Zecken sind blutsaugende Parasiten, die alle Wirbeltiere, auch den Menschen, befallen. Zecken können Krankheiten auf den Menschen übertragen. In Baden-Württemberg sind dies vor allem die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) sowie die Lyme-Borreliose.
Die FSME ist eine Virus-Erkrankung, die durch Zeckenstich auf den Menschen übertragen werden kann. Die Überträger-Zecken sind zwar in der ganzen Bundesrepublik verbreitet, enthalten das Virus jedoch vor allem im süddeutschen Raum. Zu den so genannten Risikogebieten, in denen die Infektionsgefahr durch FSME-Viren besonders groß ist, gehören Baden-Württemberg, Bayern, das südliche Hessen und das südliche Thüringen. In Baden-Württemberg besonders betroffen sind die Oberrheinische Tiefebene im Südwesten sowie das Bodenseegebiet. Außerhalb Deutschlands kommt die FSME vor allem im östlichen Europa vor, besonders in Österreich, Ungarn, Tschechien, der Slowakei, Polen und dem Baltikum.
Auskunft zu den aktuellen Risikogebieten in Deutschland und Europa veröffentlicht das Robert-Koch-Institut auf seiner Website.
In den Risikogebieten Deutschlands kann jede 20. bis 50. Zecke Virusträger sein. Die Zahl der registrierten FSME-Erkrankungen in Baden-Württemberg liegt zwischen 100 und 250 Fällen pro Jahr. Im gesamten Bundesgebiet liegt diese Zahl zwischen 300 und 500 Fällen.
Einen weiteren Infektionsweg stellt die orale Aufnahme über Rohmilch beziehungsweise Rohmilchprodukte dar. Ziegen, aber auch Kühe und Schafe, die von einer FSME-Virus-infizierten Zecke gestochen werden, können über mehrere Tage das Virus ausscheiden. Das Virus wird, vor allem bei Ziegen, in relativ großen Mengen in die Milch abgegeben und ist auch in daraus hergestelltem Frischkäse zu finden.
FSME-Infektionen verlaufen oft ohne Krankheitserscheinungen. Bei etwa einem Drittel der infizierten Personen können jedoch grippeartige Erscheinungen mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen auftreten. Bei fünf bis zehn Prozent aller Infektionen kommt es nach einem symptomfreien Intervall zu Hirnhaut- und Gehirn-Entzündungen, die vor allem bei älteren Menschen zu bleibenden Schäden führen können. Bei der FSME gibt es keine Behandlungsmöglichkeit. Einen sicheren Schutz bietet nur die Impfung, die allen Personen empfohlen wird, die gegenüber Zecken exponiert sind. Eine FSME-Impfung schützt nicht vor weiteren durch Zecken übertragene Krankheiten.
Die Lyme-Borreliose wird sehr viel häufiger durch Zecken übertragen als die FSME. Im Gegensatz zur FSME sind hier die Erreger Bakterien, so genannte Borrelien, und die Infektion ist nicht auf bestimmte Gebiete Deutschlands beschränkt. Im Durchschnitt tragen 10 bis 20 Prozent der Zecken diesen Erreger in sich. Erste Krankheitszeichen bestehen typischerweise in einer schmerzlosen Hautrötung, die noch bis zu zehn Wochen nach dem Zeckenstich auftritt und sich ringförmig ausbreitet.
Bei Streuung der Erreger über das Blut kann es zu grippeähnlichen Allgemeinerscheinungen, Fieber und Schweißausbrüchen kommen. Im Anschluss daran können sich die Borrelien in verschiedenen Organen festsetzen, was zu Gelenkentzündungen, Muskelschmerzen und Herzrhythmusstörungen führen kann. In weniger als fünf Prozent der Lyme-Borreliosen kommt es zu einem Befall des Nervensystems unter dem Bild von Nervenentzündungen und Hirnhautentzündungen.
Gegen die Erreger der Lyme-Borreliose gibt es bisher in Deutschland keinen Impfstoff. Die Erkrankung kann aber mit Antibiotika wirksam behandelt werden. Wichtig ist eine frühzeitige Diagnose. Die Wahrscheinlichkeit einer Erregerübertragung sinkt, wenn die Zecke frühzeitig entfernt wird. In der Regel werden die Borrelien erst 12 bis 24 Stunden nach erfolgtem Zeckenstich übertragen.
Geschlossene Kleidung – zum Beispiel die Hosenbeine in die Socken stecken – und festes Schuhwerk erschweren der Zecke den Kontakt zur Haut, bieten aber keinen absolut sicheren Schutz. Auch insektenabweisende Mittel, so genannte Repellentien, können einen gewissen, aber keine umfassenden Schutz bieten. Wer sich in einem möglichen Zeckengebiet aufgehalten hat, sollte sich nach dem Aufenthalt in der freien Natur oder in naturnahen Gärten am ganzen Körper sorgfältig untersuchen. Zecken stechen nicht direkt beim Kontakt mit dem Wirt, sondern suchen sich zunächst eine passende Körperstelle. Sie setzen sich bevorzugt in feucht-warmen Körperregionen fest, also in der Kniekehle, Leistengegend oder Achselhöhle.
Den besten Schutz gegen die FSME bietet die aktive Schutzimpfung, die für alle Personen, die gegenüber Zecken exponiert sind, in ganz Baden-Württemberg öffentlich empfohlen ist. Die Impfung kann ganzjährig durchgeführt werden. Es empfiehlt sich jedoch, mit der Grundimmunisierung in der kalten Jahreszeit zu beginnen, damit zu Beginn der Zeckenzeit ein Immunschutz besteht. Es besteht aber auch die Möglichkeit einer schnellen Immunisierung, bei der zwei bis drei Impfungen in kurzen Abständen gegeben werden. Es stehen gut verträgliche FSME-Impfstoffe für Erwachsene und Kinder zur Verfügung. Die FSME-Impfung schützt nicht vor den anderen durch Zecken übertragenen Krankheiten.
Zecken finden sich vor allem im lichten Unterholz bis ein Meter Höhe und im hohen Gras, aber auch in stadtnahen Parks und Gärten. Deshalb sind Jäger, Waldarbeiter, Wanderer, Pilzsucher und Camper besonders gefährdet. Auch Spaziergänger und Kinder sind potentielle Wirte, selbst wenn sie sich nur kurz in Wald und Wiese aufgehalten haben.
In den Monaten April bis Juni sind die Zecken am aktivsten. Durch die milden Temperaturen der letzten Jahre sind die Zecken allerdings das ganze Jahr über aktiv und es muss auch in den Wintermonaten mit einer Infektion der genannten Erreger gerechnet werden.
Zecken verankern sich durch ihre mit Widerhaken versehenen Mundwerkzeuge in der Haut und sollten nach einer Entdeckung schnellstmöglich entfernt werden. Dies gelingt zum Beispiel mit Hilfe einer sehr feinen Pinzette, mit der die Zecke ganz vorn an den Mundwerkzeugen gefasst und langsam nach oben herausgezogen wird. Andere Hilfsmittel sind so genannte Zeckenkarten oder eine feine Drahtschlinge (Zeckenlasso).
Die Zecke sollte möglichst schnell entfernt werden, da die Stichdauer, besonders bei der Übertragung der Borrelien eine entscheidende Rolle spielt. Wenn möglich, sollte die Stichstelle anschließend desinfiziert werden. Manchmal gelingt es nicht, die Zecke im Ganzen zu entfernen und Teile der Zeckenmundwerkzeuge bleiben in der Haut zurück. Diese sind jedoch unbedenklich, denn es befinden sich keine Krankheitserreger in ihnen. Nur beim Auftreten von Entzündungen sollte ein Arzt aufgesucht werden. Weitere Auskünfte oder persönliche Beratung erhalten Sie von Ihrem Arzt oder dem zuständigen Gesundheitsamt.