Gleichstellung

Weltfrauentag: Frauen in Führungs- und Entscheidungspositionen noch immer gewaltig unterrepräsentiert 

Handschlag bei Vorstellungsgespräch

Frauen sind in Führungsstrukturen von Wirtschaft, Politik, Medien, Wissenschaft oder Kultur noch immer stark unterrepräsentiert. Die gleichberechtigte Repräsentanz und Teilhabe in allen Gesellschaftsbereichen ist aber eine zentrale Aufgabe unserer Demokratie.
 
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist weiblich. Dennoch sind Frauen in Führungsstrukturen in der Wirtschaft, in der Politik, in Medien und Wissenschaft oder der Kultur nach wie vor unterrepräsentiert. Auf diesen Missstand macht die Staatssekretärin Im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration, Dr. Ute Leidig, anlässlich des Weltfrauentags am 8. März aufmerksam.

„In Entscheidungsgremien werden wesentliche Weichen für das gesellschaftliche Miteinander gestellt. Um Erfahrungen, Perspektiven, Vielfalt und Bedürfnisse der gesamten Bevölkerung in gesellschaftliche Problemlösungen ausreichend einzubeziehen, müssen diese Gremien heterogen besetzt sein. Nur wenn unterschiedliche Perspektiven sichtbar sind und berücksichtigt werden, wird damit die Realität auch abgebildet“, so Leidig am Montag (6. März) im Vorfeld des Internationalen Frauentags in Stuttgart.

Vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen und Nachwirkungen durch die Pandemie, aber auch durch die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine sei es umso dringlicher, dass Frauen bei Entscheidungsprozessen gleichberechtigt mitwirken und direkt Einfluss nehmen. „Dazu zählt auch, dass Frauen paritätisch beteiligt sind und gleichberechtigte Zugangsmöglichkeiten zu Ressourcen, Macht und Partizipation erlangen“, so Leidig weiter.

Frauenanteil im Baden-Württembergischen Landtag: 29,2 Prozent

Besonders eklatant zeige sich das Ungleichgewicht in Parlamenten und politischen Ämtern. „Noch nie gab es ein Parlament in Deutschland, dass annähernd paritätisch mit Frauen und Männern besetzt war: Über 100 Jahre nach Einführung des aktiven und passiven Wahlrechts für Frauen liegt der Frauenanteil im 20. Deutschen Bundestag derzeit bei 34,7 Prozent, im Baden-Württembergischen Landtag bei 29,2 Prozent. Landesregierung und Landtag haben mit der Reform des Landtagswahlrechts die Weichen für einen entscheidenden Fortschritt zu einer höheren Frauenrepräsentanz gestellt. Bei der nächsten Landtagswahl im Jahr 2026 kann die Umstellung auf das Zweistimmenwahlrecht den Frauenanteil erhöhen, wenn die Parteien künftig paritätisch besetzte Landeslisten aufstellen und mehr Frauen in den Wahlkreisen nominieren. Das Kommunalwahlrecht ermöglicht ebenso eine gezielte, listenunabhängige Persönlichkeitswahl, bei der 2024 möglichst viele Frauen in ihren Regionen aktiv Einfluss nehmen und gewählt werden können“, betont Leidig.

Auch der aktuelle, sogenannte Gender Pay Gap von 2022 bestätige, warum Gleichstellungspolitik interdisziplinär und themenübergreifend angegangen werden müsse. Laut Statistischem Landesamt verdienten Frauen in Baden-Württemberg 2022 durchschnittlich 23 Prozent weniger als Männer.

„Frauen entscheiden sich oft für Berufe in Branchen mit geringerer Bezahlung, arbeiten häufiger in Teilzeit und haben seltener gut dotierte Führungspositionen inne“, so Leidig. Aber auch der bereinigte Wert betrage noch sieben Prozent Verdienstunterschied.

Bildung und Ausbildung sind entscheidend, aber alle sind angesprochen

„Damit muss Schluss sein. Hier bedarf es einer Anstrengung auf vielen Ebenen – Bildung und Ausbildung sind entscheidend, aber auch die Wirtschaft, öffentliche Arbeitgeber, die Wissenschaft und die sozialen Sicherungssysteme sind hier angesprochen. Mit der Gleichstellungsstrategie wollen wir genau solche Querschnittsthemen gemeinsam mit allen Ministerien und den unterschiedlichen Interessenvertretungen angehen“, so die Staatssekretärin.

Eine ressortübergreifende Gleichstellungsstrategie in dieser Legislaturperiode soll Mitbestimmung und Teilhabe von Frauen sowie gleichberechtigtere Zugangsmöglichkeiten zu Ressourcen, Macht und Partizipation schaffen. „Das ist wichtiger denn je: Dem Arbeits- und Fachkräftemangel kann am besten dadurch begegnet werden, dass das Potenzial weiblicher, gut ausgebildeter Fachkräfte besser als bisher ausgeschöpft wird“, so Leidig weiter.

Außerdem sei gerade während und nach der Corona-Pandemie eine Re-Traditionalisierung von Familienmodellen zu beobachten gewesen. Leidig appelliert: „Familienzeit und Sorgearbeit gilt für alle Geschlechter!“. Die Landesregierung habe einen klaren Kompass: „Mit Gleichstellung können wir sowohl unsere Wirtschaftskraft als auch das demokratische Gleichgewicht stärken. Denn Gleichberechtigung und Teilhabe, Vielfalt und Entfaltungsfreiheit machen unsere Demokratie aus, darauf basiert unsere freie Gesellschaft“, so Leidig abschließend.
 

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