur Verfügung.
Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration stellt über 900.000 Euro zur Verfügung, damit weitere dreizehn Pilotprojekte im Bereich der Schuldnerberatung für Familien in Baden-Württemberg verschiedene Beratungsangebote erproben können (Tabelle Förderprojekte (PDF)). Das gab Sozialminister Manne Lucha am Dienstag (8. August) in Stuttgart bekannt. Bereits im Jahr 2020 konnten neun Pilotprojekte mit einem Fördervolumen von knapp 400.000 Euro mit der Arbeit beginnen. Damit wird das Land insgesamt 1,3 Millionen Euro für den Ausbau der Schuldnerberatung für Familien an 22 Standorten aufwenden.
GesellschaftsReport bestätigt Bedarf
Den Bedarf für den Ausbau der Schuldnerberatung für Familien hat der GesellschaftsReport BW „Überschuldung von Familien in Baden-Württemberg – Analyse und Ansätze zur Verbesserung der Schuldnerberatung“ 2-2022 (PDF) der FamilienForschung im Statistischen Landesamt nachgewiesen. Seit Veröffentlichung des Reports hat sich die Situation von Familien durch aktuelle Krisen wie den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, den Anstieg der Energiepreise und die Inflation weiter verschärft.
„Verschuldeten Familien muss rasch geholfen werden. Betroffene Kinder und Jugendliche trifft es dabei besonders hart. Hier müssen wir im Sinne des Kindeswohls gezielt zur Abmilderung der Lage beitragen“, sagte der Minister. „Beratung von überschuldeten Familien muss deren besondere Bedürfnisse in den Blick nehmen.“ Damit vor allem Familien gar nicht erst in die Schuldenfalle tappen, sind Vorsorge und eine frühzeitige Beratung wichtig.
Projekte erproben verschiedene Beratungsformen
Die Projekte setzen verschiedene Vorschläge aus dem GesellschaftsReport um, etwa soziale Schuldnerberatung an Orten anzubieten, an denen Eltern ohnehin sind, etwa in Familien- und Quartierszentren, Schulen und Kitas. Ferner werden speziell an den Bedarfen von Familien mit Kindern ausgerichtete Möglichkeiten der telefonischen, digitalen oder aufsuchenden Beratung geschaffen, ebenso Beratung mit der Möglichkeit der Kinderbetreuung. Neue Präventionsmaßnahmen wie Vorträge und Gruppenveranstaltungen ergänzen den Ausbau der Beratung. Vielfach werden Fachkräfte im Erziehungs-, Bildungs- und Gesundheitsbereich geschult, damit sie als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren fungieren und den Zugang zur Schuldnerberatung für die Familien erleichtern können. Auch wird die Vernetzung der Schuldnerberatung verstärkt, beispielsweise zu den sozialen Diensten, den Jobcentern und den vom Land geförderten Präventionsnetzwerken gegen Kinderarmut.
Hintergrundinformation
Der GesellschaftsReport ist Teil der Armutsberichterstattung des Landes, welche sich aus weiteren Berichtsformaten sowie einem Tagungsformat zusammensetzt.