Das Konzept Housing First
Im Housing-First-Konzept folgen die Strukturen den Bedarfen und Bedürfnissen von wohnungs- und obdachlosen Menschen. Housing First stellt zuerst einen Wohnraum zur Verfügung, bevor andere Unterstützungen angeboten werden. So wird Stabilität und Sicherheit geschaffen und die Wohnungslosigkeit unmittelbar beendet. Danach wird durch freiwillig nutzbare Unterstützungsangebote ein Raum geschaffen, in dem die Menschen sozialpädagogisch begleitet oder Probleme besprochen werden können, die zur Wohnungslosigkeit geführt haben.
„Housing First“ bedeutet nicht „Housing Only“: Ziel ist es, die erreichte stabile Wohnsituation langfristig zu sichern. Im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung des Menschen schließt Housing First auch die Verbesserung von Gesundheit, Wohlergehen und der sozialen Beziehungen der wohnungslosen Menschen mit ein.
Entstehung und Förderung von Housing First
Housing First hat seine Ursprünge in den USA und wird bereits in Finnland, Österreich und anderen europäischen Ländern erfolgreich umgesetzt. In Deutschland hat Ende 2018 Berlin als erstes Bundesland zwei Modellprojekte „Housing First“ eingerichtet, die wissenschaftlich begleitet wurden. Seit 2022 gibt es auch in Stuttgart ein Housing-First-Projekt.
Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration fördert im Zeitraum von 2024 bis 2026 in Kooperation mit der Vector Stiftung sechs Projekte im Land, die den Housing-First-Ansatz erproben.
Die Förderprojekte im Detail
Quantitative Ziele:
- jährlich 5-6 Wohnungen vermittelt = insgesamt 15-18 Wohnungen
- bis zu 13 Personen davon sind Ende 2026 noch immer im Mietverhältnis
- einmal wöchentlich soll ein Kontakt stattfinden
Qualitative Ziele
- Wohnraumakquise und Vermittlung von Wohnungen mit unbefristetem Mietvertrag
- Bereitstellen von verlässlichen Ansprechpersonen für Vermietende
- wertschätzende, bestärkende und befähigende Zusammenarbeit mit Teilnehmenden ohne Zwang und Sanktionen
- Unterstützungsleistungen vor, während und auch bei Beendigung des eingegangenen Mietverhältnisses
- Öffentlichkeitsarbeit und Einbeziehung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren
Details und Kontakt zu Housing First Heidelberg:
Housing First Heidelberg
Kontakt: kontakt@housingfirst-heidelberg.de
Das Projekt „Erst.Ein.zu:Hause“ richtet sich an wohnungslose Personen, die sich bereits länger als 12 Monate in der ordnungsrechtlichen Unterbringung befinden.
Quantitative Ziele:
- 11 in der Regel alleinstehende Personen werden in Wohnungen vermittelt und sind Ende 2026 noch im Mietverhältnis
- Schaffung von Austauschplattformen mit Klientinnen und Klienten sowie und Vermieterinnen und Vermietern
Qualitative Ziele:
- Vermittlung einer eigenen Wohnung über das Projektende hinaus
- Vorhaltung eines ergänzenden Angebots wohnbegleitender Hilfen (auch ohne mietvertragliches Verhältnis)
- Vernetzung und gemeinsame Konzeptentwicklung
Details und Kontakt zu Housing First Herrenberg:
Housing First Herrenberg
Kontakt: Bennet Melcher (b.melcher@herrenberg.de)
Projektziel ist die Einführung eines Housing-First-Angebots für Frauen, die Gewalt erlebt haben. Die bestehenden Angebote der Gewalthilfe stoßen bei wohnungslosen Frauen an ihre Grenzen, während in der Wohnungslosenhilfe Gewalterfahrungen kaum behandelt werden können.
Quantitative Ziele:
- Vermittlung von mindestens 10 Wohnungen
- Angebot von gezielten Unterstützungsleistungen bei allen Personen
Qualitative Ziele
- Sensibilisierung für Housing First und Gewalthilfe, Bestandsaufnahme und Informationsaustausch zu Hilfeangeboten
- Schaffung von sicherem und schützendem Wohnraum für Frauen mit Gewalterfahrungen
- Stärkung der Selbstwirksamkeit von Frauen durch Anwaltschaft und Unterstützung
Details und Kontakt zu Housing First Freiburg:
HILA - Housing First für Frauen
Kontakt: hila@diakonie-freiburg.de
Quantitative Ziele:
- insgesamt werden 15 Wohnungen vermittelt
- mindestens 12 Wohnungen sind Ende 2026 noch an dieselben Personen vermietet
Qualitative Ziele:
- Sensibilisierung der Öffentlichkeit für Wohnungslosigkeit
- Partizipation von Betroffenen
- Durchmischung von Bevölkerungsschichten durch gemeinsame Aktionen
- Aufbau eines multiprofessionellen Teams, Einbeziehung von Ehrenamt und Studierenden
- Vernetzung und Wissensaustausch zwischen Kooperationspartnerinnen und -partnern
Details und Kontakt zu Housing First Esslingen:
Durch das Projekt soll der Housing-First-Ansatz exemplarisch im Kontext der Mobilen Jugendarbeit erprobt und zusätzlich ein Pool ehrenamtlicher Wohnungspaten aufgebaut werden.
Quantitative Ziele:
- Beratung und Clearing bei mindestens 50 Personen
- davon werden mindestens 12 Personen in Wohnraum vermittelt (in 8-12 Wohnungen)
- mindestens 9 der vermittelten Personen halten den Kontakt zu Projektmitarbeitenden und nehmen Unterstützungsleistungen in Anspruch
- mindestens 9 der vermittelten Personen sind Ende 2026 noch im Mietverhältnis
Qualitative Ziele:
- Integration eines Housing-First-Konzepts in die Mobile Jugendarbeit
- Ausbau und Verstetigung der Zusammenarbeit mit WohnWerk e.V. und auch der städtischen GWG hinsichtlich Wohnraumakquise und Garantien für Vermieterinnen und Vermieter
- Aufbau eines Pools von ehrenamtlichen Wohnungspatinnen und Wohnungspaten und Schulung in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk ambulante Wohnungssicherung (NA-WO)
Details und Kontakt zu Housing First Reutlingen:
Housing First Reutlingen
Kontakt: Andreas Lude (a.lude@hilfezurselbsthilfe.org)
Das Angebot wird eingebettet in das bestehende regionale Gesamthilfesystem zur Überwindung von Wohnungslosigkeit. Der DORNAHOF Ravensburg – Württemberger Hof engagiert sich seit 1983 als Einrichtung der Wohnungsnotfallhilfe. Aufgrund langjähriger Zusammenarbeit mit Streetwork Arkade e.V. wurde eine enge Kooperation vereinbart.
Quantitative Ziele:
- Jährlich erfolgten mindestens fünf Vermittlungen in eigenen Wohnraum (mindestens 15 Vermittlungen in der gesamten Projektlaufzeit)
- Unterstützungsleistungen wurden von mindestens 70 Prozent der in Wohnraum vermittelten Personen in Form von niederschwelligen und flexiblen Angeboten angenommen
- Ein Beirat zu Entwicklung von Housing First als ein neues Wohnraumkonzept ist installiert und hat sich drei Mal jährlich getroffen
Qualitative Ziele:
- Housing First ist in einem kommunalen Gesamtkonzept zur Überwindung von Wohnungslosigkeit eingebunden
- Housing First ergänzt das bestehende Hilfesystem, um die Lebenssituation wohnungsloser Mensch in der Region zu verbessern und einer Abwärtsspirale wohnungsloser Menschen entgegenzuwirken.
- Angebot hochflexibler, multiprofessioneller, unbefristeter Unterstützung wird vorgehalten
Details und Kontakt zu Housing First Schussental:
Housing First Dornahof Schussental
Kontakt: housing-first@dornahof.de