Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha hat unter dem Motto „Zusammen für Integration“ am Donnerstag (8. Mai) vor rund 400 Gästen im Kursaal in Bad Cannstatt den Integrationspreis des Landes verliehen. Ausgezeichnet wurden neun Projekte aus 236 Bewerbungen aus ganz Baden-Württemberg.
Die prämierten Initiativen, Projekte und Aktivitäten sind unterteilt in die drei Kategorien Kommunen & Verwaltung, Unternehmen & Verbände sowie Zivilgesellschaft und haben sich um die Integration neuzugewanderter Menschen und das Zusammenleben von Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte in Baden-Württemberg verdient gemacht.
„Jedes eingereichte Projekt, jede Initiative, jedes Engagement erzählt eine Geschichte von Mut, Kreativität und Verantwortung. Sie alle zeigen uns: Integration passiert nicht von selbst. Sie braucht Menschen, die Brücken bauen, Perspektiven schaffen und Chancen ergreifen. Jedes einzelne Projekt ist daher zu würdigen“, sagte Lucha bei der feierlichen Preisverleihung. Er bedankte sich ausdrücklich bei allen Bewerberinnen und Bewerbern für ihre Ideen, ihre Energie und ihren Einsatz. „Sie sind der Beweis dafür, dass unser Land nicht nur vielfältig, sondern auch engagiert und solidarisch ist.“
Auszeichnungen in drei Kategorien durch unabhängige Jury
Der Landesbeirat für Integration sowie weitere Expertinnen und Experten aus den Kommunalen Landesverbänden, dem Landesverband (post-) migrantischer Organisationen, der IHK Baden-Württemberg sowie der Handwerkskammer Baden-Württemberg und dem Sozial- und Integrationsministerium dienten als unabhängige Jury. In allen Kategorien wurden ein erster, zweiter und dritter Platz vergeben.
Liste der Preisträger
Nach intensiven Beratungen der unabhängigen Jury wurden folgende Preisträger aus den jeweiligen Kategorien gekürt:
Kategorie: Kommunen und Verwaltungen
Das Projekt hat die Jury überzeugt, weil es Initiativen von Geflüchteten aufgreift, diese unterstützt und die nötigen Werkzeuge zur Umsetzung bereitstellt. Geflüchtete werden so zu Handelnden, die zwar ohne Koffer gekommen sind, aber nicht ohne Talente. Was die Jury besonders beeindruckt hat, dass mit dem Programm neben dem klaren Empowermentansatz auch darauf geachtet wird, zu vernetzen und nachhaltige Strukturen zu schaffen. Zudem, so die Jury, sei der Ansatz innovativ und auf jedwede Kommune übertragbar.
Mit diesem Projekt zeichnet die Jury ein innovatives Konzept aus, dass die Sensibilisierung von Schülerinnen und Schülern zum Thema Flucht sowie den Abbau von Vorurteilen in den Blick nimmt. Ausgangspunkt sei die Schule in allen Formen. Werte wie Toleranz und Empathie für geflüchtete Menschen würden geschaffen. Durch die unterschiedlichsten Zugänge zum Projekt sei zudem eine breite Beteiligung möglich.
Das Projekt wurde von der Jury ausgezeichnet, weil es Frauen einerseits motiviert eigenständig zu handeln und andererseits einen geschützten Raum zur persönlichen Entfaltung bietet. Ausgezeichnet wird ein Empowermentprojekt für Frauen, dass mit niedrigschwelligen, kultursensiblen und alltagsnahen Angeboten, wie Sprachkursen mit Kinderbetreuung, Beratungs-, Bildungs- und Teilhabeangeboten, punktet.
Weitere nominierte Projekte der Top 10 aus dieser Kategorie:
- Landkreis Böblingen – Mind-Spring Junior (Empowerment für Kinder und Jugendliche sowie Eltern)
- Stadt Bad Rappenau – Projekt Jobcoaches
- Stadt Emmendingen – Fachstelle Zuwanderung und Integration/Forum Integration Emmendingen
- Göppingen – Projekt Ride2Empower
- Stadt Metzingen - Muss das wirklich weg? Kreativität und Nachhaltigkeit durch die Augen internationaler Frauen
- Stadt Neckarsulm – Zentrum für Mehrsprachigkeit Volkshochschule
- Stadt Offenburg – Demokratie und Stadtgeschichte für Geflüchtete
Kategorie: Unternehmen und Verbände
Mit dem Projekt anerkennt die Jury den ganzheitlichen Ansatz eines Unternehmens zur Integration seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hier werde Vielfalt nicht nur auf die sprichwörtlichen Fahnen geschrieben, sondern sie werde gelebt, so die Jury. Denn neben finanziellen Mitteln werden auch weitere Ressourcen wie Zeit und die Motivation zum Engagement eingebracht. Unentgeltlich angebotene firmeneigene Sprachkurse für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind hier nur ein Beispiel von vielen. Dabei wird die Belegschaft als Ganzes mitgenommen und eingebunden.
Mit diesem Projekt zeichnet die Jury ebenfalls einen ganzheitlichen Ansatz aus, der beispielhaft darstellt, wie es aussehen kann, wenn Unternehmen dem Fachkräftemangel begegnen und gleichzeitig gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Neben der Fachkräfteanwerbung aus dem Ausland werden diese durch alle Prozesse in Deutschland, wie die Anerkennung der Qualifikationen oder Wohnungssuche, begleitet und auch in weiteren Lebensbereichen unterstützt.
Die Jury war sich einig, dass dieses Kunstprojekt, das Perspektiven verschiedener gesellschaftlicher Gruppen im Themenfeld gesellschaftliches Zusammenleben und gesellschaftlicher Zusammenhalt bündelt und sichtbar macht, einen Preis verdient. Durch Begegnung, Dialog und ein gemeinsam produziertes Theaterstück trage es zur Sensibilisierung der Gesellschaft für Toleranz, Offenheit und zur Bekämpfung von Rassismus und Diskriminierung bei.
Weitere nominierte Projekte der Top 10 aus dieser Kategorie:
- Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Stuttgart e. V. - AWO Kids Cube
- Arbeiterwohlfahrt Schwäbisch Hall - Podast „ImPuls/Zusammenwachsen in Schwäbisch Hall“
- Elternstiftung Baden-Württemberg – frEi
- Fachdienst Jugend, Bildung, Migration Nürtingen der BruderhausDiakonie –Interkultureller Campus/Leben.Gestalten.Lernen
- Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (LmDR e. V.) Ortsgruppe Karlsruhe - Grenzenlose Theaterkunst
- Malteser Hilfsdienst e. V. - Workshops für geflüchtete Kinder: „Es war einmal IN-VICTA & Nuki…“
- step Stiftung - kick mobil/ Freiburger Bolzplätze
Kategorie: Zivilgesellschaft
Das Projekt hat die Jury beeindruckt, weil es zeigt, dass Integration, lernen, leben und arbeiten sowie Dorfkernbelebung, Begegnung und gutes Essen kein Widerspruch sein müssen. All das vereint der Sieger dieser Kategorie! Das Projekt schaffe einerseits erste Grundlagen für die Teilhabe und Integration von Geflüchteten, andererseits belebe es durch die Nutzung eines leerstehenden Gebäudes signifikant den Ortskern einer Kommune.
Das Projekt beeindruckte die Jury, weil es sich dezidiert mit einem Thema auseinandersetzt, das immer mehr ins Bewusstsein von Politik und Gesellschaft rückt. Zudem schafft es, durch ein Netzwerk bestehend aus Gesundheitspatinnen- und paten mit Migrationshintergrund, Psychologen, Flüchtlingssozialarbeit und Therapeuten, die Integration von psychisch belasteten Geflüchteten in die Regelversorgung zu ermöglichen. Damit wirke es ausgesprochen präventiv und trage zur Überwindung von Zugangsbarrieren im Gesundheitssystem vor Ort bei.
Das Projekt beeindruckte die Jury nicht nur, aber auch aufgrund seiner Dauer! Seit den 1990er Jahren engagiert sich der heute ausgezeichnete Verein für das Zusammenleben von Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte im ländlichen Raum. So schaffe er ein friedliches und harmonisches Leben vor Ort und begeistere Jung wie Alt für den Sport. Insbesondere aufgrund des breiten Angebotes (von Vorschulkindern bis zu Senioren bzw. Hochaltrigen) und des mit Leib und Seele gelebten integrativen bzw. inklusiven Ansatzes (u. a. gegenüber Zugewanderten oder von psychischen oder motorischen Einschränkungen betroffenen Menschen) biete der Verein tatsächlich Sport für alle an. Integration, wie sie sein soll!
Weitere nominierte Projekte der Top 10 aus dieser Kategorie:
- Angekommen in Bad Waldsee – ANGEKOMMEN/Ausstellung über das Ankommen
- Bike Bridge e. V. - Bike & Belong
- Bürgerhaus e. V. - Haus der Kulturen Reutlingen
- Interkulturellen Haus Mannheim e. V – KinderWeltHaus
- Internationales Begegnungszentrum Karlsruhe e. V. - Perspektive Now!
- Mensch: Theater! unterwegs e. V. - „Ich gebe Dir mein Ehrenwort!“/Theaterprojekt zur Sensibilisierung von Gewalt im Namen der Ehre
- PAuLA e. V. - Produktive Auseinandersetzung und Lebendige Anstiftung
Ergänzende Informationen
Der Landespreis für Integration wird in diesem Jahr zum zweiten Mal verliehen. Bei der Ausschreibung wurden in diesem Jahr insgesamt 236 Bewerbungen eingereicht (135 Bewerbungen aus der Kategorie Zivilgesellschaft, 53 Bewerbungen aus der Kategorie Kommunen und Verwaltung, 48 Bewerbungen aus der Kategorie Unternehmen und Verbände).
Die Preise sind mit insgesamt 18.000 Euro dotiert. Die Erstplatzierten erhalten jeweils ein Preisgeld von 3.000 Euro, die zweiten und dritten Plätze werden mit je 2.000 Euro bzw. 1.000 Euro bedacht.
Bilder der Preisverleihung in hoher Auflösung können in unserer Mediathek heruntergeladen werden.