Gesundheit/Digitalisierung

Baden-Württemberg und Bayern treiben Digitalisierung der Gesundheitsämter voran

Ziel der länderübergreifenden Kooperation ist eine schnelle digitale Vernetzung der Ämter und einheitliche Standards im Öffentlichen Gesundheitsdienst.

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Arzt tippt auf Laptoptastatur, darüber ist eine virtuelle Grafik mit Diagrammen und Dokumenten-Icons eingeblendet.

Baden-Württemberg und Bayern wollen ihre Gesundheitsämter gemeinsam digitalisieren. Bei einer Klausurtagung in Ulm bekräftigten beide Länder am Donnerstag (2. Oktober) das Ziel, die baden-württembergische Fachanwendung für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) künftig auch in Bayern einzusetzen und weiterzuentwickeln. Gleichzeitig soll das Bürgerportal und die Wasserfachanwendung aus Bayern gemeinsam weiterentwickelt und an die baden-württembergische Lösung ÖGDigital angebunden werden. Laut der baden-württembergischen Amtschefin im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration, Ministerialdirektorin Leonie Dirks, profitiert davon dann fast ein Drittel der Bundesbevölkerung. Ziel sei eine schnelle digitale Vernetzung der Ämter und einheitliche Standards im Öffentlichen Gesundheitsdienst.

„In Krisenzeiten ist schnelle Vernetzung entscheidend. Mit ÖGDigital können sich die Ämter künftig unkompliziert unterstützen, weil alle mit der gleichen Anwendung arbeiten. Außer Bayern interessieren sich auch weitere Bundesländer für die Mitnutzung der einheitlichen Fachanwendung“, teilte Dirks mit.

Digitalisierung im ÖGD gelingt nur gemeinsam

Auch das Bundesministerium der Gesundheit (BMG) begrüßte die länderübergreifende Kooperation. Der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin für Gesundheit, Dr. Georg Kippels MdB, unterstrich: „Die Digitalisierung im ÖGD gelingt nur, wenn wir zusammenarbeiten – Länder, Bund und Kommunen. Der im Pakt für den ÖGD geschaffene Schatz an digitalen Lösungen muss gehoben und bundesweit geteilt werden.“

Der Amtschef im Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention, Dr. Rainer Hutka, sagte: „Wir nutzen Synergien und schaffen ein einheitliches digitales Ökosystem. Davon profitieren Bürgerinnen und Bürger ebenso wie die Beschäftigten in den Gesundheitsämtern. Mit der Wasserfachanwendung WAFA und dem ÖGD-Bürgerportal ‚gesundheitsamt.bayern - Mein digitales Gesundheitsamt‘ leistet Bayern hier einen zentralen Beitrag.“

Schnelle digitale Vernetzung

Die Fachanwendung für den ÖGD namens ÖGDigital ist eine neue, cloudfähige Softwareplattform für alle Gesundheitsämter in Baden-Württemberg. Sie wird ab 2025 schrittweise ausgerollt und bündelt Fachanwendungen – von Einschulungsuntersuchungen bis zur Hygieneüberwachung. Ziel ist es, Prozesse zu vereinheitlichen, Daten sicher verfügbar zu machen und Ämter im Alltag zu entlasten.

Statt vieler Einzelprojekte verfolgt Baden-Württemberg seit 2022 einen zentral gesteuerten Ansatz: Alle Gesundheitsämter arbeiten mit, ihre Bedarfe wurden von Anfang an in die Entwicklung eingebunden. Durch die Kooperation mit Bayern wird dieser Weg nun bundesweit anschlussfähig. „Damit ist Baden-Württemberg eines der wenigen Bundesländer, das die digitale Transformation zentral, flächendeckend und nicht nur in Form von einzelnen Leuchtturmprojekten vorantreibt“, sagte Dirks.

Ein zentrales Anforderungsmanagement bestehend aus kooperierenden Ländern soll künftig dafür sorgen, dass neue Aufgaben oder rechtliche Änderungen schnell in die Software einfließen. Damit bleibt die digitale Infrastruktur aktuell und flexibel – auch über Ländergrenzen hinweg.

Pakt für den ÖGD

Der Bund investiert bis 2026 rund 800 Millionen Euro in die Digitalisierung der Gesundheitsämter. Das Projekt „Digitalisierung ÖGD BW“ wird aus diesen Mitteln gefördert.

Kernelement des Projekts ist die Bereitstellung der einheitlichen cloudfähigen und skalierbaren Fachanwendungslandschaft ÖGDigital für alle baden-württembergische Gesundheitsämter. Das neue Tool soll die Prozesse in allen Gesundheitsämtern vereinheitlichen und standardisieren. Das Projekt befindet sich derzeit in der Umsetzungsphase. Der Rollout von ÖGDigital erfolgt phasenweise von Anfang 2025 bis zum Ende der Projektförderung des Paktes für den ÖGD im März 2026:

  • Paket 1: Einschulungsuntersuchung, Zahngesundheit, Wasserhygiene, Begutachtungswesen
  • Paket 2: Hygienische Überwachung, Präventionsberatung, Todesbescheinigungen
  • Paket 3: Verwaltung Infektionsschutzbelehrung, Medizinalaufsicht, Masernschutz