Die Wartelisten in den Kinder- und Jugendpsychiatrien werden werden immer länger. Das Land hat reagiert und schon vor einem Jahr 136 zusätzliche Plätze im Landeskrankenhausplan ausgewiesen. Wichtig ist jetzt, dass die Krankenkassen die auf zwei Jahre befristete Finanzierung überdenken.
Angesichts länger werdender Wartelisten bei den Kinder- und Jugendpsychiatrien im Land fordert Gesundheitsminister Manne Lucha längerfristige Behandlungskapazitäten. „Was mir bei meinem Vor-Ort-Termin hier im Klinikum Esslingen geschildert wurde, ist zum Teil dramatisch. Die Krankheitsbilder, an denen die Kinder und Jugendlichen jetzt nach der Corona-Pandemie leiden, werden schwerer, die Zahl der depressiven Kinder und Jugendlichen mit lebensverneinenden Gedanken bis hin zu akuter Suizidalität nimmt zu“, sagte Minister Lucha am Dienstag (14. März) bei seinem Besuch der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Klinikums Esslingen.
Ohne zeitnahe Behandlung kommt es zu chronischen Verläufen
Der Esslinger Chefarzt und Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Chefärzte der Kinder- und Jugendpsychiatrien, Dr. Gunter Joas, betonte: „Wenn Kinder und Jugendliche keine zeitnahe Behandlung und Unterstützung erhalten, kommt es zu chronischen Verläufen. Und das müssen wir alle gemeinsam verhindern. Die Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie verfügen über keinerlei Puffer mehr. Unsere Teams geben ihr Bestes.“ Auch Dr. Reta Pelz, Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Klinik an der Lindenhöhe in Offenburg und Co-Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft, betonte: „Wir möchten die Versorgung von seelisch kranken Kindern und Jugendlichen und deren Familien in Baden-Württemberg weiter verbessern.“
Das Land hat bereits reagiert und schon vor einem Jahr 136 zusätzliche Plätze in den Kinder- und Jugendpsychiatrien im Landeskrankenhausplan ausgewiesen. „Die Kliniken haben uns berichtet, dass es ihnen noch nicht gelungen ist, diese Behandlungsplätze vollumfänglich in Betrieb zu nehmen, auch weil die Krankenkassen die zusätzlichen Betten nur auf zwei Jahre befristet finanzieren wollen“, erklärte Minister Lucha. „Ich erwarte von den Krankenkassen, ihre Haltung in Bezug auf die zeitliche Begrenzung dringend zu überdenken. Wir brauchen diese Betten und Plätze dauerhaft für die Versorgung.“ Personal lässt sich – angesichts des großen Fachkräftemangels – nur schwer für befristete Stellen gewinnen. Auch bauliche Erweiterungen lohnen sich für die Kliniken nur, wenn sie diese dauerhaft betreiben können.
Zwei Drittel der Betten und Plätze aktuell in Betrieb
Das Gesundheitsministerium begleitet die Kliniken eng bei der Inbetriebnahme der 136 zusätzlichen Betten und Plätze. Aktuell sind ca. zwei Drittel der Betten und Plätze in Betrieb genommen. Oftmals konnten diese nur durch Nachverdichtung in bestehenden Räumlichkeiten geschaffen werden.
Im Land steht das Ministerium dazu mit allen Beteiligten im Austausch und steuert nach, falls dies erforderlich ist. Gesundheitsminister Manne Lucha tauscht sich regelmäßig im Landeskrankenhausausschuss mit Vertreterinnen und Vertretern der Krankenhäuser, der Krankenkassen, der Landesärztekammer, der kommunalen Spitzenverbände und der Patientenvertretung über konkrete Ansatzpunkte und Maßnahmen aus – die nächste Sitzung findet in dieser Woche statt.