Mit der Fachanwendungslandschaft ÖGDigital verfolgt Baden-Württemberg das Ziel, nicht nur eine zukunftsfähige Lösung für den eigenen Öffentlichen Gesundheitsdienst flächendeckend bereitzustellen, sondern diese auch für andere Bundesländer nutzbar zu machen. Im Vordergrund steht dabei ausdrücklich die kooperative Mitnutzung und nicht lediglich eine spätere Nachnutzung.
Das bedeutet, dass sich andere Bundesländer aktiv in den Entwicklungs- und Steuerungsprozess einbringen können. Hierfür ist ein zentrales länderübergreifendes Anforderungsmanagement vorgesehen. Voraussetzung dafür bildet ein internes zentrales Anforderungsmanagement je Bundesland, das die Anforderungen der einzelnen Gesundheitsämter zunächst strukturiert aufnimmt, priorisiert und dann in die gemeinsame Weiterentwicklung einbringt. Die Steuerung erfolgt durch das länderübergreifende, zentrale Anforderungsmanagement, das Transparenz schafft, Doppelarbeit vermeidet und sicherstellt, dass alle beteiligten Länder gleichermaßen profitieren.
Länderspezifisches Customizing
Die Fachanwendungslandschaft selbst ist als modulares Programmpaket konzipiert, das flexibel und skalierbar eingesetzt werden kann. Die Module lassen sich an die rechtlichen Rahmenbedingungen der jeweiligen Länder anpassen (zum Beispiel Unterschiede in der Einschulung-/Schuleingangsuntersuchung). Gleichzeitig werden alle Module und Funktionen dauerhaft in einem einheitlichen Programmpaket vorgehalten, um Synergieeffekte zu nutzen und die Pflege des Systems langfristig effizient zu gestalten. Länderspezifisches Customizing bleibt dort möglich, wo es aufgrund unterschiedlicher Rechtslagen oder organisatorischer Besonderheiten notwendig ist. Damit verbindet ÖGDigital die Vorteile einer einheitlichen IT-Architektur mit der notwendigen Flexibilität in föderalen Strukturen.
Technische Bereitstellung
Um den Zugang für andere Bundesländer möglichst niedrigschwellig zu gestalten, wird die In-House-Beauftragungsfähigkeit über govdigital angestrebt. Diese ermöglicht eine schnelle Nutzung und reduziert somit rechtliche und organisatorische Hürden für die Mitnutzung erheblich. Die Bereitstellung erfolgt dabei über einen öffentlichen Rechenzentrumsdienstleister als skalierbare Cloud-Anwendung, wie es in Baden-Württemberg durch die Komm.ONE realisiert wird. In den jeweiligen mitnutzenden Bundesländern ist vorgesehen, dass eine enge Kooperation zwischen der Komm.ONE und den dort vorhandenen öffentlichen Rechenzentren erfolgt. Dadurch wird gewährleistet, dass ÖGDigital auch länderspezifisch in die jeweiligen Verwaltungs-IT-Netze integriert werden kann, ohne die übergreifende Einheitlichkeit zu verlieren.
Darüber hinaus ist ÖGDigital offen, zum Beispiel für die Integration beziehungsweise Vernetzung mit bestehenden Portallösungen zu einem einheitlichen digitalen Ökosystem. So bleibt die vorhandene IT-Landschaft vor Ort nutzbar, während zugleich eine Harmonisierung und Modernisierung durch die zentrale Fachanwendung erreicht wird.